Arnsberg/Sundern. Die WP stellt Menschen vor, die sie 2023 beeindruckten, deren Geschichte bewegte - oder die einfach ganz besondere Typen sind.

Redakteurin Anja Jungvogel durfte im Mai dieses Jahres über den 90. Geburtstag des Bäckermeisters Karl Wintz berichten. In Sundern und in Arnsberg kennt und liebt man den Altenhellefelder, der auf Volksfesten und Weihnachtsmärkten sein deftiges Steinofenbrot verkauft. Immer wieder läuft der rüstige 90-Jährige einem über den Weg - zuletzt gesehen auf den hiesigen Weihnachtsmärkten mit seinem fahrbaren Holzofen, aus dem er knusprig gebackenes Roggenbrot zaubert. An seiner Seite stärkt Ehefrau Ursula (76) ihm den Rücken. Sie hält seit 60 Jahren zu ihrem Karl und hat zwei Kinder mit ihm großgezogen, die mittlerweile in Berlin und in Los Angeles wohnen. Dennoch findet die Familie oft auf dem heimeligen Bauernhof in Altenhellefeld zusammen und feiert das Leben. Einfach schön und könnte ewig so weitergehen! (juvo)

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Nur knapp 10 Monate nach seiner Krebsdiagnose sitzt David Bögel wieder im Rettungswagen.
Nur knapp 10 Monate nach seiner Krebsdiagnose sitzt David Bögel wieder im Rettungswagen. © Arnsberg | Thora Meißner

Eine echte „Type“ ist für Redakteurin Thora Meißner der Sanitäter David Bögel, den sie Anfang Oktober dieses Jahres traf. Der 34-Jährige saß nur 283 Tage nach seiner Krebsdiagnose „Leukämie“ wieder selbst im Rettungswagen, um Menschenleben zu retten. „Ich war viel zu lange weg - 6792 Stunden oder auch 407.520 Sekunden“, sagte David seinerzeit und lachte. Mit Humor, Durchhaltevermögen, seiner Freundin und einer glücklicherweise gefundenen Stammzellenspende besiegte er den Krebs auch diesmal. Damals organisierten seine Kolleginnen und Kollegen eine Typisierungsaktion. Bereits im März blickte David trotz hoffnungslos erscheinender Situation optimistisch in die Zukunft, ließ sich nicht durch seine Krankheit „herunterziehen“. Denn einerseits war es nicht das erste Mal, dass er einen Krebs besiegte, andererseits sagte er schon damals: „Wenn wir schon für mich niemanden finden, dann aber hoffentlich für andere. Dann haben wir unseren Job gemacht.“ (TM)

Oberst Heinrich Veh fand auf dem Jägerfest die richtigen Worte.
Oberst Heinrich Veh fand auf dem Jägerfest die richtigen Worte. © WP

Ein Moment, den Redaktionsleiter Martin Haselhorst nie vergessen wird. Und ein Mann, der in einer außergewöhnlichen Situation ganz besondere Größe bewies. Am 18. August 2023 musste Heinrich Veh als Oberst der Neheimer Jäger auf die Bühne des Festzeltes auf dem Neheimer Markt treten und ein Fest eröffnen, über dem durch den plötzlichen Tod der 19-jährigen Tochter Celine des Königspaares Sonja Beringhoff und Ingo Kölling ein unermesslich dunkler Schatten lag. Innerhalb weniger Stunden musste Heinrich Veh in emotionaler Zerrissenheit entscheiden, ob und wie ein Fest gefeiert werden kann, das eigentlich nicht mehr zu stoppen war. Der Oberst fand sichtlich bewegt in einem in Trauer verharrten Festzelt genau die richtigen Worte und den passenden Ton, der die Jägerfest-Gemeinde im stillen Gedenken und Mitgefühl einen langen Moment innehalten ließ. (hase)

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Witwe Wiebke Nickel mit dem zwölfjährigen Lukas und der einjährigen Lilly
Witwe Wiebke Nickel mit dem zwölfjährigen Lukas und der einjährigen Lilly © Eric Claßen | Eric Claßen

