Arnsberg/Sundern. Heino Künkenrenken, Anna Kampmann, Christopher Just, Anna-Maria Scafarti, Sonja Vieth, Rochdi Koubaa, Claus Lackner sind Menschen des Jahres 2021

Und wieder sind 365 Arbeitstage eines Jahres fast vorbei: Unser Beruf als Journalist bringt es mit sich, dass wir viele Personen treffen - bei Ereignissen und Veranstaltungen, zu Interviews und Reportagen oder auch als impulsive Kritiker unserer Arbeit. Genau das macht unseren Job ja so spannend.

Wir ließen das Jahr Revue passieren - jeder von uns dachte scharf nach und erzählte, welche Begegnung, welche Person hier vor Ort ihn im vergangenen Jahr besonders beeindruckte. Das Ergebnis ist hier auf dieser Seite zu sehen: Die Redaktion stellt „Menschen des Jahres 2021“ aus Arnsberg und Sundern vor. Klar doch: die Liste ist subjektiv und ganz sicher unvollständig. Vielleicht haben wir die eine oder andere spannende Begegnung vergessen. Andere haben wir nicht in die Auswahl genommen, weil die Beteiligten so prominent und weiterhin öffentlich präsent sind, dass wir sie ohnehin immer wieder in unserer Zeitung oder auf unseren digitalen Kanälen vorstellen werden.

Ohne Frage auch: Jeder von uns hat auch ganz persönlich „seinen Menschen“, der ihn im nun ablaufenden Jahr besondere Momente geschenkt hat. Wenn Sie mehr über unsere „Menschen des Jahres“ erfahren wollen, gehen Sie auf unser Portal wp.de/arnsberg und geben in der Suchleiste den Namen ein. Sie finden dann Berichterstattungen über die jeweiligen Personen. Nun zu den einzelnen Menschen des Jahres 2021.

Verein und Stadt mitgeprägt

Sven Richter schreibt über Heino Künkenrenken:

Wer kann schon sagen, dass ihn die Arbeit prägt? Hat man dann nicht etwas Wichtiges gewonnen? Gerade nach Gesprächen mit in gewisser Hinsicht inspirierenden Persönlichkeiten spürt man, dass man etwas aus dieser Unterhaltung mitnehmen kann. So war es auch mit Heino Künkenrenken. Nach dem Führungswechsel im traditionsreichen TV Neheim sprachen wir über die vergangenen 30 Jahre, in denen er als Vorsitzender maßgeblich den Verein und auch die Stadt mitprägte. Künkenrenken übernahm das Amt 1996, nachdem er zuvor schon lange für den Verein tätig war. Er legte das Amt erst 2021 nieder.

Heino Künkenrenken.
Heino Künkenrenken. © WP | Sven Richter

Ich finde es beeindruckend, sich so lange für eine gute Sache einzusetzen – und das ehrenamtlich! Dabei war dieser Einsatz nicht geplant, ursprünglich wollte Künkenrenken das Amt nicht übernehmen. Der Sportverein musste damals sehr viel Überzeugungsarbeit leisten. Doch als er die Rolle des Vorsitzenden zunächst nur für ein Jahr übernahm, konnte er nicht mehr aufhören: Aus einem Jahr wurden schließlich drei Jahrzehnte. Und in dieser langen Zeit prägte er oftmals das Stadtbild. Sei es durch seinen Einsatz für die Neheimer „Let’s Dance“-Veranstaltungen oder die Organisation des Neheimer Citylaufes, mit dem praktisch jede Schülerin und jeder Schüler Neheims mindestens einmal in Berührung kam. Dass er auch nach seinem Rücktritt dem Verein weiterhin helfend zur Hand geht, ist nach so viel Einsatz nicht überraschend, dafür aber sehr eindrucksvoll. In einer Welt, in der es immer weniger ehrenamtliches Engagement gibt, sind Menschen wie Heino Künkenrenken wichtig, da sie sich für unsere Gesellschaft einsetzten. Drei Jahrzehnte für unsere Region macht Heino Künkenrenken zu einem unserer „Menschen des Jahres“.

Einsatz an der Corona-Front

Martin Haselhorst schreibt über Anna Kampmann:

Manchmal reichen ein paar Worte, einige Blicke und entschlossenes Handeln, um zu spüren, dass einem ein Mensch mit Überzeugung und klarer Einstellung gegenübersteht. Eine von ihnen ist Anna Kampmann.Sie war eine der Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Klinikums Hochsauerland, die im vorübergehend eingerichteten Impfzentrum an der neuen Pflege- und Bildungsakademie in der ehemaligen Petrischule in Hüsten Erst- und Boosterimpfungen an Mitarbeitende und die ganze Bevölkerung verabreichten..

