Arnsberg. Reporter Tim Drinhaus (19) braucht eine Wohnung. Seine einzigen Filter: Lage und bezahlbarer Preis. Hier sind seine Erfahrungen.

Im Verlauf der WP-Serie „Wohnen und Mieten“ hat unsere Redaktion bereits einige Schwierigkeiten und Chancen aufgezeigt, die Menschen aus Arnsberg und Umgebung bei ihrer Wohnungssuche begegnen. Da wären beispielsweise die Rolle der Wohnungsgenossenschaften oder Tipps beim Eigenheimbau zu nennen. Eine Frage hat unsere Redaktion aber noch außen vor gelassen - bis jetzt: Wie sieht die Wohnungssuche vor Ort eigentlich für junge Menschen aus, und ist Arnsberg überhaupt ein bezahlbarer Wohnort für Mieter, die noch nicht mit beiden Beinen fest im Berufs- und Erwerbsleben stehen?

Mit meinen 19 Jahren darf ich dieser Frage als dienstjüngster Reporter in der Redaktion auf den Grund gehen.

Zunächst seien die Rahmenbedingungen gesetzt, um dem abstrakten Begriff „junger Mensch“ ein Mieterprofil zuzuordnen. Da Arnsberg weniger als Studentenhochburg und mehr als Heimat zahlreicher Ausbildungsbetriebe bekannt ist, stelle ich mir selbst die durchschnittliche Ausbildungsvergütung in Deutschland als Budget zur Verfügung. Obwohl diese natürlich stark je nach Beruf, Ausbildungsjahr und Standort variiert, hat das Statistische Bundesamt in einer Pressemitteilung vom 19. April dieses Jahres bekanntgegeben, dass die Ausbildungsvergütung im Gesamtdurchschnitt 1.057 Euro im Monat beträgt. Zuzüglich eines im Falle des Auszugs aus dem Elternhaus wahrscheinlich ausgezahlten Kindergeldes kommt eine Summe von 1.307 Euro monatlich zusammen. Als Mietobergrenze sind daher 500 Euro für Warmmiete vorgesehen. In der selben Pressemitteilung gab das Statistische Bundesamt übrigens bekannt, das mit über 500.000 Auszubildenden ein Drittel aller Menschen in der Lehre nicht mehr im eigenen Elternhaus lebt. Die Frage der Wohnungssuche betrifft also auch lokal in Arnsberg Hunderte Auszubildende.

Zahlreiche Online-Portale helfen bei der Suche

Soviel zur Ausgangslage und ab auf den Wohnungsmarkt. Mit „Immowelt“, „ImmoScout24“, „Wohnungsbörse“, „Kleinanzeigen“ oder auch „Trovit“ gibt es zahlreiche Portale, die mich bei der Suche unterstützen. Beim Meer aus vorgestellten Wohnungen ergibt sich schlagartig die erste Frage: Wo möchte ich eigentlich leben? Mit meinem Budget erweisen sich Anschaffung und Unterhalt eines eigenen Autos als ausgesprochen schwierig, dennoch muss ich für Berufs- und Privatleben mobil sein. Ich benötige also einen Wohnort, der regelmäßig und verlässlich an den ÖPNV angebunden ist. Zahlreiche der kleineren Ortschaften Arnsbergs und Sunderns fallen sofort aus der Liste potenzieller Wohnorte. Übrig bleiben die Kernstadt Sunderns, die an die umliegenden Ortschaften und über die Linien R25 und S20 auch sehr gut an Neheim und Hüsten angebunden ist sowie Alt-Arnsberg, Hüsten und Neheim, die untereinander und auch Richtung Sundern regelmäßig mit dem ÖPNV zu erreichen sind. Wegen der Bahnhöfe in Alt-Arnsberg und Hüsten nehme ich besonders diese beiden Stadtteile und die unmittelbar anliegenden Ortschaften wie Neheim, Herdringen oder Müschede ins Visier.

Arnsberg von oben: Viel Wohnraum, aber nur wenig davon ist preiswert.
Arnsberg von oben: Viel Wohnraum, aber nur wenig davon ist preiswert. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Sind die finanziellen und räumlichen Parameter einmal gesetzt, bleibt vom zunächst vielversprechenden Meer an Wohnungen nur noch eine Pfütze über. Auf Immowelt beispielsweise verschlanken sich die über 100 Wohnungen im gesamten Arnsberger Raum nach dem Setzen meiner beiden Filter auf acht - aber immerhin. Auffallend ist hier: Die Mieten werden stets in Kaltmiete angegeben. Durch Neben- und Energiekosten kommen je nach Wohnung noch einmal 50 Prozent des angegebenen Preises obendrauf. Erneut fallen auf allen angegebenen Portalen gut ein Viertel aller Wohnungen heraus, weil sie nun meine Obergrenze von 500 Euro im Monat überschreiten. Die übriggebliebenen Wohnungen scheinen allerdings alle Ansprüche zu erfüllen: Wenn auch nicht zentral innerhalb der einzelnen Stadtteile, so immerhin in einem der zentralen Stadtteile gelegen, preislich im Rahmen und mit 38 bis 56 Quadratmetern von ausreichender Größe.

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Mit einem Blick auf die Kaution macht sich dann allerdings eine weitere Herausforderung bemerkbar. Die klassischen „Zwei Monatsmieten“ scheinen - zumindest auf dem lokalen Markt - veraltet zu sein. Die meisten Vermieter möchten drei Monatsmieten haben, einige sogar noch mehr. Keine der Wohnungen gibt es mit einer Kaution von unter 1.000 Euro, die teuersten Verlangen fast 1.800 Euro. Dass Azubis diese Summe mal eben auf der hohen Kante haben, ist wenigstens sehr fragwürdig.

In der finalen Phase meiner Wohnungssuche schreibe ich die in Frage kommenden Vermieter an - und bin überrascht. Obwohl ich mich als Auszubildender vorstelle, erhalte ich fast von jedem zweiten Vermieter eine Rückmeldung. Diese laden mich bis auf eine Ausnahme zu einer Besichtigung ein, allerdings stets unter der Prämisse, dass ich einen Bürgen habe. Ohne diesen möchte niemand an mich vermieten.

Unmöglich ist es also nicht, für einen jungen Menschen eine Wohnung in Arnsberg zu finden. Allerdings ist es kompliziert, kostspielig und von äußeren Umständen abhängig, die der potenzielle Mieter teilweise nicht selber beeinflussen kann. Wer während seiner Ausbildung das Elternhaus also verlassen muss oder will, dem sei am ehesten zu einer Wohngemeinschaft geraten. Wer die klassischen drei Ausbildungsjahre auf geteilter Wohnfläche auskommt, kann sich danach im Regelfall vergrößern.