Neheim. Haus & Grund-Geschäftsführer Wilfried Gothe denkt noch lange nicht an Aufhören.

Seit fast 34 Jahren (!) ist Wilfried Gothe inzwischen Geschäftsführer von „Haus & Grund Neheim-Hüsten e.V.“. Während der kürzlich abgehaltenen Jahresversammlung der Eigentümerschutz-Gemeinschaft wurde er außerdem als deren zweiter Vorsitzender im Amt bestätigt. Wir haben mit „Mr. Haus & Grund“ über seine Arbeit und seine Motivation gesprochen.

Wo haben Immobilienbesitzende im Stadtgebiet Arnsberg derzeit am meisten Beratungsbedarf?

Wilfried Gothe: Viele Fragen gibt es momentan zum neuen Mietspiegel der Stadt Arnsberg, der erstmals als qualifizierte Version – das heißt, nach wissenschaftlichen Erkenntnissen erarbeitet – auf dem Markt ist. Jeder Interessierte kann online Mietpreise ermitteln, das sorgt für Gesprächsbedarf… Hinzu kommen weitere, komplexe Themen wie extrem gestiegene Energie­kosten, Gaspreisbremse und Co2-Abgabe. Im vergangenen Jahr sorgte vor allem die Grundsteuerreform für erhöhten Beratungsbedarf.

798 Einzelberatungen haben Sie im Jahr 2022 durchgeführt; was motiviert Ihre „Kundschaft“, den Weg zu Ihnen einzuschlagen?

Viele sind von der immer komplizierter werdenden Materie förmlich erschlagen, einige Themenbereiche machen Eigentümern regelrecht Angst, z. B. die erwähnte Grundsteuerreform. Dabei muss es gar nicht zwangsläufig zu höheren Kosten kommen: bei 26 von 28 meiner Einzelberatungen zu dieser Reform im vergangenen Jahr stellte sich heraus, dass die Betroffenen zukünftig weniger bezahlen müssen.

Steckbrief

„Haus &Grund-Urgestein“ Wilfried Gothe wird im Oktober dieses Jahres 74 Jahre alt.

Seit fast 34 Jahren fungiert er als ununterbrochen als Geschäftsführer des örtlichen Verbandes Neheim-Hüsten. „Am Tag des Mauerfalls (9. November 1989) habe ich diese Funktion übernommen“, erinnert er sich noch genau an den Beginn seiner Geschäftsführer-Tätigkeit.

Wilfried Gothe ist gebürtiger Neheimer, ist auf Bergheim aufgewachsen, verheiratet und Vater zweier erwachsener Kinder.

Wenn es seine Zeit erlaubt, fährt er leidenschaftlich gerne Fahrrad – aber mit der (Frei)Zeit ist das so eine Sache...

Info zu „Haus & Grund Neheim-Hüsten e.V. online: www.hausundgrund-neheim-huesten.de/

Sie werden im Oktober 74 Jahre alt, denkt man da manchmal auch an’s Aufhören?

Wenn ich das nicht mehr machen kann, würde mir etwas fehlen! Es steckt viel Herzblut drin; seit meiner Pensionierung im Jahr 2014 ist es, was den Aufwand angeht, außerdem etwas einfacher geworden, so dass ich sogar mehr Zeit investieren kann, als vom Verband vorgegeben ist. Mein Anspruch ist weiterhin, jeden Fragenden mit der passenden Antwort zu beglücken – das hält fit im Kopf und macht auch zufrieden. Wir gehen vor Ort sehr familiär miteinander um; immer wieder mal kommen Kunden rein und sagen: ’Herr Gothe – Sie sind ja immer noch da...’; das fasse ich als Kompliment auf, und so ist es auch gemeint.

Was gehört alles zu Ihren Aufgaben als Geschäftsführer?

Neben meiner umfassenden Beratungstätigkeit kümmere ich mich u.a. auch um Nebenkostenabrechnungen – und vermittele bei Nachbarschaftsstreitigkeiten: Es ist ein schönes Gefühl, wenn man Mieter und Vermieter, die seit Jahren nicht mehr miteinander reden, an einen Tisch setzt, die Schiedsrichterrolle einnimmt – und am Ende erreicht, dass beide Parteien sich die Hand schütteln und wieder kommunizieren.

Wie schätzen Sie das aktuell heiß diskutierte „Heizungsgesetz“ der Großen Koalition ein?

Dazu verweise ich auf ein ganz aktuelle Kommentierung von Haus & Grund-Präsident Kai Warnecke – deren Inhalt auch meine Überzeugung ist: ‘Die Bundesregierung will die Energiewende mit der Brechstange durchsetzen und lässt die Bürgerinnen und Bürger dabei verunsichert und überfordert zurück.’
Den Einbau neuer Gas- und Ölheizungen ab dem kommenden Jahr zu verbieten, ohne dass hinreichend bezahlbare technische Alternativen vorhanden seien, könne kein Weg für eine erfolgreiche Energiewende sein, stellt Warnecke klar, der Staat sei für eine sichere und bezahlbare Energieversorgung aller Bürgerinnen und Bürger verantwortlich. Wenn der Staat eine andere Energieversorgung durchsetzen wolle, müsse er dies vernünftig organisieren; die Brocken dieser Mammutaufgabe nicht einfach den Bürgern vor die Füße werfen. Und von der versprochenen Förderung sei im Gesetzesentwurf nichts zu lesen. Warnecke fordert die Koalitionsfraktionen auf, im folgenden parlamentarischen Verfahren umfangreiche Änderungen an dem Gesetz vorzunehmen.

Was fordert „Haus & Grund“?

Haus & Grund fordert, im Gesetz neben Klimazielen auch technische Machbarkeit, Produktverfügbarkeit sowie wirtschaftliche und soziale Aspekte zu berücksichtigen. Eine dauerhafte, sichere und mit einfachen Bedingungen versehene Förderkulisse sei zudem Voraussetzung für die Umsetzung der GEG-Novelle und müsse gesetzlich verankert werden. Zudem dürften neue Anforderungen im Gebäudeenergiegesetz an Einbau und Umrüstung von Heizungsanlagen nur in Kommunen gelten, in denen eine kommunale Wärme- und Energieplanung vorliege und umgesetzt werde, so dass hinreichende Sicherheit für die Investitionsentscheidungen der Eigentümer bestehe.

Fokus auf die Jahresversammlung von Haus & Grund – was war besonders wichtig?

Schatzmeister Willi Hartwig konnte einen soliden Kassenbericht vorlegen. Bei den Wahlen zum Vorstand wurde ich als 2. Vorsitzender bestätigt, als Beiratsmitglied wurde Rechtsanwalt und Notar Thorsten Werner wiedergewählt. Neu im Beirat ist Janika Behme-Kemper. Die Schriftführerin des Vereins, Susanne Müller, erhielt aus Händen von Rechtsanwalt Tim Treude für ihren großen Einsatz die silberne Ehrennadel des Zentralverbandes Haus & Grund Deutschland. Anschließend referierte Treude, Geschäftsführers des Landesverbandes Haus & Grund Westfalen, zu den Themen Heizkostenabrechnung, Co2-Abgabe und Strom-/Gaspreisbremse. Nach seinem Vortrag wurde noch eine rege Diskussion geführt.