Langscheid/Dortmund. Nach fünfjährigem Kampf gegen die Behörden darf er endlich das aG-Schild (außergewöhnliche Gehbehinderung) an seinem Auto anbringen.

Es war schon etwas Besonderes als Claus Lackner (78) wieder vor dem Landgericht Arnsberg stand. Der Langscheider Rentner, der seit Jahren gegen den HSK und die Stadt Sundern um sein Recht kämpft, hatte einen Erfolg errungen. Gleichzeitig fragt er sich nun, was es ihm noch nützt, dass er das aG-Zeichen am Auto führen darf.

Doch von vorn: Ganze fünf Jahre hat Claus Lackner, der in Langscheid lebende Floristenmeister, gekämpft, um die Kennzeichnung zu bekommen. Der Rentner ist seit langem schwer krank und kann sich kaum noch über eine weite Strecke bewegen.

Nun tagte, nach langem Vorlauf, das Dortmunder Sozialgericht in den Räumen am Landgericht am Brückenplatz in Arnsberg. Die Vorsitzende Richterin Munk, so erzählt Claus Lackner, sei dann geneigt gewesen, dass es nochmals ein neues Gutachten zum Fall des Langscheiders erstellt werden sollte. Doch sie verzichtete angesichts des sichtbar angegriffenen Zustandes des Klägers darauf und regte an, dass sich die Parteien vergleichen sollten. Und so geschah es, dass Lackner nun endlich das aG-Zeichen für außergewöhnliche Gehbehinderung am Auto führen darf.

Im langen Kampf mit den Behörden hat sich der Gesundheitszustand verschlechtert

Bitter ist, dass sich in den vergangenen fünf Jahren des ständigen Kampfes gegen Behördenwillkür, wie es Claus Lackner bezeichnet, der gesundheitliche Zustand weiter verschlechtert hat. „Mein Auto, das ca. 50 Meter entfernt von meinem Haus steht, kann ich nicht mehr zu Fuß erreichen“, berichtet der Rentner.

Er hoffe, dass nun endlich etwas gefunden wird, dass ihm wieder ermöglicht, mal zum Arzt oder zum Einkaufen zu fahren. Fahrten mit einem elektrischen Gefährt sind bisher gescheitert, weil der Weg zwischen Haus und Parkplatz äußerst uneben und zudem steil ist. Es sei weitsichtig gewesen, schon frühzeitig zwei Pflegerinnen zu engagieren: „Das zahlt sich jetzt aus.“

Der schwer kranke Senior hofft nun auf eine Entschuldigung der Behörden

Der schwer kranke Senior hofft nun, dass es noch eine Entschuldigung seitens der Behörden bei ihm gibt. Auch von der Stadt Sundern. Denn die hatte ihm verwehrt, einen Ausweis „Parken light“ zu geben, damit Lackner direkt mit dem Auto vor einem Optikladen in der Fußgängerzone halten konnte.

Lackner hatte inzwischen den Gesamtbehinderungsgrad von 100 erreicht, dazu das Merkzeichen G für gehbehindert bekommen und das Zeichen B für Begleitperson. „Wo blieb eigentlich die Menschlichkeit?“, fragt Lackner auch heute noch immer: „Der frühere Bürgermeister Brodel hat mir da, trotz intensiven Kontakts, nicht geholfen“, resümiert er. Aber auch sein Ortsvorsteher habe ihn wenig unterstützt, fügt Claus Lackner bitter an.

„Die Behörden müssen endlich in Sachen Behinderter Menschlichkeit walten lassen“

Er könne gut formulieren und habe sich deshalb diesem Don Quichote-Kampf gegen die Behörden gestellt. Aber am Ende des langen Kampfes um das aG-Zeichen, das der HSK nun ausstellen muss, erkennt der Florist:

„Wer wäre bereit, das durchzustehen? Kaum jemand, und darauf zielt es wohl auch ab.“ Seine Ideen hat er schon an Ministerien und den Regierungspräsidenten geschrieben: „Aber ich rechne mit keiner Antwort“, sagt er resigniert. Seine Forderung: „Die Menschen in den Behörden müssen endlich den Mut aufbringen, in Sachen Behinderter Menschlichkeit walten zu lassen.“