Marsberg/Essentho. Aufregung in Marsberg: Die Ritzenhoff AG hat 89 Mitarbeiter entlassen, jetzt sind neue Jobs ausgeschrieben. Das Unternehmen erklärt die Gründe.

Die Nachrichten stoßen im Netz vielen Usern sauer auf: Die Ritzenhoff AG sucht neue Mitarbeiter. Die Stellenausschreibungen kommen rund einen Monat nach der Nachricht, dass 89 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus allen Bereichen des Unternehmens im Zuge des Neustarts nach dem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung entlassen werden müssen (die WP berichtete). Viele Marsbergerinnen und Marsberger können das nicht verstehen, das Unternehmen bezieht gegenüber der WP nun Stellung zu den Neuanstellungen.

Ritzenhoff AG schreibt nach Massenentlassungen neue Stellen aus

„Frischer Wind für Tradition & Innovation“ steht auf der einen Anzeige. „Glasklar in deine Zukunft“ auf der anderen. Im Netz kursieren zwei Flyer der Ritzenhoff AG, auf denen vielfach Stellen ausgeschrieben werden. Ein Blick auf die Firmenwebsite zeigt, dass auch dort die Stellen zu finden sind, eingestellt am 15 und 18. April. So sucht das Unternehmen im Produktionsbereich einen Bruch-Bändiger und Keramikkünstler, einen Elektroniker, einen Mitarbeiter in der Leitwarte, einen Werkzeugmechaniker sowie einen Zerspanungsmechaniker. Im Headquarter sind Stellen für einen Accounting Manager, einen Buchhalter, einen E-Commerce Manager, einen Finanzbuchalter, einen kaufmännischen Mitarbeiter für die Zollabwicklung, einen Mitarbeiter für Payroll sowie ein Specialist Zoll ausgeschrieben. Alle Stellen richten sich an Frauen und Männer und wurden aktuell eingestellt. Versprochene Benefits sind unter anderem Soziale Leistungen wie eine betriebliche Altersvorsorge, Urlaubsgeld oder Flexible Arbeitszeiten. Auf der Website heißt es: „Auf Dich wartet Dein Traumjob! Du möchtest Flexibilität, Gestaltungsspielraum, ein kollegiales Umfeld und Spaß bei der Arbeit – wir freuen uns darauf Dich kennenzulernen!“

Viele Marsbergerinnen und Marsberger kritisieren Ritzenhoff im Netz

Ritzenhoff in Essentho/ Marsberg hatte Anfang des Jahres Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet, 89 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mussten gehen. Jetzt stellt das Unternehmen wieder neu ein.
Ritzenhoff in Essentho/ Marsberg hatte Anfang des Jahres Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet, 89 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mussten gehen. Jetzt stellt das Unternehmen wieder neu ein. © WP | Rebekka Siebers

Die Stellenausschreibung wird im Netz heftig diskutiert. Viele Marsberger kritisieren, dass das Unternehmen Ritzenhoff erst 89 Menschen entlässt, nun aber neue einstellt. Manche finden den Zusammenhang merkwürdig, manche reagieren wütend.

Zum Hintergrund: Ritzenhoff hatte Anfang diesen Jahres die Insolvenz in Eigenverwaltung eingeleitet. Schnell war klar, dass das Unternehmen einen neuen Investor finden muss, andernfalls hätte sich die gesamte Wucht der Insolvenz entfaltet. Nach heftigen Auseinandersetzungen mit der Gewerkschaft IGBCE und langen Diskussionen mit dem Betriebsrat wurde kurz vor knapp ein Investor gefunden: Die Investorengruppe um die Familie Ritzenhoff/Zeppenfeld und Unternehmer Robert Tönnies, die bereits früh ihr Interesse an einem Rückkauf des angeschlagenen Glasherstellers aus Marsberg hinterlegt hatte, machten schlussendlich ein Angebot. Das Unternehmen befindet sich gerade in einer Neustrukturierung. Allerdings: Um für den Investor ein praktikables Angebot zu machen, musste die Mannschaftsstärke des Unternehmens verkleinert werden, 89 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus allen Bereichen waren entlassen worden. Warum nun die Neuanstellungen?

Ritzenhoff AG bezieht Stellung zu den Stellenausschreibungen

Seitens des Unternehmens heißt es auf WP-Anfrage zum Hintergrund der Stellenausschreibungen, dass in der herausfordernden Unternehmensphase der Insolvenz „bedauerlicherweise wichtige Mitarbeiter das Unternehmen verlassen“ hätten. Es sei nun an der Zeit neue Mitarbeiter zu gewinnen. Dies habe nichts mit den Entlassungen zu tun, diese hätten andere Abteilungen und Qualifikationen betroffen. Seit dem 1. April 2024 befinde sich das Unternehmen laut Stellungnahme in einer stabilen Situation - ohne Bankverbindlichkeiten. Dies sei den Mitarbeitern auch bekannt. Die sich ergebende geringe Fluktuation erklärt das Unternehmen mit „individuellen Gründen“.

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Das Unternehmen Ritzenhoff in Marsberg steht nun vor einer Neustrukturierung.
Das Unternehmen Ritzenhoff in Marsberg steht nun vor einer Neustrukturierung. © DPA Images | Bernd Thissen

Die nächsten Schritte nach der Ritzenhoff-Insolvenz

Die Stimmung sei allerdings gut, wie das Unternehmen selbst sagt. Man erlebe eine „Aufbruchstimmung“. Gleichzeitig sei aber nach wie vor die Markt- und Wirtschaftslage anspruchsvoll. Das Unternehmen startet nun in die Neuausrichtung, Schritt für Schritt arbeite man an der Optimierung der Prozesse und der Modernisierung des Unternehmens. Detailliertere Angaben zu den nächsten Schritten macht das Unternehmen auf WP-Anfrage nicht.

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