Anna Kampmann hat viele Menschen geimpft.
Anna Kampmann hat viele Menschen geimpft. © Privat | Privat

Beim Fototermin vor Ort strahlte aus ihren Augen die Entschlossenheit im Kampf gegen die Corona-Pandemie. Die stellvertretende Standortleiterin des Marienhospitals in Arnsberg und dortige Pflegeleiterin der Intensivstation, hatte sich freiwillig für den Impfdienst gemeldet. Und ihre Argumentation war mehr als einleuchtend. „Ich will helfen, dass wir jetzt so viele Menschen wie möglich impfen“, sagte die 45-Jährige, „wen ich jetzt impfen kann, der landet möglicherweise später nicht bei mir auf der Intensivstation“.

Klare Logik, ohne Umschweife: Die Pflegekräfte im Klinikum Hochsauerland haben selber ein elementares Interesse daran, dass die Impfkampagne Fahrt aufnimmt und vor allem nicht später wieder verliert. Anna Kampmann ist im Marienhospital an der Corona-Front, weil hier die infizierten Patienten im Klinikum zunächst zentral betreut werden. Sie kennt das Leid der Betroffenen, vor allem aber auch die Belastung für das komplette Pflegepersonal im Klinikum Hochsauerland in jetzt schon 20 Monaten Pandemie. Anna Kampmann ist ein „Mensch des Jahres“ – stellvertretend für ihre Kolleginnen und Kollegen auf den Intensiv- und Coronastationen des Klinikums.

Ein Brückenbauer für Vielfalt

Martin Haselhorst schreibt über Rochdi Koubaa:

Es sind diese Begegnungen, bei denen du ein gutes Gespräch führst und fühlst, dass du etwas mitnimmst aus diesem beruflichen Termin. Das Treffen mit Rochdi Koubaa im R-Café war so ein Moment. Der 41-Jährige ist seit 2006 Vorsitzender des Marokkanischen Kulturvereins Arnsberg. Das alleine ist schon bemerkenswert, weil sein Verein zu den Musterbeispielen von gelungener Integration in der Stadt gehört. Bewegend war aber vielmehr der Tiefsinn des Gesprächs: Über das, was Integration gelingen lässt, über das Verständnis von Heimat in zweiter und dritter Auswanderer-Generation und über das Miteinander von Religionen in einer vielfältigen Stadt. Rochdi Koubaa ist meinungsstark und zugleich ein besonnen argumentierender, ausgleichender Brückenbauer.

Rochdi Koubaa
Rochdi Koubaa © Privat | Privat

Beruflich ist er etabliert in seiner Heimat Sauerland. Er ist Human Ressources Business Partner beim Arnsberger Unternehmen Trilux. Mit seiner Familie, drei Kinder im Alter von 8, 13 und 14 Jahren lebt er in Sundern. Geboren ist er in Marokko, nach Deutschland kam er im Jahre 1990. Nach dem Wirtschaftsabitur machte er eine Kaufmännische Ausbildung und studierte Betriebswirtschaft. Integration heißt nicht völlige Anpassung, sondern gelingender Aufbau von Vielfalt und gegenseitiger Bereicherung. In diesem Geiste steht auch der Plan der Marokkanischen Gemeinde zum Bau einer Moschee am Berliner Platz. Hier soll nicht allein ein Gebets-, sondern ein Begegnungsraum entstehen. Die Optik des Gebäudes ist mit dem Gestaltungsbeirat der Stadt Arnsberg abgesprochen und soll zur Stadt passen. Ein starkes Projekt – vorangetrieben von einem unserer „Menschen des Jahres“.

Ein stets super freundliches Team

Torsten Koch schreibt über Claudia Düllberg und Assistenzhündin Lotte:

Gut, wenn der Mensch des Jahres gleich auch mit dem Tier des Jahres aufwarten kann. Stellvertretend für viele Hund-Mensch-Teams möchte ich darum in diesem Jahr Claudia Düllberg und Lotte in den Fokus rücken.

Beide sind für den Caritasverband Arnsberg-Sundern tätig – in der „Anlaufstelle Oeventrop“ haben sie stets ein offenes Ohr für vielfältige Probleme aller Art…

Assistenzhündin Lotte und Frauchen Claudia Düllberg.
Assistenzhündin Lotte und Frauchen Claudia Düllberg. © WP | Torsten Koch

Fellnase Lotte hat sich in der Beratungsstelle von einer Straßen- zur Assistenzhündin „gemausert“; und begrüßt jeden Besucher ebenso aufgeschlossen und gut gelaunt wir ihr Frauchen.

