Medebach. Ein Mann aus dem Raum Winterberg soll knapp 10.000 Kinderpornos gehortet haben. Sein Anwalt spricht vor dem Prozess. Die Hintergründe des Falls.
Wegen des Besitzes einer Vielzahl von kinderpornografischen Bildern und Videos muss sich im kommenden März Familienvater aus dem Raum Winterberg vor dem Amtsgericht Medebach verantworten. Dem Mann wird nach jahrelanger Ermittlungsarbeit der Staatsanwaltschaft Arnsberg und der Polizei zur Last gelegt, knapp 10.000 kinderpornografische Bilder und 62 Videos auf Festplatten gespeichert gehabt zu haben. Das umfangreiche Ermittlungsverfahren hatte mehr als drei Jahre gedauert.
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Der Angeklagte weist die Schuld daran kategorisch und in jeder Form von sich, teilt dessen Strafverteidiger Christian Dreier aus Dortmund auf WP-Anfrage mit. Sein Mandat habe sich dementsprechend gegenüber den Ermittlern der Polizei und gegenüber der Staatsanwaltschaft bereits ausführlich eingelassen. Er habe vollumfänglich mit den Behörden kooperiert. Er habe lediglich Dateien wiederhergestellt. Zudem gebe es entscheidende Zusammenhänge mit einem anderen Verfahren, wo es bereits zu einer Verurteilung einer anderen Person gekommen war. Die genauen Hintergründe würden aber beim Verfahren in Medebach verhandelt. „Ich hoffe, dass es dann zu keiner Verurteilung kommt. Mein Mandant ist froh, dass nach dieser langen Zeit die Sache endlich zum Abschluss gebracht werden kann.“
Spezialeinheit sicherte die Beweise
Am 27. Juni 2020 war es in der Wohnung des Angeklagten in einem Ortsteil zu einem spektakulären Einsatz gekommen. Dabei kam eine Spezialeinheit, die für klar definierte Aufgabenbereiche zuständig ist, um Beweismaterialien zu sichern, zum Einsatz. Dabei sicherten die Einsatzkräfte der sogenannten Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit (BFE) aus Bochum eine Vielzahl an Datenträgern.
Der Einsatz war außergewöhnlich – insbesondere für einen Ortsteil im Sauerland. Passanten wollen damals mindestens vier Mannschaftswagen und maskierte Beamte gesehen haben; sie berichteten von einem „stundenlangen Einsatz“. Bei den Einsatzkräften handelte es sich nicht um einen Teil einer Hundertschaft aus Bochum, die zur sogenannten BFE (Beweissicherungs- und Festnahme-Einheit) gehört. Die 46 Polizistinnen und Polizisten der Bereitschaftspolizei sind speziell dafür geschult, Beweise zu sichern und Straftäter festzunehmen. So sollen sie zum Beispiel bei gewalttätigen Demonstrationen und Ausschreitungen bei Fußballspielen zum Einsatz kommen. Aufgabe der Einheit ist es, Rechtsbrüche von Gewalttätern gerichtlich verwertbar zu dokumentieren. Dabei wenden die Beamtinnen und Beamten spezielle Zugriffstechniken an. Sie tragen zudem eine besondere Schutzausrüstung.
Erst 2019 hatte NRW-Innenminister Herbert Reul in Bochum diese erste Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit des Landes offiziell in Dienst gestellt. „Die BFE soll in brenzligen Situationen gerichtsfeste Beweise sichern. Mit Köpfchen und notfalls auch mit Kraft. Das ist keine leichte Aufgabe. Deshalb haben die BFE-Angehörigen meinen besonderen Respekt“, hatte Innenminister Reul damals in Bochum gesagt. Die erstmalige Einrichtung von Beweissicherungs- und Festnahmeeinheiten in Nordrhein-Westfalen zählt zu den zentralen innenpolitischen Projekten der Landesregierung.