Hochsauerlandkreis. NRW-Waldbrandprävention: Überwachungszentrale und KI-gestützte Kameras sind im Einsatz. So ist die Lage rund um Winterberg, Hallenberg und Medebach
Mit dem Klimawandel hat sich in den vergangenen Jahren die Gefahr von Waldbränden erhöht. Allein 2022 wurden in NRW 204 Waldbrände mit einer Fläche von knapp 75 Hektar registriert, wie das NRW-Landwirtschaftsministerium mitgeteilt hatte. Im Forstamt Oberes Sauerland (dazu zählen Sundern, Eslohe, Meschede, Schmallenberg, Winterberg, Medebach, Hallenberg) gab es im vergangenen Jahr keinen einzigen Waldbrand. Insgesamt zwölf Waldbrände wurden dagegen 2022, erklärt Frank Rosenkranz, Leiter der Behörde, auf WP-Anfrage.
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Menschlisches Fehlverhalten als Ursache
Aufgrund der hohen Nadelwaldanteile, verbunden mit in der Regel hohen und regelmäßigen Jahresniederschlägen, sei die Waldbrandgefahr geringer als in anderen Regionen. „Durch den Klimawandel ist aber mit einer höheren Waldbrandgefahr auch bei uns zu rechnen. Aufgrund der Kalamität werden im nächsten Jahrzehnt viele Flächen mit Naturverjüngung und Jungpflanzen entstehen, die bei Trockenheit leicht entzündlich sind. Derzeit sind die gefährlichsten Monate der April und der September, also vor und nach der Vegetationsperiode“, sagt er. Die meisten Waldbrände entstünden durch menschliches Fehlverhalten.
Das Land Nordrhein-Westfalen will mit einem Kamera-Überwachungssystem mit bis zu 40 Kilometern Reichweite Waldbrände früher erkennen und so Schäden begrenzen. Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen (CDU) eröffnete dazu in Wesel die erste Waldbrandüberwachungszentrale im Bundesland. Die insgesamt gut 1,1 Millionen Euro teure Anlage sammelt Informationen aus Spezialkameras auf acht Überwachungstürmen am gesamten Niederrhein und erkennt Brände aus den Daten auch mithilfe von künstlicher Intelligenz.
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Die Beobachtung mit Kameras im Sauerland sei derzeit nicht geplant, so Rosenkranz. Das bergige Gelände schränke zudem die Sichtbarkeit über weite Strecken ein. „Da nahezu alle Mitbürgerinnen und Mitbürger ein Handy haben, werden Waldbrände in der Regel schnell bemerkt und gemeldet“, sagt er.
Die Forstämter mit ihren Revierförstern, Forstwirten und Rangern überwachen die Wälder rund um Winterberg, Medebach und Hallenberg. In Zeiten besonders großer Waldbrandgefahr würden Rufbereitschaften eingerichtet, sodass auch an Wochenenden Ansprechpersonen für die Feuerwehren zur Verfügung stehen.
Diese Lagen sind Waldbrandgefährdet
Auch aktuell sei die Waldbrandgefahr in der Region als sehr gering einzuschätzen. In den vergangenen Monaten gab es ausreichend Niederschläge, die Böden sind nass. Je nachdem, wie sich das Wetter entwickelt, kann bei hohen Temperaturen und geringen Niederschlägen in den Sommermonaten das Waldbrandrisiko jedoch schnell zunehmen, erklärt auch der Bürgermeister von Hallenberg, Enrico Eppner (FDP). Mit den kommenden Sommertemperaturen steige aber die Waldbrandgefahr, warnt er. Ob in diesem Jahr ein besonders hohes oder niedriges Waldbrandrisiko bestehe, lasse sich derzeit nicht abschätzen; dies sei von den Wetterentwicklungen abhängig. „Sollte es in den kommenden Wochen und Monaten hohe Temperaturen und geringe Niederschläge geben, kann das Waldbrandrisiko schnell zunehmen“, sagt er.
Gefährdet seien vor allem Waldbestände in Südhanglagen, da diese lange der Sonne ausgesetzt sind und daher schneller austrocknen. Weiterhin trocknet auch stetiger Wind das Unterholz aus. Da die Hauptwindrichtung in der hiesigen Region Westen ist, seien auch West- oder Südwesthänge bedroht.
Hallenberg arbeitet an Waldbrandkonzept
Die Stadt Hallenberg arbeite in Zusammenarbeit mit der örtlichen Feuerwehr seit einigen Jahren an einem Waldbrandkonzept. Dieses werde kontinuierlich angepasst. Löschwasserteiche und sonstige Wasserentnahmestellen im Wald seien zugänglich gemacht und instandgesetzt, sodass diese im Ernstfall genutzt werden können. Zudem erfolge eine regelmäßige Kontrolle der Waldwege, um deren Befahrbarkeit zu gewährleisten. „Um die Gefahr von Waldbränden zu minimieren ist ein umsichtiges Verhalten der Bevölkerung unerlässlich“, sagt er.
Seit Sommer/Herbst 2023 sei die anhaltend feuchte Witterungslage ein Faktor, der die Waldbrandgefahr verringere, teilt der Bürgermeister von Medebach, Thomas Grosche (CDU) mit. Um die Prävention zu unterstützen, werden Bürger aufgefordert, keine Zigarettenkippen im Wald wegzuwerfen und keine Grillfeten in Waldnähe abzuhalten. Radfahrer und Wanderer werden aufgefordert, sich der Rettungspunkte im Wald bewusst zu sein. Bei entsprechender Waldbrandwarnstufe sind bestimmte Aktivitäten wie Feuerwerke verboten.
Die Investitionen in die Waldbrandbekämpfung umfassen die Anschaffung neuer Feuerwehrfahrzeuge wie eines geländegängigen TLF 3000 auf Unimog-Fahrgestell und eines geländegängigen MZF Ford Ranger mit Wechselmodul Hochdrucklöschanlage. Weitere Investitionen beinhalten die Anlage von Löschwasserreserven, mobile Staustufen und Faltbehälter mit verschiedenen Volumina.
Besonders anfällige Bereiche für Waldbrände sind die Kalamitätsflächen, die durch die Borkenkäferplage entstanden sind. Die Bevölkerung wird aufgefordert, die Hinweise zur Waldbrandverhütung zu beachten und bei unklarer Rauchentwicklung in Waldflächen sofort die Einsatzkräfte zu alarmieren.
Waldbrandgefahr auf niedrigster Stufe
Die örtliche Feuerwehr trifft Vorkehrungen wie die Ertüchtigung von Feuerlöschteichen, die Auflistung vorhandener Löschwasserzisternen im Außenbereich und die Zusammenstellung von Landwirten und Unternehmen, die Fahrzeuge zum Löschwassertransport zur Verfügung stellen könnten.
Aktuell ist Waldbrandgefahr in Winterberg auf der niedrigsten Stufe eins, erklärt die Pressesprecherin der Stadt, Rabea Kappen. „Die Brandschutzerziehung durch die Feuerwehr beginnt schon im Kindergarten. Die Waldbesitzer stellen zudem entsprechende Hinweisschilder zur Waldbrandgefahr und den Gefahrenquellen auf“, sagt sie.