Brilon. 1000 Menschen mobilisieren Leah Bartsch und Sebastian Schmidt bei der Demonstration in Brilon. Die beiden wollen nun weiter gegen Rechts kämpfen.

Der Einsatz gegen Diskriminierung, Rassismus und den Rechtsruck geht in Brilon auch nach der großen Demonstration auf dem Marktplatz am 2. Februar weiter: Leah Bartsch (21) und Sebastian Schmidt (38), die maßgeblich an der Organisation und Durchführung der Demonstration beteiligt gewesen waren, gründen ein Briloner Bündnis für Freiheit, Demokratie und Respekt. „Mit der Gründung des Bündnisses möchten Leah Bartsch und Sebastian Schmidt nach der erfolgreichen Demonstration eine Plattform schaffen, die sich für eine offene, tolerante und demokratische Gesellschaft in Brilon einsetzt. Das Bündnis soll dabei als Netzwerk dienen, um Ideen und Anliegen auszutauschen und umzusetzen. Dadurch können künftige Aktionen gemeinsam geplant und umgesetzt werden“, heißt es in einer ersten Pressemeldung dazu. Die beiden Gründer sprechen im WP-Gespräch über ihre Motivation und Zukunftspläne.

Correctiv-Recherche löst bundesweite Demonstrationen aus

Leah Bartsch ist Gründungsmitglied des Briloner Bündnis für Freiheit, Demokratie und Respekt. Nicht nur hat sie auch die Demonstration in Brilon mitorganisiert, jetzt will sie sich weiterhin gemeinsam mit Sebastian Schmidt für Toleranz einsetzen.
Leah Bartsch ist Gründungsmitglied des Briloner Bündnis für Freiheit, Demokratie und Respekt. Nicht nur hat sie auch die Demonstration in Brilon mitorganisiert, jetzt will sie sich weiterhin gemeinsam mit Sebastian Schmidt für Toleranz einsetzen. © WP | Privat

„Spätestens nach den Correctiv-Recherchen und der Idee zur Demonstration war uns klar, dass wir zeigen wollen, dass wir im ländlichen Raum zusammenstehen und mobilisieren können“, erzählt Leah Bartsch. Auslöser der Demonstrationen, die bundesweit aber auch im Sauerland zahlreiche Menschen mobilisieren konnten, waren Enthüllungen des Medienhauses Correctiv über ein Treffen radikaler Rechter im November in Potsdam, an dem auch AfD-Politiker sowie einzelne Mitglieder der CDU und der sehr konservativen Werteunion teilgenommen hatten. Dort hatte der frühere Kopf der rechtsextremen Identitären Bewegung in Österreich, Martin Sellner, nach eigenen Angaben über das Konzept der sogenannten Remigration gesprochen. Wenn Rechtsextremisten den Begriff verwenden, meinen sie in der Regel, dass eine große Zahl von Menschen ausländischer Herkunft das Land verlassen soll - auch unter Zwang.

Briloner finden Nachrichten um Geheimtreffen erschreckend

Die Nachrichten rund um die Correctiv-Recherchen haben die beiden Briloner als erschreckend empfunden. „Man wusste schon um die Gefahr von rechts, aber diese menschenverachtenden Ideen die dort ausgetauscht wurden haben uns klargemacht, dass wir etwas tun müssen“, schildert Leah Bartsch. Schnell gehen die beiden Mitglieder der Briloner SPD mit ihrer Idee, eine Demonstration zu organisieren, an die Öffentlichkeit, sprechen Politiker aber auch Vereine an. „Ich fand es beeindruckend, wie viele Leute da waren, wie viele Plakate gemalt wurden“, so Sebastian Schmidt. „Der Moment, an dem die Handys auf dem Marktplatz geleuchtet haben, war sehr besonders“, sagt Leah Bartsch. „Wir haben 500 Leute angemeldet, gekommen sind 1500 Leute, die sich für Demokratie eingesetzt haben“, ergänzt Sebastian Schmidt.

Für uns war klar, es muss nach der Demonstration weitergehen.“
Leah Bartsch

Demokratieverständnis in Brilon stärken

„Für uns war klar, es muss nach der Demonstration weitergehen“, sagt Leah Bartsch. Gemeinsam wollen sie das Demokratie-Verständnis vorantreiben, sich für Freiheit, Toleranz und Respekt einsetzen. „Wir leben in Zeiten von großen Problemen und Parteien wie die AFD machen den Menschen Hoffnung auf einfache Antworten, die es leider so nicht gibt. Dabei klammern sich viele Menschen an die einfachen Lösungen der Populisten, die einfach nicht demokratisch sind.“ Für sie sei dies eine der Hauptursachen für den Aufstieg der Partei. „Wir können froh sein, dass wir in einem Land leben, in dem jeder seine Meinung sagen kann, jeder der denkt, dass das nicht geht, lebt in einer Scheinwelt. Wir können aber zu unseren Bundestagsabgeordneten gehen und zu unseren Landtagsabgeordneten und uns dort einsetzen“, so Bartsch weiter. „Das ist das, was wir an der Basis schaffen können.“ Nicht nur wollen die beiden Gründungsmitglieder des Bündnisses das Vertrauen in die Demokratie stärken, sondern auch eine Austauschplattform schaffen um sich für die Demokratie einzusetzen. Dazu wurden sie schon jetzt von Vereinen und Privatpersonen angesprochen, mehr als 30 Menschen haben sich schon auf den Aufruf des Bündnisses gemeldet, manche auch aus den umliegenden Kommunen. „Man spürt den Drang der Menschen, etwas zu tun.“

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Erstes Treffen im März geplant

Im März soll ein erstes Treffen stattfinden. „Im Rahmen eines ersten Treffens, soll das Konzept des Briloner Bündnisses erarbeitet werden und Möglichkeiten der Zusammenarbeit sowie konkrete Projekte diskutiert werden. Hierbei haben alle Teilnehmer die Gelegenheit, ihre Ideen und Anliegen einzubringen, um gemeinsam eine vielfältige und demokratische Briloner Gesellschaft zu schaffen“, so Sebastian Schmidt in seiner Ankündigung. Und auch im WP-Gespräch versichern die beiden, dass sie schon jetzt konkrete Ideen haben, um ihr Anliegen umzusetzen. „Wir stellen uns beispielsweise ein Aktionswochenende in Brilon vor mit verschiedenen Möglichkeiten, sich zu beteiligen. Auch ein Konzert, Rock gegen Rechts, wäre eine gute Idee. Wir werden sehen, wie wir das realisieren können.“ Einen Verein wollen die beiden aus dem Briloner Bündnis nicht machen, es wird also keine Satzung und keinen Mitgliedbeitrag geben. „Viele Menschen sind ohnehin schon institutionalisiert, wir wollen die Hemmschwelle gering halten, sich zu beteiligen.“

Wir stellen uns beispielsweise ein Aktionswochenende in Brilon vor mit verschiedenen Möglichkeiten, sich zu beteiligen. Auch ein Konzert, Rock gegen Rechts, wäre eine gute Idee.
Sebastian Schmidt

Alle interessierten Vereine, Gruppen, Initiativen, Unternehmen und Privatpersonen sind dazu eingeladen ein sich bis Ende März unter brilonerbuendnis@outlook.de bei Sebastian Schmidt zu melden. Es wird anschließend eine Einladung zur Gründungsveranstaltung geben.“