Arnsberg. Arnsberger Krisenmanagement schafft Strukturen für eine stromunabhängige Kommunikation nach Innen und Außen.

Das Smartphone ist das Kommunikationsmittel Nummer eins. Anrufe, Messengerdienste und Internet - das Büro für die Hosentasche bestimmt unser Leben. Und braucht irgendwann Strom. Genau das aber ist das Problem: Im Falle eines flächendeckenden Stromausfalls, auf den sich die Stadt Arnsberg mit ihrem Krisenmanagement nun für alle zukünftig denkbaren Eventualitäten strukturell einstellt, steht die Kommunikation vor einer großen Herausforderung.

Erreichen von Migranten ohne Deutsch-Kenntnis

Eine Herausforderung in allen Krisen ist auch das Erreichen von Menschen mit geringen oder gar keinen deutschsprachlichen Kenntnissen.

In den Unterkünften der Stadt Arnsberg werden im Falle eines Blackout-Szenarios die Beschäftigten als Ansprechpersonen zur Verfügung stehen. Der Einsatz von Dolmetschern ist in diesem Fall zudem geplant, hängt aber von den zur Verfügung stehenden Kapazitäten ab.

Denkbar wäre auch die Unterstützung aus der Bevölkerung, so wie es beispielsweise bei der Betreuung der Geflüchteten erfolgreich praktiziert wurde.

Für den Einsatzfall steht zudem das mehrsprachige Einsatzwörterbuch der Feuerwehr Arnsberg zur Verfügung, um zumindest Grundlagen in einer Notsituation zu artikulieren.

„Kommunikation ist ganz wichtig“, sagte Bürgermeister Ralf Bittner kürzlich bei der Vorstellung des Konzepts des Krisenmanagements, „die Bürger wollen vor allem wissen, was los ist“. Die Frage aber ist: Welche Form von Kommunikation kann noch gelingen? Wie bleiben die wichtigen „Einheiten“ miteinander in Verbindung? „Wenn die sogenannten Primärfaktoren wie Strom und öffentliche Kommunikationsstrukturen ausfallen, bedeutet dies eine große Herausforderung für alle Beteiligten“, sagt Stadtsprecherin Ramona Eifert. Die Kommunikation zwischen der Bevölkerung und den handelnden kommunalen Stellen sei ein wichtiger Bestandteil im Falle eines Blackouts. Klar dürfte sein: Sämtliche gewohnten und alltäglichen elektronischen Kommunikationsmedien werden nicht nutzbar sein.

Das sind die Notfalltreffpunkte>>>

Da braucht es Sicherungen mit doppeltem Boden: Die kommunalen Stäbe der Stadtverwaltung, also Krisenstab und Einsatzleitung der Feuerwehr, werden sich über digitale und analoge Sprechfunkgeräte austauschen können. Die Kommunikation der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) laufe über das nichtöffentliche und abhörsichere Netz des BOS-Funks.

„In Zeiten von Krisen und Katastrophen müsse die Kommunikation der Einsatzkräfte gewährleistet bleiben“, weiß auch Bernd Löhr, maßgeblich verantwortlich für den Aufbau der Krisenmanagementsstrukturen bei der Stadt Arnsberg. Die einzelnen Städte und Gemeinden werden zukünftig per Satellitentelefon mit dem Kreis kommunizieren können. Die Ausschreibung erforderliche Geräte, auch zusätzlicher für den Bedarf in den Kommunen, wird derzeit vom HSK bearbeitet.

Stadt Arnsberg probt den Ernstfall>>>

Das aber sichert nur das behördliche Funktionieren. Wichtig ist auch die Information der Öffentlichkeit - und das ohne elektronische Medien. „Der Austausch von Informationen erfordert in allen Belangen ein Umdenken“, so Bernd Löhr. Es müsse beispielsweise mit klassischen Aufhängen an zuvor definierten Orten gearbeitet werden, wo sich die Bevölkerung die Informationen „abholen“ muss. Das sind unter anderem die 16 Notfalltreffpunkte im gesamten Stadtgebiet.

Auf das Handy ist nicht zu setzen. Nach den allseits bekannten Informationen, so die Stadt Arnsberg, würden die Mobilfunknetze nach einem Stromausfall maximal zwei bis vier Stunden aufrecht erhalten bleiben. Die Powerbank für zu Hause kann da also nur zu Beginn helfen. „Bei hohen Gesprächsaufkommen und nur kurzfristig funktionierender Notstromversorgung kann sich dieses Zeitfenster noch reduzieren“, so die Stadt. Eine gesicherte Prognose sei da mangels Erfahrungswerten kaum möglich. Damit entfalle neben der Festnetztelefonie und dem Internetzugang schon recht schnell auch dieser Kommunikationsweg und auch über das Smartphone ist keine Verbindung zum Internet mehr möglich.

Schlimmer noch: „Durch die recht schnell eintretende Überlastung der Funkzellen wird spätestens nach dem Ausfall der Mobilfunkmasten auch kein Notruf mehr abzusetzen sein“, fürchtet Bernd Löhr. Zu berücksichtigen sei dabei jedoch immer, dass Telekommunikation nicht nur bei den Telekommunikationsnetzbetreibern, sondern auch bei den Kunden eine Stromversorgung voraussetzt. Sowohl die Ladeerhaltung der Smartphone als auch Telefone und Router zuhause benötigten eine Stromversorgung. Und genau diese ist beim „Blackout“ nicht verfügbar.

Auch Nachrichtenmedien spielen eine wichtige Rolle, doch sind dann ja auch diese möglicherweise betroffen und können ihre Kanäle gar nicht mehr bespielen. Der Hörfunk wird laut Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) zum wichtigsten Informationskanal im Krisenfall und bezeichnet das Radio als Hauptwarnmittel. Diese Möglichkeit sich bei einem Stromausfall noch zu informieren besteht über ein vom Stromnetz unabhängiges Radiogerät. „Deshalb sollte in jedem Haushalt immer ein batteriebetriebenes Rundfunkgerät inklusive Reservebatterien oder ein Kurbelradio verfügbar sein. Auch ein Solarradio oder Autoradio kann benutzt werden“, sagt Bernd Löhr. Mit einem analogen Radio könnten Notfallinformationen am besten im Frequenzbereich des UKW-Bandes (FM) empfangen werden. Dieser Bereich liegt zwischen 87,5 und 108,0 MHz. Durch die Sendervielfalt und Empfangsdichte an unterschiedlichen Radiosendern ist Wahrscheinlichkeit dort am höchsten. Im Notfall können bei jedem Sender entsprechende überregionale Notfallmeldungen gehört werden. Es gibt weitere Ideen: „Die Nutzung von Lautsprecherdurchsagen von Einsatzfahrzeugen kann in Einzelfällen genutzt werden“, so Bernd Löhr, „aufgrund der Fläche des Stadtgebietes ist dieses Mittel jedoch nur begrenzt nutzbar“. Fernsehen und Printmedien werden während der stromlosen Zeit nicht zur Verfügung stehen.