Marsberg. Nach vielen Jahren der Vernachlässigung hat Schäferhündin Kira auf ihre alten Tage noch ein liebevolles Zuhause bekommen. Nun ist sie gestorben.

Erinnern Sie sich noch an die Schäferhündin „Kira“? Vor genau einem Jahr berichteten wir über das Schicksal des zwölf Jahre alten Tieres, das viele Leser/innen sehr bewegt hat. „Als Welpe kam die Hündin in den Zwinger eines Bauernhofes. Mehr lernte sie nicht kennen. Nach dem Tod des Besitzers wollten die Erben den Hund nicht behalten, das war seine Rettung“, sagt Elke Heinemann, Vorsitzende des Tierschutzvereins Marsberg, damals. Der Verein nahm sich des Hundes an.

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Die Fotos von der Haltungsumgebung waren ernüchternd. Das Tier hatte Tumore an der Gebärmutter, an den Eierstöcken und am Gesäuge. Der Marsberger Verein vermittelte „Kira“ an ein tierliebes Ehepaar aus Bad Salzuflen. Für die neue Halterin und ihren Partner war Kira der fünfte Hund. Einer geschundenen Tierseele noch ein paar schöne Jahre zu schenken – das war ihnen eine Herzensangelegenheit. Leider war das Glück auf beiden Seiten nicht von langer Dauer. Elke Heinemann: „Kira hat das neue Jahr nicht erlebt. Es kamen noch gravierende Hüftprobleme hinzu. Das ist alles sehr traurig, aber dieser Hund hat wenigstens noch einmal zu spüren bekommen, was Liebe, Zuwendung, Wärme und eine bequeme Decke bedeuten…“

Gang über die Regenbogenbrücke

Schäferhündin „Kira“ wird im März 2023 abgeholt. Zwölf Jahre hat sie nur im Zwinger gelebt. Sie hatte noch ein paar schone Monate.
Schäferhündin „Kira“ wird im März 2023 abgeholt. Zwölf Jahre hat sie nur im Zwinger gelebt. Sie hatte noch ein paar schone Monate. © WP | WP

Die Besitzer, die sich in den letzten Monaten ihres Lebens um „Kira“ kümmerten, haben dem Tierschutzverein eine Mail geschrieben: „Ich bin sehr dankbar, dass ich Kira durch ihre letzten Stunden begleiten durfte. Diese kleine süße Maus hätte mehr vom Leben haben müssen. Nach all dem Leid, was sie in ihrer Vergangenheit ertragen musste. Leider mussten wir sie doch gehen lassen. Ich bin davon überzeugt, dass sie von all unseren anderen Hunden liebevoll in Empfang genommen wurde…“

Schäferhunde sind das Steckenpferd des Marsberger Tierschutzvereins. „Insbesondere diese Rasse und große Mischlingshunde finden oft kein Zuhause, auch nicht in Tierheimen. Nicht nur im Ausland, wo sie unter miserablen Bedingungen in Tötungen ihr kümmerliches Leben fristen, auch in Deutschland sind kaum noch Aufnahmeplätze vorhanden. Da machen sich auch die Folgen der Corona-Zeit bemerkbar, in der viele Hunde gekauft wurden und jetzt wieder abgegeben werden“, sagt Elke Heinemann. Und daher kennt der Verein auch keine geographischen Grenzen, wenn es um die Hilfe für Hunde geht.

Schäferhundrüde
Schäferhundrüde "Kay" hat nach langen Umwegen ein neuen Zuhause in Marsberg gefunden. © WP | Tierschutzverein Marsberg

Jüngstes Beispiel ist das Schicksal von Schäferhund „Kay“: In Dessau gezüchtet, nach Leipzig verkauft, dort nicht mehr erwünscht und wegen angeblicher Aggressivität an eine arabische Familie nach Düsseldorf weiter veräußert und dann dank Hilfe des Tierschutzvereins in eine vorübergehende Pension nach Bayern gebracht. „Der Rüde war noch kein Jahr alt, sehr schnell gewachsen, für sein Alter viel zu groß. Mit diesem Hund kamen die Besitzer in der Wohnung nicht zurecht. Unser Verein wurde angerufen und da wir nicht wollten, dass der Hund erneut verkauft wird, haben wir uns seiner angenommen“, sagt Elke Heinemann. Als das Tier Hüftprobleme bekam, kümmerten sich die Tierschützer um eine spezielle Akupunktur, die ihn schmerzfrei gemacht hat.

