Hüsten. Zehn Monate ist es her, das Rettungssanitäter David seine Krebsdiagnose erhielt. Er kämpfte und ist schon heute zurück im RTW der Stadt Arnsberg.

Er ist kaum wiederzuerkennen. Dichtes braunes Haar, leicht gelockt, und ein Dreitagebart. Noch vor wenigen Monaten bot sich dem Kameraauge dieser Zeitung ein anderes Bild. Nur sein Lächeln verrät ihn. Rettungssanitäter David geht es gut. So gut, dass er nur 283 Tage nach seiner Krebsdiagnose „Leukämie“ wieder selbst im Rettungswagen sitzt, um Menschenleben zu retten. „Ich war viel zu lange weg - 6792 Stunden oder auch 407.520 Sekunden“, sagt David und lacht.

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Doch er meint es ernst. „Zu Hause herumsitzen und zu warten ist nicht meins.“ Das bestätigt auch sein Teamkollege, mit dem er heute unterwegs ist: „David hat auf der Intensivstation schon geplant, wann er wieder im RTW sitzt.“ Nun steckt er in der Wiedereingliederung und arbeitet zweimal zwölf Stunden in der Woche. „Ab dem 1. November wieder Vollzeit“, freut er sich.

„Genetischen Zwilling“ in Köln gefunden

Sein Chef, Bürgermeister Ralf Paul Bittner, freut sich über die Rückkehr seines „Top Manns“, dessen bisher befristete Stelle entfristet werden soll.

Neun Monate und neun Tage fieberten seine Kollegen mit David. Sie waren es auch, die am 11. März eine riesige Typisierungsaktion im Kulturzentrum Hüsten organisierten. Mit dabei auch seine Freundin Marie. „Ohne sie hätte ich das alles nicht geschafft“, ist sich David sicher, „sie war die ganze Zeit bei mir und hat sich um mich gekümmert.“ Er sei ihr dankbar. Sehr dankbar. Ebenso aber auch seinem Team, das sich so für ihn ins Zeug gelegt habe, dass er bereits zwei Wochen nach der Typisierungsaktion über eine passende Stammzellenspende informiert wurde.

„Dann ging alles ganz schnell“, sagt er, „der erste Versuch musste abgebrochen werden, da ich mir eine Herzbeutelentzündung zugezogen hatte.“ Beim zweiten Versuch sei aber alles glatt gelaufen. Die Stammzellenspende habe 100-prozentig gepasst – männlich, 34 Jahre alt. Von wem sie kam, weiß David nicht - nur, dass der Spender aus Köln kommt. Er hat seinen „genetischen Zwilling“ gefunden, der ihm das Leben rettete.

Lebensfreude des Arnsberger Rettungssanitäters übertrumpft Angst

Bereits im März blickte David trotz hoffnungslos erscheinender Situation optimistisch in die Zukunft, ließ sich nicht durch seine Krankheit „herunterziehen“. Denn einerseits war es nicht das erste Mal, dass er einen Krebs besiegte, andererseits sagte er schon damals: „Wenn wir schon für mich niemanden finden, dann aber hoffentlich für andere. Dann haben wir unseren Job gemacht.“ Die Frohnatur verlor nie ihre Lebensfreude - gleichwohl musste David schon 2016 mit der Hiobsbotschaft „Krebs“ leben und eine Chemotherapie durchziehen - Lymphknotenkrebs. Trübsal blasen möchte er jedoch nicht. „Zum Sterben hab’ ich noch genug Zeit – jetzt ist es Zeit zum Leben“, sagt er selbstbewusst.

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Und er lebt. „18 Tage nach der Stammzellenspende durfte ich nach Hause gehen“, so David, „drei Tage danach ging ich mit zum Pferdestall, 34 Tage danach fuhr ich als Beifahrer mit auf dem Motorrad.“ Zum Leidwesen seiner behandelnden Ärzte, denn diese hätten ihm „eine langsame Herangehensweise“ empfohlen, erzählt er. Doch David ist sich sicher: „Hätte ich mich nicht direkt wieder ins Leben gestürzt, könnte ich heute nicht schon wieder arbeiten.“

Endlich wieder im Rettungsdienst Arnsberg aktiv

Natürlich müsse er immer noch Medikamente nehmen, die nach und nach abgesetzt würden. Aber der Tagesrhythmus tue ihm gut. Er brauche seinen Job – und dieser ihn, wie sein Kollege bestätigt. Das zeige auch die Tatsache, dass er sich während seiner Abwesenheit dennoch mehrmals die Woche an der Wache sehen ließ. „Immer dann, wenn ich aus dem Krankenhaus raus war“, sagt David. Die Freude, endlich – wenn auch vorerst innerhalb der Eingliederung – wieder mitten im Berufsleben zu stehen, ist ihm förmlich anzusehen. „Ich muss einfach raus und unterwegs sein“, sagt er.

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Schließlich habe er seinen Job als Automobilkaufmann genau aus diesem Grunde aufgegeben und sei während der Corona-Zeit vollends in den Beruf des Rettungssanitäters umgesiedelt. Jetzt hofft er, dass er auch diese Sorge loswird. Die Stadt Arnsberg plant indes, für den Rettungsdienst etwa zehn neue Stellen in den Haushalt einzubringen. „David ist ein Top Mann, der neben sehr guten Leistungen auch menschlich ganz wichtig für unser Team Arnsberg ist. Es ist selbstverständlich, dass wir David mit Inkrafttreten des Haushalts Anfang des Jahres unbefristet einstellen“, so Bürgermeister Bittner.

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„Wir freuen uns, mit David und den vielen anderen motivierten und tollen Kolleginnen und Kollegen im Rettungsdienst eine so gute Mannschaft zu haben.“ Diese eine Sorge ist er damit los. „Aber meine Freundin macht sich viele Sorgen“, gibt er zu, „bei jedem Schnupfen sagt sie, dass ich zum Arzt gehen soll.“ Nachvollziehbar, vor zehn Monaten ist er knapp dem Tod entronnen.