Arnsberg. Kommunales Krisenmanagement der Stadt Arnsberg entwickelt Notfall-Plan für „Blackout 72“.

Kein Themenfeld ist ausgelassen. Die Verwaltung spielt ein „mittleres Szenario“ eines dreitägigen „Blackouts“ mit kompletten lokalem Stromausfall durch. Ein Spiel aber ist es nicht. „Wir haben uns sehr intensiv mit der Lage auseinandergesetzt“, erklärt Bürgermeister Ralf Bittner. Das Krisenmanagement der Stadt Arnsberg soll verstetigt und professionalisiert werden. Kopf des Krisenstabes ist der frühere Feuerwehr-Chef und Nass-Geschäftsführer Bernd Löhr.

In diesen Orten soll es Notfall-Treffpunkte geben

Notfall-Treffpunkte sollen Anlaufstellen für Bürger/-innen sein, wenn es Notfälle gibt.

Davon soll es 15 im gesamten Stadtgebiet in öffentlichen Gebäuden (u.a. Feuerwehrgerätehäuser, Schulen und ähnliches) geben. Die genauen Standorte werden zeitnah kommuniziert.

Wert wird aber darauf gelegt, dass alle Siedlungsgebiete mit erreichbaren Notfall-Treffpunkten versorgt sind.

In folgenden Orten soll es diese Treffpunkte, die beim „Blackout 72“ auch mit dafür qualifizierten Personal besetzt sein werden, geben: Oeventrop, Rumbeck, Breitenbruch, Arnsberg (2), Wennigloh, Bruchhausen/Niedereimer, Hüsten, Herdringen, Holzen, Voßwinkel, Müschede, Neheim (2), Bachum.

Der „Blackout 72 Stunden“ ist die akute Bedrohung - aufgrund befürchteter Gasmangellagen und Energieversorgungsengpässe durch den Ukraine-Krieg. Im Grundsatz aber geht es um mehr: Die Stadt will auch auf künftige Lagen vorbereitet sein. „Das ist die Konsequenz aus meinen Erfahrungen aus viereinhalb Jahren als Bürgermeister“, sagt Bittner. Corona, Ukraine-Krieg, Flüchtlinge, Klimawandel, Hochwasser und Waldbrände. „Das hat das Bewusstsein geschärft“, sagt Kirsten Heckmann, Leiterin des Bürgermeisteramtes. Da bedarf es belastbarer und gut vorbereiteter Strukturen der lokalen Katastrophenhilfe.

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Das aktuelle Szenario aber ist mehr als ein Gedankenspiel. „Damit muss immer zu rechnen sein und wir müssen vorbereitet sein“, sagt Bernd Löhr. Zwar sei Katastrophenschutz und die Vorbereitung auf Szenarien stark gesetzlich reglementiert und auch in der Hoheit von Land und Kreis, „doch am Ende müssen wir es ja doch vor Ort lösen“. Beim erdachten Szenario habe es darum gehen müssen, „das richtige Mittelmaß zu finden“. Die ganz großen Katastrophen ließen sich nämlich „nicht seriös planen“. Und auch nicht glaubhaft an die Bürgerinnen und Bürger der Stadt vermitteln.

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Genau die Einwohner aber müssen erreicht werden. Das Thema Kommunikation spielt da eine ganz große Rolle - das Wie, Wann und über welche Kanäle. Und das beginnt schon bei der Vermittlung der Eigenverantwortung. „Um gut vorbereitet zu sein, ist zu 80 Prozent die Eigenvorsorge der Bürger nötig“, so Bernd Löhr. „Jeder muss selber schauen, was er braucht, wenn es drei Tage keinen Strom gibt“, ergänzt Kirsten Heckmann. Wenn da jeder mitmacht, wäre schon viel erreicht.

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Das Kommunale Krisenmanagement setzt auf mehrere Stränge: Gewährleistung von Rettungsdienst, Polizei und Feuerwehr; Blick auf die allernötigste Stromversorgung sowie Wasserversorgung. Und die Arbeitsfähigkeit der Kernverwaltung mit seinen elementarsten Aufgaben. „Wenn man einmal beginnt, das alles durchzudenken, fallen einem immer neue Problemstellungen auf, die auftreten können“, so Löhr.

Der Kommunale Krisenstab und die Kernverwaltung sollen im Fall der Fälle in ein über Generatoren mit Strom und sicher mit Wasser versorgtes zentrales Gebäude in der Stadt ziehen. „Und das braucht dann einen gesicherten Zugang“, so Bernd Löhr. Er geht nämlich davon aus, dass es bei einem „Blackout 72“ nicht lange dauern würde, bis viele Menschen die Nerven verlieren würden. „Ich glaube, dass ein Tag ohne Handy schon zur Panik führen kann“, sagt er ohne zu scherzen. Private Kommunikation würde schnell komplett zusammenbrechen.

Die Stadt wird bald eine eigene Homepage scharf stellen, auf der für Bürger wichtige Aspekte der Katastrophen-Vorsorge gelistet sind.