„Klein, hell, lieb“ – diese Attribute sollte ihr vierbeiniger Begleiter auf sich vereinen, hat mir Claudia Düllberg während meines Abstechers nach Oeventrop im Juli dieses Jahres verraten. Im Oktober 2020 entdeckte sie Lotte auf der Internetseite des Vereins „Retriever in Not“ – einer Tierschutz-Initiative.

Bei der Hüstener Hundetrainerin Beate Hieronymus wurde Lotte dann zur Assistenzhündin ausgebildet. Mit derlei Referenzen war der Job bei der Caritas natürlich nur noch Formsache. Sehr zur Freude von Claudia Düllberg, die von Anfang an den Plan verfolgt hat, ihre Fellnase mit zur Arbeit zu bringen.

(Nicht nur) in der Anlaufstelle kommt das Team super an, kein Wunder, schließlich sind beide stets hilfsbereit, gut gelaunt und fröhlich – vor allem in diesen Zeiten einfach großartig!

Er lässt sich nicht unterkriegen

Philipp Bülter schreibt folgendes über Christopher Just:

Seit Ausbruch der Coronapandemie in Deutschland im März 2020 gibt es Menschen, mit denen man beruflich nicht tauschen möchte. Inhaber von Fitnessstudios wie der Sunderner Christopher Just zählen dazu. Wie Just gemeinsam mit seiner Familie die ständigen Herausforderungen für seine Branche seit nun mehr fast zwei Jahren meistert, ringt mir großen Respekt ab. Er zählt zu den „Menschen des Jahres 2021“ aus Arnsberg/Sundern, weil er sich nie hat unterkriegen lassen – auch nicht von einem Naturereignis.

Christopher Just
Christopher Just © Privat | Privat

Ob er das monatelange Bangen, die Existenzsorgen, das Verzweifeln, das erneute Hoffen und die wiederkehrenden Enttäuschungen mit in den Schlaf nehme, habe ich Christopher Just bei einem unserer Treffen gefragt. Natürlich habe er schlaflose Nächte, versicherte er mir. Der Betreiber des „Vitalwerks“ mit zwei Standorten in Sundern und Arnsberg-Niedereimer musste gemeinsam mit seinem Vater und Mitinhaber Torsten Just immer wieder Rückschläge verkraften, um dann doch schnell nach Lösungen zu suchen. Bei einem Besuch des Studios im Mai fiel auf: Stillstand herrschte auf den etwa 1700 Quadratmetern nicht – trotz damals fast siebenmonatiger Zwangspause. Ein frischer Boden, neue digitale Zutrittskontrollen zur optimalen Nachverfolgung und für viel Geld erworbene Hygienefilter und Luftreiniger waren installiert worden.

Als sich am Mittwochabend, 14. Juli, im Zuge der Flut im HSK auch noch Wassermassen in das Fitnessstudio ergossen, sprangen treue Mitglieder den Justs zur Seite. Mit großem Elan und viel Power rappelten sich Christopher Just und seine Familie wieder hoch – das verdient großen Respekt.

Klare Kante gegen Missstände

Martin Schwarz schreibt über Anna-Maria Scafarti:

Die Neheimer Friseurin Anna-Maria Scafarti gehört aus meiner Sicht im Arnsberger Stadtgebiet zu den „Menschen des Jahres 2021“, weil sie klare Kante gegen Missstände zeigt und sich darüber hinaus auch sozial engagiert.

Anna-Maria Scafarti, Friseurin aus Neheim
Anna-Maria Scafarti, Friseurin aus Neheim © Martin Schwarz | Martin Schwarz

Für Aufsehen sorgte sie im Januar 2021, als sie während des Lockdowns für Friseure das Schaufenster ihres Salons an der Langen Wende mit dem riesigen Plakat „Rettet uns Friseure!“ versah. Sie machte dabei auf die Existenznot vieler selbstständiger Friseure aufmerksam, die auf staatliche Hilfe lange warten und Anfang 2021 mit der Ungewissheit leben mussten, ob sie von den Hilfszahlungen einen Teil zurückzahlen müssen.

Anna-Maria Scafarti hält ihre Meinung nicht hinter den Berg und geht damit auch mutig in die Öffentlichkeit. Respekt! Die heimischen Medien berichteten über ihre Aktion im Schaufenster. Noch im gleichen Monat, im Januar 2021, wurde sie digital zugeschaltet zu einer Pro7-Live-Sendung mit dem damaligen Finanzminister und heutigen Bundeskanzler Olaf Scholz. Sie stellte ihm eine Frage zur Situation der Friseure und machte auf die wirtschaftliche Lage mancher Friseure aufmerksam. Sie bezog dabei eine klare Position und redet nicht um den heißen Brei herum.

