Marsberg. Mehr als diesen Zwinger durfte Kira nicht kennenlernen. Der Tierschutzverein Marsberg konnte die Hündin nun retten. Eine dramatische Geschichte.

Es sind die süßen, flauschigen Welpen, bei denen das Herz eines jeden Tierliebhabers höherschlägt. Sie zu vermitteln, ist in der Regel nicht so schwierig. Der Tierschutzverein Marsberg kümmert sich aber seit Jahren auch um die Ärmsten der Armen. Um alte, geschundene Kreaturen, die kein gutes Leben geführt haben, die auf Betonböden geschlafen und an der Kette vegetiert haben. „Man kann nicht die ganze Welt retten“, wird die Arbeit der Tierschützer oft kritisiert, wenn es zum Beispiel um die Rettung von Hunden aus dem Ausland geht. Aber der Tierschutzverein Marsberg und seine Vorsitzende Elke Heinemann machen da keinen Unterschied. Ihre Devise: Jedem Tier muss geholfen werden.

Fotos vom Zwinger und der Haltungsumgebung sind ernüchternd

Aktueller Fall: Ein Schäferhund aus dem angrenzenden Kreis Paderborn. Dort hat der Verein die 12 Jahre alte Schäferhündin „Kira“ in Obhut genommen. „Als Welpe kam die Hündin in den Zwinger eines Bauernhofes. Mehr lernte sie nicht kennen. Der Besitzer musste erst sterben, dann wollten die Erben den Hund nicht, das war seine Rettung“, sagt Heinemann. Die Fotos vom Zwinger und der Haltungsumgebung sind ernüchternd.

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Die Schäferhündin „Kira“ nach der Operation. Inzwischen hat sie nach jahrelanger Zwingerhaltung ein neues Zuhause gefunden.
Die Schäferhündin „Kira“ nach der Operation. Inzwischen hat sie nach jahrelanger Zwingerhaltung ein neues Zuhause gefunden. © WP | WP

Als die Vorsitzende den Hund einem tierlieben Ehepaar aus Salzuflen übergibt, hätte sie weinen können: „Leider gibt es hier im Sauerland immer noch diese Form der Tierhaltung. Die alten Bauern, die so etwas tun, sterben aber langsam aus. Für die Tiere ein Vorteil, auch für die im Stall“, sagt Heinemann. In diesem konkreten Fall der Schäferhündin hängt deren Leben am seidenen Faden. „Sie ist todkrank und wäre vermutlich bald in ihrem kalten, nassen Zwinger gestorben. Es hätte niemanden interessiert.“

Infos zu Spenden

Spenden halten den Verein am Leben. Sie ermöglichen es ihm, in außerordentlich schwierigen Situationen Hilfe zu leisten.

„Insbesondere Schäferhunde und große Mischlingshunde finden kein Zuhause, auch nicht in Tierheimen. Nicht nur im Ausland, wo sie unter miserablen Bedingungen in Tötungen ihr kümmerliches Leben fristen, auch in Deutschland sind kaum Aufnahmeplätze vorhanden“ heißt es auf der Homepage. Dort gibt es weitere Infos.

Die Nummer des Spendekontos bei der Sparkasse Paderborn lautet: IBAN: DE30 4765 0130 0000 0409 23, SWIFT-BIC.: WELADE3LXXX oder Konto 40923, Blz.: 476 501 30, Kennwort „Kira“.

Aber den Tierschutzverein: Der hinzugezogene Tierarzt gibt ihr eine Chance. Ultraschall, Röntgen und ein umfassendes Blutbild zeigen die Möglichkeit einer Operation. Das Tier hat laut Verein Tumore an der Gebärmutter, an den Eierstöcken und am Gesäuge. Elke Heinemann: „Da die Hündin gut drauf ist, sieht der Tierarzt eine große Überlebenschance und die wollen wir ihr geben.“

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Die Hündin wurde inzwischen behandelt und auch operiert. „Obwohl das Tier bei einer neuen Familie ist , kommen wir als Verein für die Behandlungskosten auf. Die belaufen sich inzwischen auf 2500 Euro. Hier müssen wir Spenden sammeln, sonst übersteigt das unsere finanziellen Möglichkeiten.“

Eine Überlebenschance sollte Kira auf jeden Fall bekommen

Elke Heinemann wird häufig die Frage gestellt, warum für einen so alten Hund so viel Geld eingesetzt wird. Ihre Antwort: „Zunächst einmal hat auch in diesem Fall die tierärztliche Meinung über den Allgemeinzustand die Entscheidung beeinflusst. Das große Blutbild war in Ordnung und geröntgt wurde sie ja auch. Sie hatte Ausfluss unter der Rute, was natürlich durch die Zwingerhaltung niemand bemerken konnte, das wies schon auf eine erkrankte Gebärmutter hin. Also war die Prognose für eine OP gut und diese Chance sollte Kira auf jeden Fall bekommen, denn nach zwölf einsamen Jahren sollte sie endlich ein Familienleben erleben dürfen. Und was ist schon Geld? Ein Tierleben ist so kostbar, ich bin überglücklich, Kira zu ihrem Familienglück verholfen zu haben. Meine Fürsorge gehört besonders den alten Hunden.“

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Aber die finanziellen Möglichkeiten zur Hilfe sind natürlich begrenzt. Der Tierschutzverein Marsberg, der schon seit geraumer Zeit ein Grundstück in Marsberg sucht, um eine eigene Auffangstation zu bauen, ist auf Unterstützung angewiesen. Tiere, die der Verein in seine Obhut nimmt, kommen in der Regel in Pflegefamilien, die aber dafür auch eine finanzielle Entschädigung für ihre Aufwendungen bekommen. Erst zuletzt hatte sich der Verein um den Ziegenbock „Günni“ gekümmert. Auch hier waren beträchtliche Tierarztkosten zusammengekommen. Wie berichtet waren alle Bemühungen vergeblich. Der Ziegenbock starb.

Bundeswehr-Soldatin aus Erbil im Irak bitte um Hilfe für Welpen

Und so geht die Arbeit des Tierschutzvereins immer weiter: Oft im Verborgenen, mal in der Öffentlichkeit. „Aktuell bemühe ich mich um eine Kangal-Mutterhündin in der Türkei, mit einem abgerissenen Hinterbein, ihre Welpen zockeln hinter ihr her, die Wunde ist offen, ich lasse sie heute mitsamt ihren Kindern sichern und in eine Klinik bringen. Am Wochenende wurde ich von einer Bundeswehr-Soldatin aus Erbil im Irak angerufen, sie kommt nach Deutschland zurück, hat in einem Peschmerga-Camp einen Hundewelpen entdeckt, den sie mitbringen will, sie fragt um Rat. Zufällig habe ich schon seit längerem Kontakt zu einer Mitarbeiterin vom Goethe-Institut in Erbil. Sie will ebenfalls einen erwachsenen Schäferhund nach Deutschland schicken und wir sollen ihn übernehmen. Sie hat dafür schon alle Vorbereitungen getroffen, ich habe den Kontakt zwischen beiden Personen hergestellt.“ Elke Heinemann bleibt ihrer Devise treu: Jedem Tier muss geholfen werden.