Altenhellefeld. Wie wird man eigentlich 90 Jahre alt und bleibt so aktiv wie Karl Wintz aus Sundern? Was er alles macht und noch erleben will, erfahren Sie hier.

65 Jahre Bäckermeister und immer noch kein Ruhestand in Sicht: Karl Wintz aus Altenhellefeld feiert am Freitag, 26. Mai, seinen 90. Geburtstag. „Ich will mindestens 120 Jahre alt werden, dann höre ich vielleicht auf zu backen“, schmunzelt er. Als gebürtiger Rheinländer hat er die gute Laune quasi im Blut. Selbst seine Augen lachen, wenn er Anekdoten aus seinem bewegten Leben erzählt.

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Immer an seiner Seite, seine Ursula (76). In der Backstube ihrer Eltern in Freienohl haben sich die beiden im Jahre 1963 kennengelernt. Karl war sofort über beide Ohren verliebt. Und auch Ursula erinnert sich noch an diese Zeit: „Er kam regelmäßig zu uns, um Rohmittel zu verkaufen.“

Als „frischgebackene“ Gesellin arbeitete Ursula im Familienbetrieb ihrer Eltern und freute sich jedes Mal, wenn Backmeister Wintz an die Tür klopfte. Dieser war clever: „Ich wusste ganz genau, um welche Uhrzeit Ursulas Vater in die Frühstückspause ging“, sagt er verschmitzt. Dann stand er im Türrahmen und nutzte die Gelegenheit, um mit seiner Angebeteten zu flirten. Zwei Jahre später haben sie geheiratet und 1966 den Hof in Altenhellefeld gekauft. Dann kamen die zwei Kinder, Christina und Michael, und die Familie war komplett.

Karl Wintz aus Altenhellefeld verkauft bei Volksfesten und auf Weihnachtsmärkten frisches Steinofenbrot.
Karl Wintz aus Altenhellefeld verkauft bei Volksfesten und auf Weihnachtsmärkten frisches Steinofenbrot. © Unbekannt | Silvia Stich

Brot als wertvolles Tauschmittel

„Das Bäckerhandwerk hatte ich ursprünglich erlernt, da es kurz nach dem Krieg die beste Idee war“, sagt Karl Wintz. Alle waren hungrig und Brot war ein wertvolles Tauschmittel. 1958 hat er seinen Bäckermeister gemacht. „Das ist genau 65 Jahre her.“

In den 60er Jahren hat er auf den Beruf des Sparkassenkaufmanns umgesattelt und war vierzig Jahre bei verschiedenen Kreditinstituten im Sauerland beschäftigt. Auch über diese Zeit könnte man ein ganzes Buch schreiben, denn Karl hat viel erlebt. Doch zurück zur Bäckerleidenschaft: „Da meine Frau einen süßen Zahn hat, backe ich auch gerne Kuchen für sie“, verrät er. Bekannt ist der mittlerweile 90-Jährige allerdings für sein knuspriges Steinofenbrot, das er vorrangig auf Volksfesten, Veranstaltungen und Weihnachtsmärkten verkauft. Dort steht er mit seinem mobilen Ofen und kommt gerne mit der Laufkundschaft ins Gespräch.

40 Jahre Tradition

Einmal in der Woche, immer donnerstags, backt er auf seinem Hof in Altenhellefeld mit voller Leidenschaft Steinofenbrot. Dafür ist er bekannt, dafür wird er geliebt. Und dieses „Wintz-Brot“ hat mittlerweile eine über 40 Jahre alte Tradition. Die Idee kam dem damals 59-Jährigen, als in Altenhellefeld der Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ ausgerufen wurde. „Alle Bewohner machten mit und die kleine Ortschaft wurde hübsch geschmückt“, erinnert er sich. Mit seinem knusprigen Roggenbrot, das er im einzigen Backhaus des Ortes in den Ofen schob, konnte er die Jury überzeugen und erzielte damit sogar einen Preis.

Unvergessen bleibt auch sein Einsatz im Bürgerbusverein Sundern, an dessen Gründung er vor mehr als 25 Jahren maßgeblich beteiligt war. All das sind schöne Erinnerungen, die Karl Wintz bis heute Kraft geben.

Karl Wintz verreist gerne

Und dann sind da auch noch seine anderen Hobbys, wie zum Beispiel Reisen. Oftmals besuchen Ursula und Karl ihren Sohn, der in Los Angeles lebt, sie waren auch schon auf Kuba und sogar in Moskau. „Aber nicht vor kurzem, sondern zu unserer silbernen Hochzeit“, sagt Ursula. Ihr seien der Rote Platz und der Kreml noch gut in Erinnerung. Karl frischt lieber die Geschichte auf, dass sie bei der Neueröffnung des ersten McDonalds in Russland dabei waren.

Karl Wintz als 6-Jähriger im Kosackenanzug beim Fotografen.
Karl Wintz als 6-Jähriger im Kosackenanzug beim Fotografen. © Unbekannt | Privat

Der Sunderner hat mehrere Seiten, zum einen ist er traditionsbewusst und zum anderen kann er sich stets für Neues begeistern. Klar, dass er ein Smartphone besitzt und auch bei YouTube und sogar bei Facebook angemeldet ist. „Ich gucke aber nicht den ganzen Tag auf mein Handy“, sagt er, „sondern habe hier auf dem Hof viel zu tun.“

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2.500 Quadratmeter Grundstück müssen gepflegt und demnächst auf dem Acker auch wieder Kartoffeln angepflanzt werden. Am 26. Mai wird allerdings im Yachtclub am Sorpesee groß gefeiert und nächste Woche will der fleißige Bäcker wieder knuspriges Brot aus dem Ofen ziehen. Gerade klingelt es an der Haustür. Mal wieder möchte jemand eine Bestellung für den nächsten Donnerstag aufgeben.