Hachen. Völlig unerwartet ist ihr Mann im Badezimmer zusammengebrochen und gestorben. Für Mutter Wiebke Nickel aus Sundern bricht eine Welt zusammen.

Wir schreiben die zweite Sommerferienwoche. Als Wiebke Nickel zu Bett geht, ist ihre Welt noch in Ordnung. Zwei ihrer vier Kinder verbringen Zeit beim Großvater, die anderen beiden schlummern friedlich in ihren Betten. Wiebkes Schwester ist aus Köln für einige Tage zu Besuch im Sauerland. Gemeinsam möchte man die Region in den kommenden Tagen erkunden.

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Seit letzten Herbst lebt Wiebke Nickel gemeinsam mit ihrem Mann Marius und den vier Kindern Lilly (1), Isabella (2), Hannah (7) und Lukas (12) in Hachen. „Wir sind aus Köln hierhin gezogen, weil wir den Neustart wollten. Die Kinder sollen in der Natur groß werden, mein Mann hat eine neue Stelle angetreten, wir haben uns hier wohlgefühlt“, erklärt sie.

Witwe Wiebke Nickel mit dem zwölfjährigen Lukas und der einjährigen Lilly.
Witwe Wiebke Nickel mit dem zwölfjährigen Lukas und der einjährigen Lilly. © Eric Claßen

Marius Nickel hatte einen Vertriebsjob in der Photovoltaikbranche gefunden, nachdem sein Geschäft im Direktvertrieb von Brillenreiniger während der Corona-Pandemie gescheitert war. „Wir haben einige Rückschläge erlebt. Kurz nach unserer Ankunft hier im Sauerland ist das Auto kaputtgegangen. Mein Mann musste einen neuen Wagen leasen.“

Über Schmerzen geklagt

Doch all diese Rückschläge sind nichts gegen das, was dann in den Ferien passiert. Denn als Wiebke Nickel am nächsten Morgen wach wird und in das Badezimmer geht, sieht sie ihren Mann regungslos auf dem Boden liegen. Der Beginn eines Alptraums. „Er hatte am Vorabend noch über Schmerzen in der Schulter geklagt. Weil er aber den ganzen Tag auf einer Baustelle tätig war und abends noch mit Hanteln trainiert hatte, haben wir uns nichts dabei gedacht“, sagt sie.

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Marius Nickel sei vor einem knappen Jahr extra noch bei einem Kardiologen gewesen, damit der ihn durchchecken konnte. „Vom Arzt hieß es nur, dass mein Mann kerngesund sei.“ Die eingetroffenen Rettungskräfte können an diesem Morgen im Juni nur noch den Tod des 40-Jährigen feststellen. Auslöser sei ein Hinterwandinfarkt gewesen, so das Ergebnis der späteren Obduktion.

Für Wiebke Nickel bricht eine Welt zusammen. „Viel Zeit, um alles zu verarbeiten, hatte ich trotzdem nicht. Schließlich musste ich für die Kinder da sein. Meine Schwester ist länger bei uns in Hachen geblieben, um uns zu helfen.“ Auch ihre Stiefmutter und ihr Vater hätten sie tatkräftig unterstützt. „Die ersten Tage habe ich nur funktioniert. Alles lief ab wie in Trance. Ich kann mich jetzt noch kaum an diese Zeit erinnern“, gesteht die junge Witwe.

Beim Weihnachtsfest im letzten Jahr ist die Welt für die Familie Nickel noch in Ordnung.
Beim Weihnachtsfest im letzten Jahr ist die Welt für die Familie Nickel noch in Ordnung. © Nickel Privat

Neben der psychischen Belastung ist es auch die finanzielle Situation, die der Mutter von vier Kindern große Sorge bereitet. „Das Geschäft meines Mannes lief gerade erst an, ich musste das Auto zurückgeben, weil ich es nicht finanzieren kann. Und mit den vier Kindern kann ich auch nicht arbeiten aktuell. Für die Beerdigung meines Mannes musste ich mir Geld leihen, was ich nun natürlich auch zurückzahlen muss. Die ganzen Kosten wiegen schwer“, erklärt sie mit ruhiger Stimme. Vor ihren Kindern, die verständlicherweise sehr unter der Situation leiden, möchte sie nicht weinen.

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Wichtige Unterstützung

Unterstützung gab es von dem ehemaligen Chef ihres Mannes und dessen Ehefrau. Auch aus der Klasse ihrer ältesten Tochter weiß Wiebke Nickel von Hilfsangeboten durch Eltern und die Lehrerin zu berichten.

Wiebkes Schwester Svenja Bieber möchte sie nicht mit den ganzen Problemen im Regen stehen lassen und hat deshalb Kontakt zu der Crowdfunding-Plattform „GoFundMe“ aufgenommen. Mit Hilfe dieser Plattform sollen Spenden für die Familie gesammelt werden.

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