Hesborn. Serie von Anschlägen in Dreislar und Hesborn: Kirchen und Friedhöfe werden mutmaßlich zur Zielscheibe von Rechtsextremisten.
„Jetzt geht es bei uns auch schon los!“ So lautete die Reaktion vieler Hesborner Einwohner am frühen Samstagmorgen. Denn in der Nacht waren ähnlich wie zuvor im Nachbardorf Dreislar die Türen der St. Goar-Pfarrkirche und der Friedhofskapelle beschmiert worden. Ein großes Hakenkreuz prangt auf der Kirchenpforte im Turm. An der Friedhofskapelle steht „Ausländer raus“ – in sehr ähnlicher Schrift und silberner Sprühfarbe wie in der vergangenen Woche am Feuerwehrhaus und der Kirche in Dreislar. Hier sind bekanntlich innerhalb der letzten zehn Tage in drei verschiedenen Nächten zwei Autos angesteckt und mehrere Gebäude, ein Bildstock und ein Wegekreuz besprüht worden. Kriminalpolizei und Staatsschutz ermitteln bereits.
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Um kurz nach 7 Uhr ist einer Hesbornerin die jüngste Schmiererei an der Kirche aufgefallen. Polizei und Kirchenvorstand werden benachrichtigt. Auch die Aufschrift an der Friedhofskapelle wird entdeckt. Anschließend fackeln die Hesborner nicht lange: Am Vormittag sind schon alle Spuren beseitigt, die Kirchentür mit Verdünnung abgewischt und die Friedhofskapelle neu gestrichen. Am Sonntag will die Jägerkapelle ihr 100-jähriges Jubiläum feiern und mit einem Gottesdienst beginnen: „Da soll doch keiner an sowas vorbeigehen müssen“, sagt eine Musikerin.
Ortskenntnisse sind erforderlich
Die rätselhafte Serie nächtlicher Übergriffe sorgen weit über die beiden Dörfer hinaus für Unruhe und Kopfzerbrechen. Bis auf das Dreislarer Feuerwehrhaus hatten alle Ziele einen kirchlichen Hintergrund. Manche befinden sich an Stellen, die man nicht zufällig passiert, sondern für die Ortskenntnisse erforderlich sind.
Aber nicht nur die Bilder der Schmierereien kursieren im Dorffunk und in den sozialen Medien. Viele Nutzer setzen eindeutige Zeichen: „Kein Millimeter nach rechts“, „Kein Platz für Faschos bei uns“, „Wir sind bunt“, „Nazis raus“, „Ein Zeichen für Vielfalt und Demokratie“ ist da u.a. zu lesen, auch ein Video der Demo gegen Rechts- und Linksextremismus in Hallenberg Ende Januar ist hochgeladen worden.
Heiner Hast, der Verwaltungsleiter des Pastoralen Raums Medebach-Hallenberg, zu dem die Kirchengemeinden in Dreislar und Hesborn gehören, findet klare Worte: „Ich hoffe sehr, dass der oder die Täter bald erwischt werden. Die aktuelle Situation ist für die Menschen in Dreislar, Hesborn und auch den umliegenden Orten belastend. Die Gefühle aller werden verletzt, wenn öffentliche Gebäude wie Kirchen, Friedhofskapellen oder Feuerwehrhäuser angegriffen werden. Und jeden Abend geht man mit einem flauen Gefühl ins Bett.“