Brilon. An Mario Bürger wurde in der Schule nicht geglaubt. Jetzt ist er Firmenchef in Köln. Er erzählt, wieso er das dem Briloner Skatepark verdankt.
Im Briloner Skatepark geht es noch immer nicht voran. Nachdem die Anlage bei Fördergeldern oftmals durch das Raster gefallen und auch seitens der Stadt bisher kaum Unterstützung zur Fertigstellung erfolgt ist, nimmt sich ein ehemaliger Briloner Skater, nun erfolgreicher Filmproduzent, der Sache an. Mario Bürger hat in Köln seine Firma FEELMING GmbH gegründet, entgegen vieler Widerstände und Herausforderungen. Der WP schildert er, wieso die Wurzeln seines Erfolgs im Briloner Skaterpark liegen und wieso er sich nun für die Anlage einsetzt.
In der Schule ist es schwer, auf dem Skateplatz in Brilon leicht
„Ich komme aus Thülen und bin in Brilon aufgewachsen. Mit 24 bin ich weggezogen, aber meine Wurzeln liegen im Briloner Skatepark“, sagt Mario Bürger. Mit 12 Jahren steht Mario Bürger zum ersten Mal auf dem Board. Schnell wird das Skaten für ihn zur Leidenschaft. „Damals, als ich 14 oder 15 war, hatte ich keine sehr leichte Zeit. Meine schulischen Leistungen waren nicht besonders prickelnd. Ich musste die Schule wechseln, von der Marienschule auf die Hauptschule. Ich hab damit natürlich auch meinen Freundeskreis nicht mehr täglich um mich gehabt. Lehrer haben mir gesagt: Aus dir wird eh nichts.“ Der Skatepark ist der Ort, an dem Mario Bürger Gemeinschaft findet. Der Ort, an dem er merkt, dass er etwas besonderes kann. „Auf dem Skateplatz herrschen Werte, die man sonst nicht überall findet“, sagt er.
Mario Bürger entscheidet sich für die Selbstständigkeit
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Irgendwann fängt er an, Videos der Skater zu machen, fährt selbst immer weniger. „Ich habe durch Contests die Chance bekommen, Videos von Profiskatern zu machen. Ich bin sogar mit ihnen auf Reisen gegangen, um sie zu filmen.“ Acht Jahre später entscheidet er sich, aus seiner Leidenschaft und seinem Talent eine Firma zu machen, macht sich selbstständig. Mittlerweile hat er vier Mitarbeiter. „Ich spüre eine tiefe Dankbarkeit für meine Wurzeln auf dem Skaterplatz. Da herrschen Werte, die man sonst nicht überall findet und die mich auf Lebenszeit geprägt haben“, sagt er.
Egal welches Level, applaudiert wird immer
Die Gemeinschaft, das Gefühl dazuzugehören, das will Mario Bürger erklären. „Es ist auf dem Skateplatz total egal, ob du Anfänger bist oder Profiskater. Egal welches Level, man applaudiert. Wenn ein Anfänger das erste mal die Rampe runterfährt, dann schlagen alle ihre Boards auf den Boden, das ist der Applaus der Skater. Und wenn ein Profi zum zehnten Mal den einen Trick übt und ihn endlich schafft, dann wird das auch gemacht. Dann rastet die Gemeinschaft aus, dann wird der Erfolg gefeiert.“ Er beschreibt die Gemeinschaft als empathisch, offen, herzlich und unterstützend. „Das eine Thema verbindet alle.“ Insbesondere die Fehlerkultur weiß Mario Bürger zu schätzen. „Die größte Lüge auf dem Platz ist immer die Aussage: Einmal versuch ich es noch. Es bleibt nie bei dem einen Mal.“ Er erinnert sich noch gut an einen Sommerabend, sein Vater steht mit dem Auto auf dem Parkplatz, hat schon eine Nachricht geschrieben, dass er da sei. „Ich hab ihn eine halbe Stunde warten lassen, weil ich diesen einen Trick üben musste, mir war egal, wie die Rückmeldung sein wird“, sagt Mario Bürger und lacht. „Ich war wie im Tunnel.“ Angst mit Mut überwinden, darum geht es auf dem Skateplatz. „Das ist die Kerneigenschaft, die man als Skater lernt. Das prägt mich bis heute auch als Chef. Der Zusammenhalt und diese Werte vermittele ich auch meinem Team.“
2500 Euro spendet er für den Skatepark
Mit einem Filmunternehmen läuft es gut und vor kurzem entscheidet sich Mario Bürger, etwas zurückzugeben. „Ich wollte einen Prozentsatz meines Umsatzes spenden. Einige Vorschläge für Engagement aus Köln kamen durch die Mitarbeiter, da engagieren wir uns nun. Aber für mich war schnell klar, dass ich etwas für den Skaterpark in Brilon tun möchte, hier liegen meine Wurzeln.“ Er spendet 2500 Euro für die Fertigstellung des Skateparks. Dort fehlt nicht nur ein Center-Piece, um den Flow wiederherzustellen. „Ich will, dass es wieder möglich ist, dort Contests zu fahren und so auch Menschen aus entfernten Städten anzulocken“, sagt Mario Bürger. „So wie früher.“ Dass der gesamte Sportplatz erneuert werde, aber der Skatepark hinten runter falle, das ärgert ihn. „Das tut richtig weh.“ Er sagt aber auch: „Da kommt der 14-jährige Skater in mir wieder zum Vorschein, meine Hands-On-Mentalität. Wir machen es einfach selbst und machen uns nicht abhängig.“ Er erinnert sich noch gut an eine Umbauaktion in seiner Jugendzeit. 20 oder 30 Leute hätten ehrenamtlich mit angepackt, hart gearbeitet. „Da wurde nicht die Hand aufgehalten, die haben das aus Gemeinschaftsgefühl heraus gemacht. Wo sieht man das heute noch?“