Begegnungen wie diese tun weh. Gerade als junger Familienvater hinterließ diese traurige Geschichte unseren Reporter Eric Claßen tief betroffen. Und doch war er beeindruckt, wie Wiebke Nickel aus Hachen als Mutter von vier Kindern im Alter von 1 bis 12 Jahren mit der Situation umging, als ihr Mann in den Sommerferien urplötzlich verstorben war. Sie musste Tod und Trauer verarbeiten und gleichzeitig für ihre Kinder da sein - und das, obwohl von einem Tag auf den anderen die wirtschaftliche Existenz der Familie bedroht war. Die Familie war erst im Herbst 2022 für einen Neuanfang aus Köln ins Sauerland gezogen. (ec)

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Justus Kerstin wurde vom Stotterer zum Therapeuten.
Justus Kerstin wurde vom Stotterer zum Therapeuten. © WP | Martin Haselhorst

Diese Geschichte beeindruckt. Ein junger Mann spricht über seinen Leidensweg als „Stotterkind“. Der 21-jährige Justus Kerstin aus Neheim erzählt unserem Redaktionsleiter Martin Haselhorst offen, wie er mit seiner Stotterproblematik umzugehen gelernt hat, wie sehr er unter Ausgrenzung und Ängsten gelitten hat und was ihm geholfen hat. Heute studiert der Neheimer Logopädie und ist auch in einem Intensivcamp für stotternde junge Menschen in Hannover therapeutisch tätig. Seine Symptomatik des Stotterns hat er heute weitestgehend im Griff, das Herzrasen in Gesprächssituationen ist noch nicht weg. Justus Kerstin wünscht sich mehr Verständnis für stotternde Menschen und deren oft schwierige Situation. Für Betroffene ist er ein echter Mutmacher. (hase)

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Wilfried Gothe, umtriebiger Geschäftsführer von Haus & Grund Neheim-Hüsten
Wilfried Gothe, umtriebiger Geschäftsführer von Haus & Grund Neheim-Hüsten © Martin Schwarz | Martin Schwarz

Der Begriff „Urgestein“ mag ab und an überstrapaziert werden, doch dem Neheimer, den Redakteur Torsten Koch im April im Interview näher kennenlernen durfte, steht er perfekt zu Gesicht: Seit 34 Jahren (!) ist Wilfried Gothe inzwischen Geschäftsführer von „Haus & Grund Neheim-Hüsten e.V.“. „Wenn ich das nicht mehr machen kann, würde mir etwas fehlen“, meinte der im Oktober dieses Jahres 74 Jahre alt gewordene Immobilien-Fachmann, der noch lange nicht ans Aufhören denkt. Besonders im Gedächtnis geblieben ist Torsten Koch sein Satz: „Manchmal kommen Kunden rein und sagen: ’Herr Gothe – Sie sind ja immer noch da...’; das fasse ich als Kompliment auf...“ Sachverstand, verbunden mit Bescheidenheit und sympathischer Ausstrahlung - Respekt! (koch)

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Tim Drinhaus war auf Wohnungssuche in Arnsberg. Unter anderem.
Tim Drinhaus war auf Wohnungssuche in Arnsberg. Unter anderem. © Arnsberg | Torsten Koch

Auch wenn Internes zu beschreiben, nicht wirklich zu den Freuden der Chefin vom Dienst, Gökcen Stenzel, gehört, so war es doch eine Freude, den Redaktionspraktikanten Tim Drinhaus kennenzulernen, einen ganz besonderen jungen Mann. Er will entdecken ohne anzuecken, lernen ohne zu belehren, finden ohne zu erfinden: Alle Hinweise saugte der 19-Jährige auf wie ein Schwamm, um sich nach ihnen zu richten, kein Fehler passierte ihm ein zweites Mal. Zugleich trug er viele gute Themen in die Redaktion, bewies untrügliches journalistisches Gespür - gepaart mit einem freundlichen Wesen. In ihren vielen Jahren als Leitende Redakteurin hat Gökcen Stenzel nicht wirklich viele Praktikanten kennengelernt, die die beschriebenen Eigenarten aufwiesen. Sie freut sich schon auf ein Wiedersehen mit Tim, der dann Freier Mitarbeiter dieser Redaktion sein wird. (gök)