Der Salon Scafarti engagiert sich auch sozial: Für krebskranke Menschen, die durch Strahlentherapie ihre Haare verlieren und darunter psychisch leiden, sammeln im Salon Scafarti diverse Parrucchieri (italienisch für Friseure) an einem Aktionstag Echthaare, indem sie Haar-Spendern mindestens 25 Zentimeter lange Haare abschneiden. Aus diem Echthaar können dann Perücken für Krebskranke gemacht werden.

Der richtige Geist

Achim Gieseke schreibt über Sonja Vieth:

Viele Menschen haben sich 2021 in Arnsberg engagiert, um den Ortsteil ein Stück weiter nach vorne zu bringen. Ob in der Politik oder im für das Funktionieren der Gesellschaft wichtigen Ehrenamt. Da fällt die Wahl für den „Menschen des Jahres“ nicht einfach. Doch letztlich ist es für mich diesmal eine Geschäftsfrau: Sonja Vieth.

Sonja Vieth, Buchhändlerin in  Arnsberg
Sonja Vieth, Buchhändlerin in Arnsberg © Britta Lieder | Britta Lieder

Eine Wahl, die jedoch nicht allein ihr Wirken in 2021 umfasst. Das wäre viel zu kurz gegriffen. Denn die am Alten Markt in Arnsberg an­sässige Buchhändlerin aus Leidenschaft müht sich von Beginn an immer wieder, mit verschiedenen Aktionen wie abwechslungsreichen Lesungen, einem tollen Kundenservice oder durch eine für einen Geschäftsbetrieb nicht selbstverständliche Beteiligung am neu aufgestellten Weihnachtsmarkt zu zeigen, dass es auch vor Ort einen starken Einzelhandel gibt. Und das ihr der Ortsteil und besonders dessen Fortkommen sehr am Herzen liegt. Dabei geht sie auch interessante Kooperationen wie mit der benachbarten Weinhandlung Kaiser ein. Weil eben bekanntermaßen nicht nur Konkurrenz, sondern auch ein sinnvolles Miteinander das Geschäft belebt.

Das ist für mich Unternehmerinnengeist vom Feinsten – der vorbildhaft deutlich macht, dass es immer wieder neues Engagement und kreative Ideen erfordert, um Geschäfte durch schwierige Zeiten zu bugsieren und in einer sich rasant verändernden (Geschäfts-)Welt gut am Markt zu positionieren, will man überleben. Aber vor allem, um einen Standort in Gänze attraktiv zu erhalten.

Weil dies nicht nur den ansässigen Geschäften nutzt, sondern gleichermaßen allen Bürgerinnen und Bürgern dient. Denn eine Stadt ist nur lebendig, wenn die Geschäftswelt blüht.

Gewonnen und doch verloren

Matthias Schäfer schreibt über Claus Lackner:

Das Leid, das der Langscheider Senior Claus Lackner zu tragen hat, ist groß. Durch eine Lungenerkrankung hat seine Bewegungsfähigkeit stark gelitten. Jahrelang hat der Floristenmeister gegen die Windmühlenflügel der Sozialgesetzgebung gekämpft, denn er wollte - aufgrund der eindeutigen Behinderung - einen sogenannten Parkausweis light haben. Dieser hätte es ihm ermöglicht, mit einem entsprechenden Aufkleber an der Frontscheibe seines Autos bis in die Fußgängerzone zu fahren. Den Weg von den Parkplätzen bis etwa zu einem der Optiker hätte für ihn eine stundenlange Prozedur bedeutet.

Claus Lackner
Claus Lackner © WP Sundern | Matthias Schäfer

Doch das wurde dem Langscheider in mehreren Verfahren nicht genehmigt. Viele hätten nach dem ersten Scheitern die Flinte ins Korn geworfen, andere nach dem zweiten No, aber der Langscheider ist erfahren im Schreiben. Und so setzte er sich in seinem Alterssitz hin und kämpfte sich schließlich durch alle Instanzen. Zeitweilig schien es hoffnungslos zu sein. Doch Claus Lackner gab nicht auf, erhob Einsprüche, begründete sie seitenlang. Dann kam noch Corona obendrauf und die schon angeberaumte Termin beim Sozialgericht in Dortmund wurden verschoben, letztlich fiel die für ihn so positive Entscheidung im Landgericht in Arnsberg, wo das Sozialgericht tagte.

Leider hat er nicht sehr lange etwas von dem Parken Light-Aufkleber gehabt, nach vier Jahren Kampf. Vor einigen Wochen ist sein Auto verkauft worden, nun kümmern sich starke Männer von Krankentransportdiensten um den Senior, wenn er zum Arzt muss. Sein Kampf für die Gerechtigkeit war aber vorbildlich, auch wenn er damit etliche Menschen in Amtsstuben genervt hat.