Hochsauerland/Berlin. Zwei Filmemacher aus dem Sauerland sind auf der „Berlinale“ in Berlin. Einer hat „Bären-Chancen“ und der andere knüpft Kontakte nach Hollywood.
Die Filmwelt blickt aktuell auf die Bundeshauptstadt. Denn dort laufen noch bis zum 25. Februar die 74. Internationalen Filmfestspiele, kurz „Berlinale“. Neben Cannes und Venedig ist das Happening an der Spree eines der weltweit bedeutendsten Ereignisse der Filmbranche. Gleich zwei Sauerländer halten sich übrigens aktuell auf der Berlinale auf. Es sind der Filmproduzent Jan Krüger aus Olsberg und Filmemacher Daniel Hofmann aus Marsberg.
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Jan Krüger und seine Produktionsfirma Port au Prince schicken u.a. den Film „Sterben“ mit Lars Eidinger, Corinna Harfouch und Ronald Zehrfeld ins Rennen um einen der begehrten Bären als Preise. Für zahlreiche namhafte und preisgekrönte Filme zeichnen der Olsberger und sein Team verantwortlich. Krüger wurde 1981 in Oldenburg geboren, zog im Alter von vier Jahren mit seinen Eltern nach Olsberg und wuchs dort auf. Nach seinem Studium an der Hochschule für Film und Fernsehen in Babelsberg arbeitet er als Filmproduzent. Seine Arbeiten wurden u.a. mit dem Grimme-Preis („The Green Wave“) und dem Deutschen Filmpreis in Silber („Jack“) ausgezeichnet. Zu den bekanntesten Produktionen dürfte „Der Mann aus dem Eis“ um die legendären Gletschermumie „Ötzi“ aus Südtirol mit Jürgen Vogel zählen. Der Film „Sterben“ kommt übrigens ab 25. April in die Kinos.
Noch an der Schwelle zum ganz großen Erfolg steht der Marsberger Daniel Hofmann. Der 38-jährige gebürtige Thüringer hat Marketingmanagement studiert und seit 14 Jahren eine eigene Werbeagentur an der Diemel, wo er Internetseiten für Firmen gestaltet oder Werbefilme produziert. Seine große Leidenschaft ist aber Thrash Metal. Das ist Musik, die von bombastisch-verzerrten Gitarrensounds mit prügelnden Rhythmen und rebellischen Texten gekennzeichnet ist. Mit Akribie, Ausdauer und großem Insiderwissen hat Daniel Hofmann – Mitgründer der Metal-Diver in Marsberg - aus unzähligen Interviews und 110 Stunden Filmmaterial eine Dokumentation mit dem Titel „Total Thrash“ gedreht, in der er die Entstehungsgeschichte dieses Musik-Genres erzählt. Die Premiere fand im Beisein vieler Prominenter aus der Szene am 31. Mai 2022 in der Lichtburg Essen statt. Ab April ist die Doku in der WDR- und in der arte-Mediathek verfügbar. „Inzwischen ist der Film international einem breiten Publikum gezeigt worden. Er lief u.a. in Hollywood und in Athen und es gibt es eine große Nachfrage aus Nord- und Südamerika“, sagt Hofmann.
Das ist auch mit ein Grund dafür, warum der Regisseur und Produzent zurzeit auf der Berlinale ist. „Ich stehe in Kontakt mit internationalen Verleihen. Aber generell ist die Veranstaltung hier eine Art Messe, auf der man Kontakte knüpft und Netzwerke aufbaut.“ Das ist Daniel Hofmann sehr wichtig, denn nach seiner Arbeit als Dokumentarfilmer wagt er sich für sein nächstes Projekt auf das Terrain des fiktionalen Filmemachens. „Es wird ein düsterer Thriller, eine Art Kammerspiel, das in einem Taxi spielt.“ Die Idee stammt von ihm. Das Drehbuch, für das er sich eine professionelle Autorin mit ins Boot geholt hat, ist kurz vor der Fertigstellung. „Jetzt geht es daran, ein Film-Team aufzubauen. Auch dafür ist die Berlinale ein guter Treffpunkt.“
Für das neue Projekt, bei dem Daniel Hofmann Regie führen wird, hat er auch schon einen Namen: „Gelber Rausch“. Und es gibt bereits eine eigene, im Aufbau befindliche Internetseite unter www.gelberrausch.de. Worum es geht, möchte Daniel Hofmann noch nicht verraten. Nur so viel: Taxifahrer Samuel verarbeitet in der letzten Nachtschicht der Woche in seinem Wagen ein grausames Ereignis. Hofmann: „Der Film wird gleichzeitig ein Kunstfilm, der mit einem sozial- und gesellschaftskritischen Blick auf die Gesellschaft schaut. Für die Filmmusik gibt es bereits Kontakt zu einem Composer aus Hollywood und auch die Band Long Distance Calling aus Münster sind beim Projekt dabei.“
Crowdfunding
Auch für die Finanzierung des Films – ähnlich wie bei „Total Thrash“ wird es eine Art Crowdfunding-Aktion geben - ist die Berlinale wichtig, um mit möglichen Co-Produzenten, Filmstiftungen und -förderungen ins Gespräch zu kommen. Bis Samstag bleibt Daniel Hofmann auf der Berlinale, bei der er sich natürlich auch viele Filme anschauen möchte. Am Mittwochabend hat er sich u.a. auch „Sterben“ von Jan Krüger angesehen. Sein Eindruck: „Ein großartiger Film!“