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Krishna Prasath findet klare Worte, wenn es um KI geht.
Krishna Prasath findet klare Worte, wenn es um KI geht. © WP

Keine Branche ist aktuell mehr in aller Munde als seine. Krishnamoorthy Prasath ist IT-Experte und Unternehmer mit Sitz in Oeventrop, der mit seiner expandieren Firma P-Cation die Lösungen für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz in Betriebsabläufe entwickelt. Sein beruflicher Werdegang ist für unseren Redaktionsleiter Martin Haselhorst ebenso beeindruckend wie seine Geschichte: Der in Sundern groß gewordene 39-Jährige ist in Sri Lanka geboren. Mit seiner Firma ist er international unterwegs. Er fordert, dass sich sowohl Privatpersonen als auch Entscheider in der Wirtschaft schnell mit dem Thema Künstliche Intelligenz auseinandersetzen. „Die künstliche Intelligenz wird alle überrollen, die sich nicht mit ihr befasst haben“, sagt Krishnamoorthy Prasath. (hase)

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Toller Auftritt: Oliver Ruhnert, Sportchef des Fußball-Erstligisten 1. FC Union Berlin und gebürtiger Hüstener, spricht während der 17. Sauerländer Fußball-Nacht im Knappensaal in Arnsberg.
Toller Auftritt: Oliver Ruhnert, Sportchef des Fußball-Erstligisten 1. FC Union Berlin und gebürtiger Hüstener, spricht während der 17. Sauerländer Fußball-Nacht im Knappensaal in Arnsberg. © WP | Georg Giannakis

Einen Akteur aus dem Profi-Fußball als „bodenständig“ zu charakterisieren, wird bisweilen sicherlich überstrapaziert. Und doch gibt es vor allem einen Sauerländer Macher in der 1. Fußball-Bundesliga, der aus Sicht von Sportredakteur Philipp Bülter typische Sauerländer Eigenheiten wie ehrliche Arbeit, klare Kante und enormen Fleiß verkörpert wie kein Zweiter: Oliver Ruhnert. Der gebürtige Hüstener ist Sportchef des 1. FC Union Berlin und hat sich bei den „Eisernen“ in den vergangenen Jahren unter anderem mit dem Sprung aus der 2. in die 1. Liga und anhaltenden Erfolgen bis hinein in die Champions League ein Denkmal gesetzt.

Im Sommer weilte der damals 51-Jährige bei der 17. Sauerländer Fußball-Nacht dieser Zeitung und wurde im Arnsberger Knappensaal mit dem Sonderpreis der WP ausgezeichnet. Damals reiste Ruhnert mitten in der für ihn besonders arbeitsreichen Sommer-Transferphase an – für den Sauerländer, der nach wie vor auch als Schiedsrichter im Amateur-Fußball Spiele pfeift, war das eine Ehrensache. Ruhnert zeigte sich gut informiert über den Fußball im Hochsauerlandkreis und legte einen formidablen Auftritt hin, der bewies: Im Milliardengeschäft Fußball kann man auch am Boden bleiben. (pbü)

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Elisabeth Richter aus Arnsberg kämpft noch immer gegen ihre Brustkrebserkrankung an.
Elisabeth Richter aus Arnsberg kämpft noch immer gegen ihre Brustkrebserkrankung an. © WP | Privat

Elisabeth Richter, eine starke Frau aus Arnsberg. Sie nahm den Kampf gegen den Krebs auf und möchte mit ihrer eigenen Geschichte nun anderen Betroffenen Mut machen. „Als ich die Schockdiagnose Brustkrebs von meinem Arzt erhielt, brach erst einmal eine ganze Welt für mich zusammen“, verrät die Arnsbergerin. Sie dachte an Schmerz, Leid und natürlich an den Tod. Doch sie kämpfte gegen die Krankheit an, versteckte sich nicht. Ganz im Gegenteil: Elisabeth Richter ging mit ihrem Schicksal an die Öffentlichkeit, wollte ein Tabu brechen. Sie gründete eine Selbsthilfegruppe und gibt heute anderen Frauen Kraft, mit der Diagnose „Brustkrebs“ umzugehen und Wege aus der Dunkelheit zu finden. (juvo)

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