Arnsberg. Expressionistische Schätze aus der Sammlung des Sauerländers Gerhard Schneider werden ab November im Sauerland-Museum zu sehen sein.

Die Vorbereitungen für aktuelle Sonderausstellung zur Bierkultur in Südwestfalen sind noch gar nicht abgeschlossen, da laufen die Arbeiten für die nächste Ausstellung im Sauerland-Museum bereits auf Hochtouren.

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„Wir haben zwischen dem Ende von „Frisch gezapft“ am 29. September und der nun folgenden Ausstellung über Expressionismus mit geplantem Beginn am 21. November nur wenige Wochen Zeit. Da muss jeder Handgriff sitzen. Viel Spielraum haben wir nicht“, gibt Museumsleiter Dr. Oliver Schmidt zu. Seine Kollegin Dr. Ulrike Schowe ist trotzdem zuversichtlich, dass es gelingen wird. „Wir haben schon einen Vorteil, dass nach der Bier-Ausstellung nun eine Sonderausstellung mit Kunst-Schwerpunkt folgt. Wir können die Räume einfacher gestalten. Die Umbauten halten sich in Grenzen.“

Bundesverdienstkreuz für Dr. Gerhard Schneider: Der Kunstsammler (2. von rechts) hat sich verdient gemacht. Im Herbst werden zahlreiche seiner gesammelten Werke in Arnsberg zu sehen sein.
Bundesverdienstkreuz für Dr. Gerhard Schneider: Der Kunstsammler (2. von rechts) hat sich verdient gemacht. Im Herbst werden zahlreiche seiner gesammelten Werke in Arnsberg zu sehen sein. © Wagner

„Zerrissene Träume“ wird der Titel der folgenden Sonderausstellung sein. Als Untertitel wird „Politik und Gesellschaft im Spiegel expressionistischer Kunst“ angegeben. „Wir werden hiermit unsere kleine Trilogie zum Expressionismus vollenden“, freut sich Oliver Schmidt, der persönlich auch ein Freund dieser Stilrichtung ist, wie er erklärt.

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2021 habe man mit der August-Macke-Ausstellung das erste Mal expressionistische Kunst im Sauerland-Museum ausgestellt, später folgten in einer zweiten Exposition die rheinisch-westfälischen Facetten des Expressionismus. Nun soll der dritte Akt folgen. Ein wesentlicher Faktor dabei ist die Sammlung von eher unbekannteren Künstlerinnen und Künstler der Epoche durch den Sauerländer Sammler Gerhard Schneider.

Von den Nazis verfolgt

Der 1938 in Marsberg geborene Schneider hatte in den späten 1970er und frühen 1980er Jahren damit begonnen, die Werke zu sammeln. Viele der dafür verantwortlichen Künstlerinnen und Künstler waren von den Nationalsozialisten verfemt, zum Teil sogar verfolgt worden. Rund 200 dieser Werke, darunter Druckgrafiken, Malereien und auch einige Skulpturen werden in Arnsberg ausgestellt.

Maler Magnus Zeller hat 1914 das Werk „Apokalyptische Reiter“ geschaffen. Das Ölbild auf Leinwand soll auch in der Ausstellung im Sauerland-Museum zu sehen sein.
Maler Magnus Zeller hat 1914 das Werk „Apokalyptische Reiter“ geschaffen. Das Ölbild auf Leinwand soll auch in der Ausstellung im Sauerland-Museum zu sehen sein. © Magnus Zeller/Sammlung Schneider | Magnus Zeller/Sammlung Schneider

Dadurch, dass der Sammler in Olpe wohnt, sind die Transportwege nach Arnsberg relativ kurz und die Kosten bleiben überschaubar. „Das vereinfacht die Vorbereitung der Ausstellung signifikant“, unterstreicht Dr. Ulrike Schowe. Schwerpunktmäßig soll sich alles um die Zeit vom 1. Weltkrieg bis hin zum Erstarken der Nationalsozialisten drehen. „Nicht wenige Künstlerinnen und Künstler wurden in den 1920er Jahren von ihren Erlebnissen aus dem Krieg geprägt. Das spürt man auch in den Werken“, berichtet Dr. Oliver Schmidt. Gewalt und Technik seien in den Darstellungen zu erkennen.

Neues aus Sundern

Später folgte die kurze wirtschaftliche Blütezeit, ehe mit der Weltwirtschaftskrise und dem Aufkommen rechtsnationaler Kräfte in Deutschland erneut eine dunkle Zeit anbrach. „Dabei erkennt man bei einigen den Künstlerinnen und Künstler durchaus auch Widersprüche. Emil Nolde zum Beispiel war überzeugter Antisemit und Anhänger des Nationalsozialismus. Trotzdem wurde seine Kunst als entartet bezeichnet und Nolde wurde verfemt“, so Schmidt.

Interessant sei es auch zu sehen, wie die Nationalsozialisten manche der damals entwickelten Designs und die Typografie für sich entdeckten und zweckentfremdeten. Daher auch der Titel der Ausstellung: „Zerrissene Träume“.

Im Jahr 2021 hatte bereits die Ausstellung „Im Westen viel Neues“ im Sauerland-Museum für Aufsehen gesorgt. Auch dabei stand die Kunstrichtung Expressionismus im Fokus.
Im Jahr 2021 hatte bereits die Ausstellung „Im Westen viel Neues“ im Sauerland-Museum für Aufsehen gesorgt. Auch dabei stand die Kunstrichtung Expressionismus im Fokus. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Nicht zuletzt auch die Rolle der Frauen im Expressionismus beschäftigt die Kuratoren. „Entgegen damaliger gesellschaftlicher Normen sind Frauen von Beginn an im Expressionismus absolut gleichberechtigt gewesen. Sie durften zum Beispiel auch auf Kunstgewerbeschulen und hatten daher früh auch dasselbe Niveau wie ihre männlichen Kollegen.“ Malerinnen wie Fifi Kreutzer oder Lotte Prechner seien heutzutage zwar nicht so bekannt wie August Macke, Ernst Ludwig Kirchner oder Wassily Kandinsky. Umso spannender sei es allerdings, die eher unbekannten Werke zu entdecken und der Öffentlichkeit näherzubringen.

Angereichert wird die Ausstellung mit kulturhistorischen Objekten aus der regionalen Sammlung der Museumslandschaft des Hochsauerlandkreises und des Sauerland-Museums, um die künstlerischen Einflüsse auch im Sauerland und in Südwestfalen zu verorten. Von November 2024 bis Februar 2025 findet die Ausstellung im Sauerland-Museum in Arnsberg statt.