Der Lockdown und seine Folgen:: Die Neheimer Friseurin Anna-Maria Scafarti hat ihr Schaufenster mit Protestplakaten beklebt.

Neheim. "Wovon sollen Inhaber von Friseursalons leben, wenn ihnen nur 90 Prozent der Fixkosten wie Ladenmiete, Strom, Gas, Wasser vom Staat ersetzt werden? Die staatliche Hilfe fließt im Endeffekt an andere, doch die Saloninhaber müssen auch weiterhin ihr privates leben finanzieren können. Es fehlt der Unternehmerlohn für private Wohnung, Lebensmittel, Versicherungen etc." Dies sagt die Neheimer Friseurin Anna-Maria Scafarti, die wegen der Coronaschutz-Vorschriften - wie alle anderen ihrer Berufskollegen auch - bereits seit 16. Dezember 2020 ihren Salon schließen musste. Dies ist bereits die zweite Schließung nach dem Lockdowm im Frühjahr 2020.

Verständnis für Coronaschutz-Maßnahmen

Dass sich die Bürger vor Corona schützen müssen, dafür hat die 33-jährige Neheimer Friseurin absolut Verständnis und betont: "Ich bin keine Corona-Leugnerin! Doch wenn der Staat verlangt, dass die Friseure ihre Salons schließen müssen, dann können die Friseure auch erwarten, dass ihnen der Staat ohne Verzögerung und finanziell angemessen hilft, damit die Friseure weiter existieren können!"

Nach fünf Wochen Lockdown hat Anna-Maria Scafarti mit einer Plakataktion im Schaufenster ihres Salons an der Langen Wende Alarm geschlagen. Mit dem Plakatschriftzug "Rettet uns Friseure!" macht sie auf die dramatische Lage mancher Friseure aufmerksam. Weiter ist zu lesen: "Wir Friseure werden vergessen! Es ist ein Skandal!"

Langes Warten auf Überbrückungshilfe

Das lange Warten auf neue Überbrückungshilfe bringt die junge Friseurin auf die Palme. Erst seit Mittwoch, 20. Januar 2021, mehr als vier Wochen nach Beginn des Lockdowns, kann sie im Internet schwer verständliche, im Bürokratendeutsch verfasste Infos zu einer Beantragung staatlicher Hilfe lesen, die in vielen Fällen sicherlich die Hilfe eines Steuerberaters erfordern. "Doch ausfüllbare Anträge gibt es am Freitagmorgen, 22. Januar, immer noch nicht", beschreibt sie das fortwährende Warten auf Anträge für Überbrückungshilfen. Zusammen mit vielen anderen Friseuren hat Anna-Maria Scafarti nun Protestschreiben an Landespolitiker gerichtet. Die in Meschede ansässige Kreishandwerkerschaft hat dies im heimischen Raum organisiert und setzt sich vehement für "passgenaue Überbrückungshilfen für das Friseurhandwerk" ein.

Teilweise Rückzahlung der ersten Überbrückungshilfe?

Im Frühjahr hat Anna-Maria Scarfati zwar - wie andere Selbstständige auch - 9000 Euro Überbrückungshilfe bekommen, doch derzeit ist unklar, ob sie davon etwas zurückzahlen muss. "Diese Ungewissheit macht auch Sorgen. Denn man will sein Leben auch finanziell planen können", so die junge Friseurin.

Wie viele ihrer Berufskollegen hofft Anna-Maria Scafarti sehr, dass am 15. Februar 2021 die Friseursalons wieder öffnen können. "Wir haben nach dem Ende des ersten Lockdowns im Frühjahr mit strengen Hygienestandards in den Salons gearbeitet, die sich in der Arbeitspraxis bewährt haben und von den Kunden auch akzeptiert wurden. Wir sollten daher ab 15. Februar wieder arbeiten können", hofft die Friseurin.

Kunden lassen schon Termine für Februar reservieren

Auf Kundenseite herrscht auch Druck in der Telefonleitung. "Viele Kunden haben sich bei uns schon vorsorglich Termine ab Mitte Februar geben lassen, denn es ist ein Run auf die Salons zu erwarten, wenn die Salons wieder öffnen dürfen", sagt Scafarti. Der Montag, 15. Februar, ist in ihrem Salon "Anna-Maria" schon ausgebucht.... (natürlich unter dem Vorbehalt, dass eine Salonöffnung erlaubt ist). Kunden sind bereit, nochmals anzurufen, um den Termin ggf. zu verschieben.

Daten & Fakten

  • Anna-Maria Scafarti beschäftigt in ihrem Salon vier Vollzeitkräfte (drei Frauen und einen Mann), die jetzt alle in Kurzarbeit sind.
  • Außerdem sind im Salon zwei Auszubildende beschäftigt. Ein Mädchen ist im 2., das andere im 3. Lehrjahr. Die Saloninhaberin bedauert, dass nun natürlich auch die Ausbildung leidet. Manche Azubis üben nun daheim an Perückenköpfen.

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