„Kay“ hat über die WP ein neues Zuhause gefunden

„Kay“ war als ,Tier der Woche‘ in der Westfalenpost und es gab Interessenten aus Marsberg. Die sind für drei Tage nach Bayern gefahren, haben sich dem scheuen Hund Schritt für Schritt und Tag für Tag etwas mehr genähert, schließlich Vertrauen zueinander gefunden und ihn nun mit nach Marsberg gebracht. Heinemann: „Inzwischen haben wir den Hund auch besucht, sein neues Herrchen hat ihn schon in der Hundeschule angemeldet. Die Haltung bedeutet viel Arbeit, weil er in seinem Leben nichts kennen gelernt hat, denn er wurde immer nur weitergereicht.“

Infos und Spenden

Wer den Tierschutzverein Marsberg unterstützen möchte: Sparkasse Paderborn, BLZ 476 501 30, Konto: 409 23,
IBAN: DE30 4765 0130 0000 0409 23, SWIFT-BIC.: WELADE3LXXX oder per Paypal: info@tierschutz-marsberg.de

Kontakt per Mail: info@tierschutz-marsberg.d - Internetseite: www.tierschutz-marsberg.de - Telefon: (0 29 94) 908 372 o. (0 151) 191 117 17

Aus den enormen Kosten, die der Verein im Laufe eines Jahres für seine Schützlinge aufbringt, macht Elke Heinemann keinen Hehl. Allein für Tierarzthonorare, Medikamente, Labor, Tierpensionen, Futter und Transporte kamen im vergangenen Jahr 125.830 Euro zusammen. Heinemann: „Es gibt keine Außenstände bei den Veterinären oder sonst wo. Und das liegt letztendlich an den zahlreichen Spendern und Sponsoren, die ihre kleinen und größeren Zuwendungen bei Elke Heinemann und ihren Mitstreitern/innen in guten Händen wissen und ohne die der Verein aufgeschmissen wäre. „Man kann doch schließlich nicht die ganze Welt retten“, wird die Arbeit der Tierschützer oft kritisiert, wenn es zum Beispiel um die Rettung von Hunden aus dem Ausland geht. Aber der Tierschutzverein Marsberg und seine Vorsitzende machen da keinen Unterschied. Ihre Devise: Jedem Tier muss geholfen werden. Und daher sind auch immer wieder Spenden nötig.

In den türkischen Erdbebengebieten leben die Tiere unter sehr einfachen Bedingungen. Wenn Futterspenden aus Deutschland kommen, ist die Freude groß.
In den türkischen Erdbebengebieten leben die Tiere unter sehr einfachen Bedingungen. Wenn Futterspenden aus Deutschland kommen, ist die Freude groß. © WP | Privat

Schicksaal der Hunde aus Kriegs- und Krisengebieten

Immer wieder gibt es Notrufe aus Kriegs- und Krisengebieten. Orientierungslos, verdreckt und fast verhungert sind viele Hunde und Katzen zu Straßentieren geworden, weil ihre Besitzer sie nicht mit auf die Flucht nehmen konnten. Besonders Hunde großer Rassen, oft sind es Schäferhunde, wurden sich selbst überlassen. Heinemann: „Es fehlt unbedingt an Futter, denn tierliebe Menschen gibt es, sie teilen das Wenige, das sie haben, mit den Tieren. Unseren Verein erreichen inständige Hilferufe mit der Bitte um Spenden für Hundefutter. Da ist zum Beispiel Schäferhundrüde Bobby, der fast verhungert war. Niemand wollte ihn nach Deutschland holen. Dort, wo er geboren wurde, konnte er nicht überleben. Seine Ohren wurde abgeschnittenen, vermutlich wurde er auch angefahren. Auch für ihn suchen wir neue Besitzer.“

Welpen in Adiyaman an der türkisch-syrischen Grenze in einem Erdbebengebiet.
Welpen in Adiyaman an der türkisch-syrischen Grenze in einem Erdbebengebiet. © WP | Tierschutzverein Marsberg

Die Menschen, die sich in diesen Ländern um Tiere kümmern, sie mitunter aus dem Müll auflesen, sie zum Tierarzt bringen, ihnen Nahrung und eine Decke geben, deren Möglichkeiten der Hilfe sind begrenzt. Das gilt auch für ein Projekt in der Türkei, das die Marsberger über einen seriösen Verein in Deutschland mit Geld für Futter unterstützen. In Adiyaman an der Grenze zu Syrien kümmert sich ein Ehepaar um Hunde, die auf der Straße leben. Während das Paar selbst durch ein Erdbeben ihr Dach über dem Kopf verloren hat und in einem Zelt leben muss, haben die beiden für die inzwischen 60 Hunde eine notdürfte Bleibe gezimmert. „Wir bekommen regelmäßig Fotos und stehen per Mail in engem Kontakt, so dass wir wissen, dass unsere Hilfe auch wirklich ankommt.“ Aus der Türkei erreichen den Verein dann auch solche berührenden Mails: „Dieses Gefühl, morgens aufzuwachen und zu wissen, es ist Futter da, ist so unbeschreiblich und unfassbar schön...“