Sundern. Nach Betreuungsdesaster in der neuen Sunderner Kita und ersten Kündigungen der Verträge: Stadtverwaltung meldet sich zur Situation.
„Gerade gestartet und noch mitten in der Eingewöhnungszeit befinden sich die Kinder und Pädagoginnen der Kita Wasserspiel schon voll im Karnevalsfieber“, schreibt das Socialteam der Stepke Kitas am Donnerstagmorgen auf ihrer Facebookseite. Und während einige der Kinder in die geschmückte Unterwasserwelt eintauchen, organisieren die Eltern bereits die Betreuung der nächsten Stunden. Denn aktuell seien, so ein Vater (Name der Redaktion bekannt), ihre Kinder nur ein bis zwei Stunden täglich in der Kita - offensichtlich aus Personalgründen. Eine Kündigung des Betreuungsvertrages mit der Step Kids KiTas gGmbH liegt dieser Redaktion vor.
Die Stadtverwaltung Sundern bedauere die Situation sehr, habe jedoch keinen Einfluss darauf, „da sie nicht Träger der Kita ist und zudem keine Betriebserlaubnis hat“, so Alicia Sommer, Stadtsprecherin. „Die entsprechende Fachabteilung der Stadtverwaltung steht im kontinuierlichen Austausch mit der Stepke-Kita.“
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Doch von vorn: Die Eröffnung (ursprünglich geplant zum 1. August 2023) wurde zweimal verschoben - einmal um ein paar Monate auf November 2023, ein weiteres Mal dann auf Januar 2024. Schon damals mussten Eltern spontan umdisponieren und schauen, wie sie ihren beruflichen wie auch familiären Alltag ohne Kita-Betreuung managten. „Egal, welchen Job ich mache – ich habe keine Chance, meinen Sohn zu der Zeit zu betreuen“, sagt Jennifer, eine Mutter, die gerade ihre Elternzeit beendete. Infolge kündigte sie ihren Job, um zumindest noch Arbeitslosengeld zu erhalten.
Am 8. Januar konnte die Stepke Kita dann endlich die Eröffnung ihres „Wasserspiels“ feiern - in den sozialen Medien mit einem Foto, dass das große Betreuungsteam zeigte. Wer nun jedoch glaubt, die Betreuungsengpässe der Familien seien damit behoben worden, der irrt. „Schon bevor wir unser Kind das erste Mal in die Kita brachten, sollten wir angeben, wann unser Kind während der Eingewöhnungsphase in die Kita kommt“, so der Vater weiter, „vormittags oder nachmittags.“
Er arbeite im Schichtdienst und habe mit seinem Arbeitgeber vereinbart, nur noch in der Spätschicht zu arbeiten, damit er sich vormittags, während seine Frau arbeite, um das gemeinsame Kind kümmern könne. „Meine Frau und ich geben uns nur noch die Türklinke in die Hand. Das nagt auch am Familienleben“, sagt er. Planungssicherheit hat keiner der beiden Ehepartner.
Personal aus anderen Stepke-Kitas hilft aus
Was anfangs als Eingewöhnungsphase deklariert worden sei, entpuppe sich aktuell jedoch als Standard. Denn noch immer, auch einen Monat nach dem 1. Kindergartentag, würden die Kinder nach ein bis zwei Stunden „nach Hause geschickt“. Seine Erzählungen klingen nach einem streng durchgetakteten „Aufenthaltskalender“ der Kinder, um den Personalschlüssel so gering wie nur möglich halten zu können.
„Aufgrund der aktuellen Situation mit dem nicht eingehaltenen Personalschlüssel und die dadurch nicht gewährleistete Phase der Eingewöhnung respektive der generellen Betreuung unseres U3-Kindes, kündigen wir den Vertrag“, heißt es daher in einer der ersten Kündigungen der Betreuungsverträge. Die Situation in einer der Gruppen sei untragbar, da für die zwölf Kinder lediglich eine Bezugsperson zugegen sei - die zweite Fachkraft sei ein Springer und stelle keine Bezugsperson dar. Zumal diese auch in den letzten zwei Wochen mindestens vier Mal gewechselt habe.
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Offensichtlich werden Betreuerinnen und Betreuer aus umliegenden Stepke Kitas in Arnsberg, Hüsten und Moosfelde „abgeordert“, das Team in Sundern entsprechend zu unterstützen. So geht es auch aus der Stellungnahme der Abteilung Marketing/PR des Regionalbüros NRW in Wuppertal hervor, in der es heißt: „Um den Kindern eine optimale Betreuung zu ermöglichen, unterstützen sich unsere Kitas solidarisch. Das heißt, wenn z. B. aufgrund der aktuell jahreszeitlich bedingten Krankheitswelle Personal in einer Kita ausfällt, dann können – sofern es erforderlich erscheint und möglich ist – Kolleginnen aus anderen (nahegelegenen) Einrichtungen aushelfen.“
Kita-Personal tut sein „Menschenmögliches“
Die Stepke-Kita Wasserspiel habe erst vor einem Monat eröffnet und einige Kinder befänden sich aktuell noch in ihrer Eingewöhnung. Daher könne es in dieser Zeit zu abweichenden und verkürzten Betreuungszeiten kommen, teilt das Regionalbüro weiter mit. Dass tatsächlich ein Personalmangel existiert, wird nicht bestätigt.
Und auch, wenn die kündigenden Eltern klarstellen, dass sowohl die Fachkraft der Gruppe als auch die Einrichtungsleitung Jessica Schulte-Bauerdick ihr Menschenmögliches getan hätten, um die Situation aufzufangen, ordnen sie diese Personalsituation als „verheerend“ ein. Erst recht wenn einmal bedacht werde, dass die Eröffnung des Standortes Sundern bereits im November letzten Jahres hätte stattfinden sollen - es dennoch trotz erheblicher Verzögerungen nicht gelungen sei, die Personalverordnung gem. KiBiz einzuhalten. Eine Verbesserung sei in naher Zukunft nicht erkennbar und auch nicht kommuniziert worden.