Hüsten. Von Pflegefachkräften bis hin zu Fachinformatikern – das Klinikum Hochsauerland hat immer den Fachkräftemangel im Blick.

Sie ist hilfsbereit, lernmotiviert, immer freundlich und in diesem Moment auch leicht errötet. Denn Dorothea Freiburg-Neuhaus schwärmt in den höchsten Tönen von ihrer „frischen Azubine“ Nicole Russmann. „Sie ist auch aktiv dabei - fordert auch das ein oder andere mal ein.“ Genau das sei es, was die Arbeit mit den jungen Pflegefachleuten in spe ausmache - und was ihr auch sehr viel Spaß bereite.

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Nicole Russmann ist die 21-Jährige, die gerade kaum weiß, was sie sagen soll, jedoch übers ganze Gesicht strahlt. Denn ein größeres Lob kann es für sie nicht geben. „Ich arbeite sehr gerne mit Menschen zusammen“, sagt sie, „und möchte den Patienten helfen.“ Es sei auch irgendwie ein Dank an ihre Gesundheit. Was direkt auffällt: Diese Frau ist ein fröhlicher und humorvoller Mensch. Begegnet einem mit einem Lächeln auf den Lippen und einer aufgeschlossenen Art. „Das Leben ist schöner, wenn man lacht“, sagt sie selbstbewusst, „ich arbeite gerne mit Humor.“

Die Wickederin ist eine von aktuell 396 (Dezember 2023 über alle drei Ausbildungsjahrgänge gerechnet) Azubis, die das Klinikum Hochsauerland ausbildet. Allein 318 davon zur Pflegefachfrau bzw. zum Pflegefachmann. Weitere 25 zur Pflegeassistenz, 24 zur Operationstechnischen Assistenz (OTA), 19 zu Medizinischen Technologen für Radiologie (MTR-A), eine Anästhesietechnische Assistenz, zwei Medizinische Fachangestellte, ein Azubi im Büromanagement, vier Azubis in der Fachinformatik für Systemintegration und zwei Elektroniker für Energie und Gebäudetechnik.

„Die meisten Auszubildenden bleiben im Klinikum Hochsauerland“

Im Jahr 2015 seien 69 junge Menschen ausgebildet worden. Betrachte man die Anzahl derjenigen, die aktuell eine Ausbildung im Klinikum machten (hierzu gehört auch das Krankenhaus in Meschede), sehe man, dass das Unternehmen bereits sehr früh vorausschauend geplant habe. „Schließlich darf man nicht vergessen, dass diejenigen, die wir in drei Jahren benötigen, schon jetzt ausgebildet werden müssten“, erklärt Ina Wegner. Daher habe sie die aktuellen Personalentwicklungen immer gut im Blick.

Generell lasse sich sagen, dass der Fachkräftemangels aufgefangen werden kann. „Die meisten Auszubildenden bleiben auch danach im Klinikum Hochsauerland“, so Wegner weiter, „bei denen, die gehen, sind es eher die persönlichen Lebensumstände, die sich ändern.“ Das seien unter anderem der demografische Wandel (Pflegebedarf/Pensionierung der Pflegefachkräfte) als auch persönliche Umzüge in andere Regionen der Liebe wegen. Zudem dürfe man nicht vergessen, dass nach wie vor viele Frauen in den Berufen tätig seien - und es damit auch immer wieder Frauen gebe, die in Elternzeit gingen. Und mancher junger Mensch, so schade das sei, schaffe auch die Ausbildung nicht.

Das Leben ist schöner, wenn man lacht, ich arbeite gerne mit Humor.
Nicole Russmann - Pflegefachfrau in der Ausbildung

Herausforderungen des Fachkräftemangels gestellt

Es sei auch manchmal gar nicht einfach, geeignete Auszubildende zu finden - auch wenn aktuelle Studien davon ausgehen, dass rund 2000 junge Menschen in der Region einen Ausbildungsplatz suchen. Der Kampf beginnt nicht erst dann, wenn Ausbildungen bereits absolviert und Lebensplanungen anstehen, sondern bereits vorher, wenn es darum geht, neue Auszubildende zu gewinnen.

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„Wir haben uns bereits vor einigen Jahren den Herausforderungen des wachsenden Fachkräftemangels gestellt und eine Strategie entwickelt, die uns heute zugutekommt“, sagt Ina Wegner, Pflegedirektorin im Klinikum Hochsauerland. „Wir gewinnen viele Auszubildende mit unseren breitgefächerten Aus- und Weiterbildungsangeboten.“ Insbesondere im Ausbildungsbereich habe sich das Klinikum bereits vor einigen Jahren aufgemacht, um eigene Fachkräfte auszubilden, die dann bestenfalls auch danach im Unternehmen bleiben.

Zudem sind neue Ausbildungszweige hinzugekommen. So gebe es die Ausbildung zur Operationstechnischen Assistenz erst seit 2022. Ebenso wie die Ausbildung zur Pflegefachassistenz oder innerhalb der Medizinischen Technologie für Radiologie. In diesem Jahr setzt das Klinikum zudem noch auf die Pflegefachkraft „Spezialisierung Kinder“ (ab Herbst 2024) und die Anästhesietechnische Assistenz (ebenfalls 2024).

Persönliche Entwicklung Teil des Konzepts

Nicole Russmann genießt ihre Arbeitszeit auf der neurochirurgischen Station im Neubau des Karolinen-Hospitals in Hüsten - insbesondere aber auch den Ausblick aus dem vierglasigen großen Fenster des Zweibettzimmers, in dem sie gerade steht. „Der Sonnenaufgang ist superschön anzusehen“, sagt sie, „und auch den Hubschrauber-Landeplatz kann man gut sehen.“ Jeden Tag erlebe sie etwas Neues, lerne neue Menschen kennen und arbeite in einem guten Team. „Egal, wie hoch der Stress ist - es geht nur mit einem guten Team“, sagt Abteilungsleiterin Dorothea Freiburg-Neuhaus, „und dazu zählen wir Praktikanten ebenso wie jeden einzelnen Auszubildenden oder jede Pflegefachkraft.“

Ihr fällt es leicht, die Theorie und die Praxis zu verknüpfen, was auch daran liegen könnte, dass das Klinikum ein „Rundumlernpaket“ schnürt. Denn als Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Münster bietet es nicht nur Ausbildungs-, sondern auch Weiterbildungsmöglichkeiten. „Wir versuchen, dass sich unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entsprechend ihrer persönlichen Entwicklung auch beruflich weiterbilden können“, so Ina Wegner weiter.

Dies sei mit einem umfassenden berufspraktischen Fort- und Weiterbildungsprogramm oder einem dualen Studium (Pflege) seit September 2021 (Intensivpflege ab September 2024) möglich. Zudem werden zum September dieses Jahres auch Master-Studiengänge angestrebt - im Medizinmanagement und in der Pädagogik.