Arnsberg. Oliver Ruhnert führte Union Berlin in die Champions League. Bei der Sauerländer Fußball-Nacht gibt der Geschäftsführer dem HSK ein Versprechen.

Diesen Moment der Ruhe gönnte sich Oliver Ruhnert während der 17. Sauerländer Fußball-Nacht. Obwohl – komplett abschalten konnte Ruhnert selbst beim Essen nicht. Neben dem Teller des Geschäftsführers des Fußball-Bundesligisten Union Berlin lag dessen Handy auf dem Tisch und sobald eine Hand von Messer oder Gabel befreit war, tippte Ruhnert irgendwas in das Gerät ein. Auf Grund der herrschenden Transferzeit auf den Besuch im Arnsberger Knappensaal zu verzichten? Das kam für den gebürtigen Hüstener aber nie in Frage. Er ließ sich sogar zu einem Versprechen hinreißen.

Oliver Ruhnert sagt: Ja, das machen wir!

Als Ruhnert vor vier Jahren die bis Freitag letzte Sauerländer Fußball-Nacht besuchte, antwortete er auf die Frage, ob Union Berlin nicht mal zu einem Freundschaftsspiel ins Sauerland kommen könnte, noch ausweichend. „Das wäre toll. Ich muss mal schauen, ob ich da etwas organisieren kann“, sagte der Hüstener damals.

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Dieses Mal antwortete er prompt: „Ja, das machen wir! Die Sache steht! Das Stadion Große Wiese in Hüsten bietet sich ja an. Wir machen uns gerne Gedanken.“ Heißt: Der 1. FC Union Berlin, der sich in der abgelaufenen Saison als Tabellenvierter sogar zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte für die Champions League qualifizierte, wird im Sauerland spielen. Der Zeitpunkt steht natürlich noch nicht fest, dass es ein Kick für den guten Zweck gegen eine HSK-Auswahl werden soll, hingegen schon.

Oliver Ruhnert (li.) wurde bei der 17. Sauerländer Fußball-Nacht mit dem Sonderpreis der Westfalenpost geehrt. Trophäe und Urkunde übergab Sportredakteur Falk Blesken.
Oliver Ruhnert (li.) wurde bei der 17. Sauerländer Fußball-Nacht mit dem Sonderpreis der Westfalenpost geehrt. Trophäe und Urkunde übergab Sportredakteur Falk Blesken. © Georg Giannakis

Wie bodenständig der 51-Jährige geblieben ist, obwohl er verantwortlich für das Märchen des Kult-Klubs aus Berlins Osten ist, bewies Ruhnert bei der Sauerländer Fußball-Nacht, bei der er mit dem Sonderpreis der WP ausgezeichnet wurde, mehrfach, eigentlich: immer. Und bestens informiert über sowie vernetzt in die regionale Fußballszene ist Ruhnert ebenfalls. Während der Testspiel-Zusage foppte er deshalb schmunzelnd auch Mario Droste, den Co-Trainer des Landesliga-Aufsteigers TuS Sundern: „Marios Karriere ist ja vorbei, der kann nicht mehr auflaufen.“

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Während Droste aber an der Linie als Coach fungieren könnte, könnte Ruhnert selbst die Partie als Schiedsrichter leiten oder den Referee als Linienrichter unterstützen. „Ich bin als Schiedsrichter ja mehr im Iserlohner Bereich unterwegs“, erzählte er über seine Einsätze als Schiedsrichter im Amateurfußball: „Ich darf bis zur Oberliga winken – und tue es auch.“ Denn für den Bundesliga-Manager mit großem Herz für den kleinen Fußball bringen die Einsätze Ablenkung und Entspannung. „Wenn man nach einem Bundesligaspiel am Sonntag dann selbst pfeift, ist das richtig schön“, erklärte er: „Ich schätze das total.“

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Da die Kaderplanung bei Union auch in der Vergangenheit stets fordernd gewesen sei, verändere sich durch den Start in der europäischen Königsklasse nichts in den Abläufen. Natürlich: Die finanziellen Leitplanken, zwischen denen sich Oliver Ruhnert bewegt, sind andere als vor einigen Jahren. Gleichwohl ist sein Anspruch an Spieler und Mannschaft weiterhin: „Wir wollen zeigen, für wen wir spielen – nämlich für die Fans.“ Die Reaktion im Knappensaal auf diese Aussage: donnernder Applaus.

Berlins Nummer eins

Woanders bekamen Fans in der Vergangenheit oft das Gefühl, nur lästiges Beiwerk im Millionengeschäft Profi-Fußball zu sein. Apropos Deutscher Fußball-Bund (DFB): Dass Ruhnert unlängst öffentlich fehlende Einladungen von Union-Spielern zur Nationalelf monierte, fand der Sauerländer auch bei der Fußball-Nacht selbstverständlich: „Man muss auch mal für seine Spieler trommeln“, sagte er.

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An das deutliche Mehr an Öffentlichkeit ob seines Erfolges und des der „Eisernen“ muss sich Ruhnert einerseits noch gewöhnen. „Wir waren vor kurzem auf der Aida – das war keine gute Idee. Ich werde überall erkannt und angesprochen“, sagte er. Andererseits gefällt es ihm sichtbar, dass Union in Berlin Hertha BSC als Nummer eins der Stadt abgelöst hat. Öffentlich kommentierte Ruhnert das so: „Ich muss jetzt immer dreimal überlegen, was ich sage. Deswegen sage ich jetzt mal: Es ist schon schön.“

Union zahlt doppeltes Gehalt

So tickt Union Berlin: „Für die Qualifikation zur Champions League hat jeder Mitarbeiter doppeltes Gehalt bekommen“, plauderte Oliver Ruhnert, Geschäftsführer der „Eisernen“ aus der 1. Bundesliga, bei der 17. Sauerländer Fußball-Nacht aus dem Nähkästchen. Für Lacher im Saal sorgte der Hüstener mit dem Nachsatz: „Ja, ich natürlich auch.“