Arnsberg. Warum Spielplätze so wichtig für unsere Kinder und ihre Entwicklung sind - und wie es mit potenziellen Gefahren aussieht
Der Stadtelternbeirat hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Interessen der Eltern von Kindergartenkindern zu stärken und bei Fragen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Diese Fragen werden seit Februar 2023 in verschiedenen öffentlichen Foren unter dem Titel „Alles Kinderkacke oder was?“ zu unterschiedlichen Themen gestellt und diskutiert. Kürzlich war es wieder so weit: In der Kulturschmiede trafen sich Vertreter und Vertreterinnen aus verschiedenen Bereichen der Stadt zum Thema „Hoch geschaukelt, weit gekommen – Wie Spielplätze unsere Kinder fo(e)rdern.“ Erläutert wurde, warum Spielplätze so wichtig für unsere Kinder und ihre Entwicklung sind und wie es mit potenziellen Gefahren aussieht.
Dabei geht es nicht nur um die Spielanlagen in Kindertagesstätten und Kindergärten, sondern auch um die Außengelände und Spielplätze im Stadtgebiet allgemein. Die Veranstaltung war gut besucht und 120 Interessierte verfolgten den Livestream über YouTube im Internet. Dipl.-Ing. Friedrich Blume hielt zu Beginn einen kurzweiligen Vortrag über die Risiken auf Spielplätzen und die rechtlichen Grundlagen und Normen zu diesem Thema. Als Sachverständiger für Spielplätze, bzw. unter Kollegen als „Sicherheitsfuzzi“, ist er für die Inspizierung und Abnahme von Spielplätzen zuständig. Blumes Fazit:Kein Spielplatz ist zu einhundert Prozent sicher. Er solle es auch gar nicht sein, denn ein Spiel mit Risiko sei für Kinder lebensnotwendig. Spielanlagen müssten so gestaltet werden, dass Kinder ihre Fähigkeiten austesten können, aber auch die Möglichkeit hätten, sich mal zurückziehen zu können.
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Podiumsteilnehmer waren dann, neben Friedrich Blume, Fabian Schrieck, stellvertretender Leiter des Jugendamtes der Stadt Arnsberg, Ralf Schmidt, Leiter des Fachdienstes Grünflächen, Forst und Friedhöfe, Anja Liebig, Erzieherin in der Bewegungskita „Kleine Strolche“, Dennis Mause, Motologe, und Sebastian Schulte, SEB und kaufmännischer Leiter beim Spielgerätehersteller FHS Holztechnik. Im Laufe der Beiträge aller PodiumsteilnehmerInnen kristallisiert sich heraus, dass Bewegung und Spiel die Motoren der kindlichen Entwicklung sind und wichtig für den Start ins Leben.
Spielgeräte und Spielanlagen müssten so gestaltet werden, dass Kinder sich entwickeln können. Sie müssen sich ausprobieren können, die Möglichkeit haben, den Umgang mit Risiko zu erlernen. Das spiegelt sich im Appell von Erzieherin Anja Liebig an die Eltern wider: Trau es deinem Kind zu! Es geht aber auch um die Schaffung von Ruheorten und Rückzugsmöglichkeiten, gerade im Bereich der Kitas, wo die Kleinen oft viele Stunden am Tag verbringen.
Auch bei den Spielgeräten selbst können und sollen nicht alle Risiken ausgeschaltet werden, obwohl durch das TÜV Siegel vorab die größtmögliche Sicherheit gewährleistet ist. Fabian Schrieck vom Jugendamt weist auf eine große Diskrepanz hin, die sich entwickelt hat. Zum einen ist da der Wunsch der Eltern nach möglichst spannenden und großen Spielgeräten für ihre Kinder, zum anderen ist ein manchmal schon übersteigertes Sicherheitsbedürfnis der Eltern zu erkennen. Es gäbe ebenfalls eine ungewöhnliche Entwicklung zu beobachten, die in den vergangenen Jahren stark zugenommen habe: Die Bewegungsfähigkeit und das Einschätzen von Risiken sei bei den Kindern nicht mehr so gut wie früher, wodurch das Risiko auf dem Spielplatz steige. Anja Liebig bestätigt dies in ihren Beobachtungen. Die Kinder würden unsicherer in der Bewegung, ihre Ausdauerfähigkeit würde sinken. Auch die Coronazeit habe da einen Einfluss gehabt, da den Kindern das gemeinsame Spiel miteinander fehlte und damit die Möglichkeit zum Lernen durch gegenseitiges Abgucken.
Spiel mit wenigen Geräten ist out
Letztendlich scheint sich das Spielverhalten der Kinder verändert zu haben und somit verändert sich auch der Spielplatz massiv. Das vorgegebene Spiel mit wenigen Geräten ist out. Eine Kombination aus Geräten auf spannend gestaltetem Gelände mit Rückzugsorten sind die neuen Anforderungen an einen Spielplatz. Interaktive Spielgeräte sind vielleicht eine gute Möglichkeit, Kinder von Smartphone und PC wegzulocken. Unerlässlich auf einem Spielplatz, da sind sich alle einig, ist die gute alte Schaukel, gerne auch mal als Nestschaukel zum Entspannen für die ganz Kleinen.
Ralf Schmidt, der Leiter des Grünflächenamtes, wirbt für Verständnis, weil von Planung bis Umsetzung einer Spiellandschaft oft viel Zeit vergeht, vielleicht sogar Jahre. Dafür sind allerdings auch Kita ErzieherInnen in Form von Beteiligungsprojekten in die Planung involviert. Caroline Linke bringt es auf den Punkt: Da steckt viel dahinter! Die Spiellandschaften im Raum Arnsberg wurden von Sebastian Schulte (SEB) mit den Topspiellandschaften des Ruhrgebiets gleichgesetzt. In dem Zusammenhang sprach er Ralf Schmidt ein großes Lob aus. Im Vergleich zu anderen Kommunen bewege sich die Stadt Arnsberg bei der Schaffung von Spielräumen mit hohem Spielwert im Freiraum auf hohem Niveau.
Außengelände der Kita Kleine Strolche zum Saisonbeginn fertig
Am Ende sind Fragen aus Publikum erwünscht. Es findet ein reger Austausch mit ErzieherInnen, Eltern und Behörden statt, wodurch so manches Problem entkräftet werden kann. Es gibt Nachfragen zu anscheinend „schlimmen Themen“ (O-Ton Ralf Schmidt) wie zur Fertigstellung des Außengeländes der Kita Kleine Strolche (Ralf Schmidt: Zum Saisonbeginn ist das Außengelände fertig!) oder eines seit langer Zeit fehlenden Spielplatzes auf dem Schreppenberg. Hier wurde gefragt, warum es nicht möglich sei, den vorhandenen Spielplatz der Offenen Ganztagsschule (OGS) mit zu nutzen. Dies sei der Stadt bewusst, da sei man dran, so Ralf Schmidt.
Zum Schluss wurde noch ein Geheimnis gelüftet: Die Kinder Arnsbergs sind auf dem beliebten Wasserspielplatz bald um eine Attraktion reicher, denn ein „Schiff“ wird kommen. Doch zunächst nimmt die Bürokratie in Form einer Ausschreibung ihren Lauf. Daher kann es leider noch ein wenig dauern, bis es den Spielplatz bereichert.