Olsberg/Berlin. Am 30. November kommt „Der Mann aus dem Eis“ in die Kinos. Produzent Jan Krüger berichtet über die Entstehung des Films.
- Zwei Flachland-Tiroler verfilmen mit „Der Mann aus dem Eis“ Geschichte um Gletschermann
- Olsberger Produzent hat Film von Anfang an mitentwickelt und begleitet
- Ab April arbeitet Jan Krüger an einer internationalen TV-Serie
. Wer hat ihn umgebracht? Sein Tod ist einer der ältesten ungelösten Kriminalfälle Europas. Aber niemand kann mit Gewissheit sagen, wer ihm damals den Pfeil in den Rücken geschossen hat. Hypothesen gibt es einige, aber noch keine wurde verfilmt. Mit der Entdeckung der Gletscherleiche „Ötzi“ in den Tiroler Alpen fand man vor 26 Jahren einen Mann, aber nicht seine Geschichte. Die erzählt jedoch jetzt der Film „Der Mann aus dem Eis“, den der Olsberger Jan Krüger produziert hat. Ab 30. November kommt der Streifen mit Jürgen Vogel in der Hauptrolle bundesweit in die Kinos.
Zwei Flachland-Tiroler produzieren Film in den Bergen
Es ist schon irgendwie schräg, dass gerade zwei Flachland-Tiroler einen Film machen, der in 3208 Metern Höhe der Tiroler Bergwelt spielt. Der eine ist in Oldenburg geboren und in Olsberg aufgewachsen, der andere stammt aus Emden. „Felix Randau hat mich eines Tages angesprochen, ob es eigentlich schon einen Film über Ötzi gibt. Wir beide haben schon viele gemeinsame Projekte entwickelt. Und ich sagte: ,Nicht, dass ich wüsste.’ Felix hatte auch schon die erste Drehbuchfassung geschrieben - gerade mal 17 Seiten. Die haben mich sofort begeistert. Zusammen mit unseren Südtiroler Partnern von Echo-Film wurde dieses Buch dann weiter entwickelt und von Regisseur Felix Randau später auch inszeniert.“
Im Vorfeld machen sich die beiden gemeinsam auf den Weg nach Bozen, wo die Mumie im Südtiroler Archäologiemuseum aufbewahrt wird. „Die Direktorin Frau Dr. Angelika Fleckinger war sehr angetan von der Idee. Wir haben vor Ort recherchiert und weitere Kontakte geknüpft. Wir waren nicht die Ersten, es gab auch eine ähnliche Anfrage aus den USA. Die Museumsleiterin hat den fertigen Film übrigens schon gesehen und ist begeistert. Damit fällt mir ein riesiger Felsbrocken vom Herzen. Denn mit ist es wichtig, dass die Leute zu der Geschichte sagen: ,Ja, so könnte es gewesen sein’“, berichtet Jan Krüger, für den die eigentliche Arbeit nach dem Besuch in Tirol aber erst beginnt.
Gelder zur Finanzierung generieren
„Als Produzent habe ich den Film mit entwickelt, das Geld dafür herangeholt, die Dreharbeiten, die Postproduktion und auch das Budget überwacht“, erklärt der 36-Jährige. Zur Finanzierung eines solchen Millionen-Projektes werden u.a. die Filmstiftungen verschiedener Länder und Fernsehanstalten angesprochen.
In diesem Film haben das erste Mal der Pay-TV Sender Sky und das ZDF zusammengearbeitet. Auch arte und das ORF sind mit im Boot. Daher ist „Iceman“, wie der Streifen in England und in den USA heißen wird, auch eine deutsch-italienisch-österreichische Co-Produktion, die übrigens nicht synchronisiert werden muss. Die Darsteller artikulieren sich in einer sehr rudimentären, dem sogenannten Rätischen, angelehnten Art. Dieses Ur-Rätisch wurde extra mit einem Sprachwissenschaftler entwickelt. Auch der Hauptdarsteller war davon spontan begeistert. „Als wir wussten, dass wir den Film machen würden, haben wir uns gefragt, wer die Hauptrolle spielen kann. Und beide kamen wir sofort auf Jürgen Vogel. Der kann das von seiner Physis und von seiner Ausstrahlung. Und Jürgen hat binnen 24 Stunden zugesagt“, erzählt Krüger.
