Arnsberg. Stadt Arnsberg stellt sich für künftige Krisen und Katastrophen auf: Auch Fragen der Trinkwasserversorgung im Blackout wird beleuchtet.

Das von der Stadt Arnsberg seit Monaten im Rahmen eines neu aufgestellten Krisenmanagements durchgespielte Szenario eines länger anhaltenden lokalen Stromausfalls ist schlimm genug. Vorbereitet wird sich aber auch darauf, dass dann die Trinkwasser- und Gasversorgung gewährleistet bleibt.

Standpunkt: Vorbeugung ist keine Panikmache>>>

„Die Wasserversorgung ist ein zentraler Bestandteil der Vorsorgeplanung, denn Wasser gehört neben den vielen Verwendungsmöglichkeiten auch gleichzeitig zu den wichtigsten Lebensmitteln für die Bevölkerung“, sagt Stadtsprecherin Ramona Eifert. Benötigt werde daher also eine ausreichende Menge an Wasser mit einer entsprechend hohen Qualität. „Der Schutz der kritischen Infrastruktur der Wasserversorgung, und insbesondere die Gewährleistung der Trinkwasser­sicherheit, ist daher eine äußerst wichtige Aufgabe für die Kommune“, so die Stadt. Das kommunale Trinkwassersystem müsse daher besonders gegen jegliche Einwirkungen von außen durch beispielsweise einen langanhaltenden Stromausfall geschützt und darauf vorbereitet sein.

Talsperren sind ohne Strom betriebsfähig>>>

Ohne Strom aber wird es schwierig: Das Trinkwasserversorgungsnetz in der Stadt Arnsberg ist ein komplexes und energieaufwendiges Gebilde. „Die Stadtwerke Arnsberg haben sich mit einem ausgeklügelten und einem sehr detaillierten Konzept auf eine Notversorgung vorbereitet“, heißt es aus dem Krisenmanagement-Stab.

Von der Wassergewinnung bis hin zur Wasserverteilung würden im Notfall alle relevanten elektrischen Komponenten im Bedarfsfall mit Notstromgeneratoren versorgt. Der Wasserbeschaffungsverband Arnsberg-Holzen stelle über die sogenannte „Minte-Quelle“ die Förderung, Aufbereitung und Verteilung die Trinkwasserversorgung im Ortsteil Holzen sicher.

Die laufenden Vorsorgeplanungen zum „Blackout 72 Stunden“ der Stadtwerke Arnsberg erfolgen in enger Abstimmung mit den Verantwortlichen des Wasserbeschaffungsverbandes. Mit den Mitgliedsunternehmen der Arbeitsgemeinschaft der Wasserwerke an der Ruhr e. V. (AWWR) wurde zudem vorsorglich eine Vereinbarung über die gegenseitige Unterstützung in Störungs-, Krisen- und Katastrophenfällen getroffen.

Krisenstab der Stadt probt den Stromausfall-Ernstfall>>>

„Beim möglichen Blackout kann es zu minimalen Einschränkungen bei der Wassermenge und beim Wasserdruck kommen“, kündigt die Stadt an. Der allgemeine Bedarf an Wasser werde vermutlich jedoch auch deutlich zurückgehen, da beispielsweise aufgrund der fehlenden Warmwasserbereitung in den Haushalten weniger geduscht oder gebadet wird sowie Spül- und Waschmaschinen nicht verwendet werden können. Auch im Bereich Gewerbe und Industrie werde es im Fall der Fälle wohl zu einer deutlichen Reduzierung des Wasserbedarfs kommen. Das Fazit: „Die flächendeckende Versorgung mit Trinkwasser ist im gesamten Stadtgebiet sichergestellt“. Die Bevölkerung sollte jedoch bei einem Blackout sparsam mit dem Trinkwasser umgehen.

So wird in Arnsberg beim Blackout kommuniziert>>>

Für die Strom- und Gasversorgung ist der Netzbetreiber Westnetz zuständig. Hier hat man sich mit den Szenarien auch auseinandergesetzt. „Im Falle eines nicht mehr vermeidbaren lokalen Stromausfalls liefern die Verteilnetze weiterhin Erdgas in die Städte und Gemeinden“, so eine Sprecherin. Grundsätzlich werde aber daran gearbeitet, genau diesen Stromausfall zu verhindern. „Wir bei Westnetz arbeiten als Verteilnetzbetreiber schon heute daran, die Versorgungssicherheit auch unter einer höheren Belastung des Netzes weiter sicherzustellen, zum Beispiel mithilfe von digitalen Ortsnetzstationen“, sagt eine Sprecherin.

Das sind die 16 Notfalltreffpunkte in Arnsberg>>>

Einrichtungen grundlegender sozialer Dienste (z. B. Krankenhäuser) haben in der Regel eine eigene Notstromversorgung.

Was passiert mit den Abwässern

Versorgung ist das eine Thema, was aber ist mit Entsorgung: Was passiert bei einem längeren Stromausfall mit dem Abwasser?

So bereitet sich Arnsberg auf einen langen Stromausfall vor>>>

Das unterirdische Abwasser-Rohrnetz wird vom „Eigenbetrieb Stadtentwässerung“ bei den Stadtwerken betrieben. Dieser Eigenbetrieb ist für die Sammlung und den Transport des Abwassers zu den großen Kläranlagen (Arnsberg, Neheim und Wildshausen) im Stadtgebiet, die vom Ruhrverband betrieben werden, verantwortlich. Der Ruhrverband betreibt zu den großen Kläranlagen auch noch zusätzlich 35 sogenannte Niederschlagswasserbehandlungsanlagen (Re­genüberlaufbecken und Staukanäle) mit mehr als 30.000 Kubikmetern Speichervolumen im kommunalen Kanalnetz. Relevante elektrische Komponenten im kommunalen Abwassernetz, wie Abwasserpumpen, werden im Bedarfsfall mit mobilen Notstromgeneratoren betrieben, um Abwässer zu den Kläranlagen transportieren zu können. Ansonsten werden Schmutzwässer aus Pumpenschächten mit rollendem Kanal, den Spülfahrzeugen der Stadtentwässerung, abgefahren.

Das sind die Abwasserpumpen der Stadtwerke Arnsberg.
Das sind die Abwasserpumpen der Stadtwerke Arnsberg. © WP | Martin Haselhorst

„Im Notstrombetrieb kann das Abwasser durch die Kläranlagen im Arnsberger Stadtgebiet eingeschränkt aufgenommen und behandelt werden“, teilt Markus Rüdel vom Ruhrverband mit. Die Dauer hängt von der Treibstoffversorgung der vorhandenen Notstromaggregate im Katastrophenfall, der Wetterlage und des flächenmäßigen Umfangs des Blackouts ab. Bei Trockenwetter könnten auch größere Abwassermengen in den vorhandenen Vorbecken (z.B. Regenüberlaufbecken) gespeichert werden.

Der Notstrombetrieb wird im Verlauf der Planung einer Kläranlage betrachtet und in den Genehmigungsunterlagen dargestellt.

Darüber hinaus verfügt der Ruhrverband über weitere mobile Notstromaggregate.