Brilon. Am Maria-Hilf kommen bei Operationen am Bauch jetzt auch Kollagennetze zum Einsatz. Das Krankenhaus tauscht sich dazu mit einem US-Experten aus.
Mit Gründung des „Hernienzentrum Sauerland“ am Maria-Hilf Krankenhaus Brilon legten 2021 der damals neu angetretene Chefarzt für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Dr. med. Martin Pronadl und sein frisch zusammen gestelltes Team den Grundstein für eine gute Versorgung der Bewohner des Hochsauerlandkreises im Bereich der Hernienchirurgie.
2023 konnte mit Einführung neuer Techniken sowie Behandlungsstandards und Weiterbildung der Mitarbeiter die Zertifizierung als Kompetenzzentrum für Hernienchirurgie der DGAV, der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie erreicht werden, heißt es in einer Mitteilung des Krankenhauses Brilon. Durch die erlangte Expertise wurden Mitarbeiter der Abteilung von Dr. Pronadl bereits mehrfach auf nationale Kongresse eingeladen, um Vorträge zu halten und das eigene Wissen zu teilen.
Neben den innovativen Techniken der Botox-Behandlung und dem Einsatz eines Faszienzugsystems bei großen Bauchwandbrüchen sowie 360° bewegliche Instrumente im Bereich der minimalinvasiven Chirurgie, werden im Hernienzentrum im Maria-Hilf Krankenhaus in Brilon die modernsten Netze zur Bauchwandstabilisierung eingesetzt. Meistens sind dies Netze aus einem speziellen Kunststoff, welche sehr leicht und dennoch sehr stabil sind. Die Entwicklung schreitet jedoch auch in diesem Bereich voran und so gibt es seither ebenfalls Netze, die aus Kollagen bestehen und einen extrem geringen Kunststoffanteil aufweisen. Dem europäischen Markt stehen diese Netze der Firma TelaBio seit 2019 zur Verfügung. „Kollagen ist im Endeffekt Bindegewebe des Körpers. Wenn das körpereigene Bindegewebe bei entstehenden Hernien schwach wird, haben wir mit diesem innovativen Produkt die Möglichkeit, eine möglichst natürliche Hernienreparation durchzuführen“ erklärt Thomas Mones, leitender Oberarzt und Leiter des Hernienzentrums. „Zunächst wurden diese Netze entwickelt und für komplexe und schwierige Fälle angewandt. Die Erfahrungen, die wir mit diesen Netzen gemacht haben waren so überzeugend, dass wir über weitere Einsatzgebiete nachgedacht haben“ so Mones weiter.
Studie mit Kollagennetzen in Brilon
Für erste Überlegungen wurde der Kontakt mit einem Kollegen aus den USA gesucht und zunächst in Videokonferenzen beraten. Paul Szotek M.D., ausgewiesener Hernienexperte in Verbindung mit Kollagennetzen und CEO des Indiana Hernia Center stand mit Rat und Tat zur Seite. „Wir führen jetzt eine Studie mit Kollagennetzen für die einfache Leistenhernie durch. Wir gehen davon aus, dass es hier viele Vorteile für die Patienten gibt, auch wenn die Datenlage derzeit noch gering ausfällt“ beschreibt Mihai Tache, ebenfalls Oberarzt im Team von Dr. Pronadl.
Mit Start der Studie am Maria-Hilf Krankenhaus Brilon luden die Chirurgen den Experten Szotek zu einem persönlichen Austausch ins Sauerland ein. Anfang Februar gastierte Paul Szotek im Rahmen eines Expertensymposiums in Amsterdam und reise dann weiter nach Brilon. Zu Gast im Krankenhaus wurden während mehrerer OPs Wissen und Techniken, Tipps und Tricks ausgetauscht. Szotek, der Leistenhernien überwiegend mittels OP-Roboter versorgt, zeigte sich begeistert von der Briloner Operationstechnik, dem professionellen Team im OP und der Anästhesieabteilung. „Mit Verwendung der Kollagennetze kann man Patienten eine Wahl bieten“, sagt der amerikanische Hernienexperte. In der Tat ist die Aufklärung und Einbeziehung des Patienten in Entscheidung zur Operation und zur entsprechenden Technik eine der Maximen des Hernienzentrums Brilon. „Das maßgeschneiderte Konzept ist eines der Hauptmerkmale bei uns. Und mit den innovativen Netzen haben wir ein weiteres Angebot, welches wir passenden Patienten bieten können“ begründet Thomas Mones die Entscheidung der Einführung dieser Netze. Chefarzt Pronadl ergänzt: „Die neuen Netze sind zwar wesentlich teurer als unsere ebenfalls sehr guten Standardnetze. Der Nutzen für unsere Patienten steht aber im Fokus unseres ärztlichen Handelns und wir hoffen, dass sich die Studie mit den Kollagennetzen bewährt.“
Für Patientinnen und Patienten mit Hernien-Beschwerden bietet das Team mittwochs von 9 – 11 Uhr eine Herniensprechstunde an. Terminvergabe telefonisch unter 02961 7801368.