Arnsberg. Eine Ausstellung zum Thema Bier wird im Sauerland-Museum gerade aufgebaut. Ein Exponat ist jetzt spektakulär angeliefert worden.
„Durch dieses Nadelöhr muss der Kessel durch“, zeigt Udo Büttner an. Der Metallgestalter steht vor einem zirka 80 Zentimeter Türflügel. Es geht um Millimeter. Draußen auf der Terrasse des Sauerland-Museums in Arnsberg steht ein gewaltiger, 400 Kilogramm schwerer Sudkessel, in dem einst Bier gebraut wurde.
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Wenn man es ganz genau nimmt, steht dort nur die Hälfte eines Sudkessels. Sein Pendant befindet sich auf dem Gelände der Brauerei Veltins in Meschede-Grevenstein. Die andere Hälfte ziert als Deko das Sudhaus des Unternehmens.
Der Sudkessel ist Teil der neuen Ausstellung über die Bierkultur in Südwestfalen im Sauerland-Museum. Vom 22. März bis zum 29. September können Besucher in der Exposition „Frisch gezapft! Das Bier und wir“ mehr über die Herstellung, Historie und den Konsum des Gerstensaftes erfahren. „Die Menschen finden in der Sonderausstellung ihre Lebenswelten wieder“, sagt Dr. Ulrike Schowe, stellvertretende Museumsleiterin. Eines wird es im Museum allerdings nicht geben: Bier selbst wird nicht ausgeschenkt.
In einem Raum geht es um die Rohstoffe zur Produktion von Bier, in einem anderen um den Konsum. Herzstück des dritten Raums - dieser steht für die Herstellung des Gerstensaftes - wird der gewaltige Sudkessel aus Kupfer sein.
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Allein schon die rötliche Farbe des Kupfers ist ein echter Hingucker. Damit dieser Glanz so richtig zur Geltung kommt, haben Matthias Henkel und sein Team fleißig polieren müssen. Insgesamt zwei Wochen war der Metallgestalter damit beschäftigt, den Kessel in Grevenstein auszubauen, aufzubereiten und dann für die Ausstellung vorzubereiten. „Der Kessel ist zwar groß und schwer, aber das Kupfer ist umgekehrt auch sehr flexibel. Wir mussten also ein Gestell entwickeln, mit dem man die Gefäßhälfte stabilisiert, damit alles transportfähig ist“, erklärt Handwerker Henkel.
Der Unternehmer aus Bad Fredeburg arbeitet täglich mit unterschiedlichsten Metallen, aber einen Sudkessel hat er nicht alle Tage in den Händen. „So ein Sudkessel wird heute gar nicht mehr produziert. Das ist noch echte Handwerkskunst, ein Stück deutsche Industriegeschichte. Er ist in den 1950er-Jahren in Essen hergestellt worden.“ Henkels Augen leuchten. Gemeinsam mit seinen Kollegen Eric Stahl und Udo Büttner beobachtet er, wie das schwere Exponat mit dem Lkw angeliefert und dann per Kran auf die Terrasse des Museums gehievt wird.
Von der Terrasse des Museums aus muss das Ungetüm mit viel Geschick und dem Einsatz menschlicher Kraft vorsichtig durch die Türe manövriert werden. Vor und zurück, rechts und links wird probiert, ehe alles funktioniert und der Kessel an seinen Bestimmungsort kommt. Museumsleiter Dr. Oliver Schmidt ist erleichtert, als das Exponat aufgebaut ist. „Man kann viel im Vorfeld planen und trotzdem gibt es Unwägbarkeiten, die eintreten können. Deshalb ist das immer ein aufregender Moment“, erklärt der Wissenschaftler.
Jede Menge Vorarbeit und Planung waren notwendig. Seit rund zwei Jahren plane man an der Ausstellung, deuten Schmidt und Schowe an. Veltins sei auf das Museum zugegangen und habe angeboten, angesichts des 200-jährigen Firmenjubiläums Exponate für eine Ausstellung zur südwestfälischen Bierkultur zur Verfügung zu stellen. In Arnsberg war man direkt Feuer und Flamme.
Museumsleiter Schmidt betont allerdings: „Die Firmenhistorie von Veltins ist zentraler Bestandteil der Ausstellung, aber wir präsentieren auch andere Brauereien aus Südwestfalen und zeigen etwas über die Brautradition im Sauerland. Das wird keine Veltins-Werbeveranstaltung!“
Neben der Metallgestaltungsfirma waren noch weitere Akteure in die Anlieferung des Sudkessels involviert. Eine Spedition für den Lkw-Transport musste ebenso beauftragt werden wie das Kranunternehmen aus Oeventrop, damit der Kessel hochgehoben werden konnte. Auch eine Schreinerei aus Freienohl und die Haustechniker des Museums zeigten ihr Können. Insgesamt zehn Personen sorgten für den reibungslosen Ablauf. Möglich war dies alles auch deswegen, weil die Polizei HSK für die Anlieferung die Straße zwischenzeitlich gesperrt hatte.
Nach etlichen Stunden harter Arbeit sind Matthias Henkel und seine Kollegen nun fertig. Was mit dem halben Sudkessel nach der Ausstellung passiert, ist noch unklar. „Das klärt sich in den nächsten Wochen“, sagt Henkel. Im Archiv des Museums kann er nicht bleiben. Das macht Ulrike Schowe klar. „Wir haben unten im Keller leider keinen Platz.“