34 Tage lang wird ab Ende August 2016 u.a. in der Nähe des Südtiroler Schnalstales nahezu an Originalschauplätzen gedreht. Tagsüber geht es ins unwegsame Gelände, bei Gewitter rasch in die Autos, zum schlafen zurück ins nahe gelegene Dorf. Am Ende stehen über 300 Leute im Nachspann. Am Set sind es jeweils um die 60 bis 70. „Vom Wetter her hatten wir unglaubliches Glück. Brauchten wir Sonne, hat sie geschienen. Brauchten wir weiße Berge, hat es über Nacht geschneit.“ Für den 36-Jährigen ist es der größte und aufwändigste Film, den er bislang gemacht hat. Bis ins kleinste Detail versuchen die Leute vom Film, sich in eine Zeit mehr als 5000 Jahre zurück zu versetzen. „Man weiß ja alles über den Mann aus dem Eis. Dass er tätowiert war, dass er eine Lactose-Intoleranz hatte, dass er Bandscheibenprobleme hatte. Aber man weiß eben nicht, wie er damals gesprochen hat und wie seine persönliche Geschichte war – da hatten wir viel Freiheiten.“
In Tirol wird das Ötzi-Dorf komplett aufgebaut. Dort spielt die Story um den Schamanen Kelab, der von der Jagd zurückkommt und sein ganzes Dorf verwüstet vorfindet. Alle Bewohner sind umgebracht worden – bis auf einen Säugling. Ein todbringender Rachefeldzug beginnt.
Nach den Dreharbeiten werden die Filmbauten in Tirol wieder komplett abgerissen und abgebrannt. Aber nicht, bevor ein Kurzfilm gedreht ist, mit dem sich das Dorf aus der 360-Grad-Perspektive virtuell erkunden lässt. Dabei hat Jan Krüger Regie geführt. Er ist über die 360-Grad-App bei arte zu sehen.
Internationale Serie ab April
„Bislang ist der ,Mann aus dem Eis’ bei Festival-Vorstellungen sehr gut angekommen. Die Freiwillige Selbstkontrolle hat ihn ab 12 Jahren freigegeben; 14 hätte ich persönlich besser gefunden, aber die Rubrik gibt es nicht. Es kommt schon zu einigen Szenen, die hart sind. Aber auch das entspricht vermutlich der Realität vor 5000 Jahren“, sagt Jan Krüger. Er mag es, mit Filmen Geschichten zu erzählen. Ab April arbeitet er für den SWR, die ARD und arte an einer großen internationalen Serie mit dem Titel „Eden“, die in Griechenland, Frankreich und Deutschland spielt. Es geht um das Zusammenleben in Europa.
Bundesstart auch in Winterberg
Zum Bundesstart wird „Der Mann aus dem Eis“ (96 Minuten) auch in Winterberg laufen. Er ist in „Dolby-Atmos“ gedreht, einer besonderen Raumklang-Technik, über die das Filmtheater verfügt.
Die Maskenbildnerin musste täglich mehrere Stunden vor Drehbeginn die Darsteller in die Jungsteinzeit versetzen und die Kostümbildnerin hunderte von Fellen per Hand zuschneidern.
Als Produzent möchte er denen, die an seinen Projekten mitarbeiten, einen sicheren Hafen bieten, in dem sie sich kreativ ausleben können – daher auch der Name seiner Produktionsfirma, die den „Mann aus dem Eis“ in See stechen lässt. Jan Krüger: „Die Port au Prince Film & Kultur Produktion GmbH ist ein Hafen für Reisende mitten in Berlin-Kreuzberg, die eine Leidenschaft verbindet, nämlich Filme. Ahoi!“
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