Frankenberg/Brilon. Expertenalarm: Die Adipositas-Epidemie breitet sich immer mehr aus. Ein renommierter Arzt hat Ratschläge parat und eine starke Meinung zu Abnehmspritzen

Am 4. März wurde der Welt-Adipositas-Tag begangen, eine Initiative der World Obesity Federation, um das Bewusstsein für die weltweite Adipositas-Epidemie zu stärken. Adipositas betrifft bereits über 800 Millionen Menschen weltweit. Über die Erkrankung und ihre Auswirkungen berichtet Dr. Arkadiy Radzikhovskiy, Leiter des Adipositas-Zentrums am Kreiskrankenhaus Frankenberg, das auch viele Menschen aus dem HSK aufsuchen.

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Verschiedene Behandlungsansätze

Adipositas, so erklärt Dr. Radzikhovskiy, ist definiert als übermäßige Fettansammlung im Körper, die die Gesundheit beeinträchtigen kann. Übergewicht liegt vor, wenn der Body-Mass-Index (BMI) über 25 liegt, während Adipositas ab einem BMI von über 30 diagnostiziert wird. Die Zahlen sind alarmierend: Bereits 2008 sei in Deutschland 21 Prozent der Bevölkerung übergewichtig, und Prognosen für 2025 deuteten auf eine weitere Zunahme hin.

Adipositas ist mit einer Vielzahl von Begleiterkrankungen verbunden, darunter Diabetes Typ 2 und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dies führt zu erheblichen gesundheitlichen Einschränkungen und einem erheblichen Leidensdruck für die Betroffenen. Die Behandlung von Übergewicht und Adipositas umfasse verschiedene Ansätze, darunter eine konservative Therapie mit Ernährungsumstellung, Bewegungstherapie und Verhaltensmodifikation. Trotz durchaus möglicher Erfolge bei moderatem Übergewicht bleiben die langfristigen Ergebnisse oft unbefriedigend.

Sogenannte „Abnehm-Spritzen“ – hier das weit verbreitete Medikament „Wegovy“ des Pharmakonzerns Novo Nordisk – sollen schnell beim Abnehmen helfen. Doch es gibt Risiken.
Sogenannte „Abnehm-Spritzen“ – hier das weit verbreitete Medikament „Wegovy“ des Pharmakonzerns Novo Nordisk – sollen schnell beim Abnehmen helfen. Doch es gibt Risiken. © dpa | Steffen Trumpf

Ein aktuelles Thema in den Medien ist die medikamentöse Behandlung von Übergewicht mittels „Abnehmspritzen“. Diese Präparate versprechen eine Verringerung der Kalorienaufnahme und eine Gewichtsabnahme, jedoch mit potenziell schwerwiegenden Nebenwirkungen und begrenzter langfristiger Wirksamkeit, warnt er.

Auch in Brilon gibt es Hilfe für Betroffene

Bariatrische Operationen wie Magenbypass oder Schlauchmagenchirurgie können signifikante Gewichtsabnahmen bewirken und werden oft mit einer Verbesserung oder sogar Heilung von Begleiterkrankungen wie Diabetes Typ 2 in Verbindung gebracht. Dennoch betont Dr. Radzikhovskiy, dass eine solche Operation nur für bestimmte Patienten mit einem hohen BMI und schweren Begleiterkrankungen in Betracht gezogen werden könne.

Das Adipositas-Zentrum am Kreiskrankenhaus Frankenberg biete hierzu einen umfassenden Ansatz zur Behandlung von Adipositas, der Ernährungsberatung, Bewegungstherapie, psychologische Betreuung und medikamentöse Behandlung umfasst. Die individuelle Therapie wird von einem interdisziplinären Team aus Fachkräften entwickelt, um den bestmöglichen Behandlungserfolg zu gewährleisten. Nach einer bariatrischen Operation bleibt das Zentrum eine wichtige Anlaufstelle für die Patienten, da eine lebenslange Nachsorge und Kontrollen erforderlich sind, um langfristigen Erfolg sicherzustellen, wirbt der Arzt.

Auch am Städtischen Krankenhaus Maria-Hilf Brilon hat sich ein multidisziplinäres Team aus Fachärzten und Experten zusammengeschlossen, um sich der Herausforderung der Behandlung von morbider Adipositas (extremes Übergewicht) und begleitenden Stoffwechselstörungen wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus und erhöhten Fettwerten zu stellen. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf der langjährigen Erfahrung im Bereich der Adipositaschirurgie und Inneren Medizin sowie der umfassenden Betreuung und Beratung von Patienten mit Übergewicht. Das Gesamtkonzept umfasst sowohl die Diagnose und Behandlung als auch nicht-chirurgische Maßnahmen wie Ernährungsberatung, Bewegungstherapie und Diabetologie sowie chirurgische Eingriffe wie den Schlauchmagen, den Magenbypass oder den Magenballon.