Hallenberg. Bis zur Open-Air-Saison dauert es noch. Aber die Freilichtbühne Hallenberg knüpft schon fliegende Teppiche und bereitet Weltreisen vor.

„Passion“ ist passé. Jetzt geht es „In 80 Tagen um die Welt“ und „Aladin“ kann schon mal an der Wunderlampe reiben. Auch wenn die Außentemperaturen noch weit von einem Theaterbesuch im Freien entfernt sind – auf der Freilichtbühne wird schon eifrig an der neuen Saison gefeilt, die am 2. Juni mit dem Familienstück und am 16. Juni mit dem Erwachsenenstück starten soll.

Lesen Sie auch

„Die Castings für beide Stücke sind bereits gelaufen. Im Familienstück wurden die Rollen zum Großteil auch schon verteilt; im Erwachsenenstück steht das unmittelbar bevor“, sagt Bühnensprecher Georg Glade. Wer welche Figur spielt, wird nie dem Zufall überlassen. In der Regel gibt es im Vorfeld eine Übersicht der Rollen, auf die sich jeder/jede bewerben kann. Und dann werden beim Casting kleine Sequenzen und Szenen gespielt. Dabei merken Regisseur bzw. Regisseurin und die Spielleiter - das sind die Akteure, die nach der Premiere für einen reibungslosen Ablauf verantwortlich sind - sehr schnell, wer für welche Rolle besonders gut geeignet ist.

Erste Leseprobe zu „Aladin“ mit Regisseurin Bärbel Kandiora.
Erste Leseprobe zu „Aladin“ mit Regisseurin Bärbel Kandiora. © WP | Freilichtbühne

Casting und Rollenverteilung

Und es ist durchaus nicht ungewöhnlich, dass ein Akteur rein theoretisch als „Sultan“ ins Rennen geht und hinterher vielleicht als „Dschinn“ endet. Zum Casting kamen um die 80 Leute – darunter auch einige neue Talente. „Es werden viele Kinder dabei sein. Aber auch zwölf Männer – das ist ungewöhnlich viel“, so Glade. Die Hauptrolle übernimmt Medin Jakupovic, der u.a. schon als „Peter Pan“ begeisterte.

Medin Jakupovic spielte 2019 den Peter Pan. Jetzt wird er zum Aladin.
Medin Jakupovic spielte 2019 den Peter Pan. Jetzt wird er zum Aladin. © Jutta Klute-Zerbs | Jutta Klute

Für „Aladin und die Wunderlampe“ liegen die Fäden in den versierten Händen von Bärbel Kandziora. Seit vielen Jahren ist sie erfolgreich für die Bühne tätig und wird die Geschichte von „Aladin“ ganz neu und mit Phantasie erzählen und auch wieder Regie führen. „Bärbel hat einige tolle Ideen. Es gibt die Rolle des ,Fliegenden Teppichs‘ und eine Höhle, die ganz aus Menschen besteht“, will Georg Glade aber noch nicht mehr verraten. „Aladin“ wird kein Musical, aber ein Stück mit Musik – mit zeitgemäßen, tanzbaren Songs. Auch ein Streetdance wird nicht fehlen. Stefan Wurz als musikalischer Leiter steuert dafür aber nicht nur einfach Melodien bei. Die Musik wird wieder so auf die Personen zugeschrieben, dass sie hohen Wiedererkennungswert und eng an Charaktere geknüpft ist - das gilt für beide Stücke.

Casting in der Stadthalle: Für das Familienstück
Casting in der Stadthalle: Für das Familienstück "Aladin und die Wunderlampe" wird genau geschaut, wer für welche Rolle am besten geeignet ist. © Brilon | Bühne

Die Frage, ob zum Beispiel ein orientalischer Junge auch eine dunkle Hautfarbe haben wird, stellt sich für die Hallenberger nicht. „Wir arbeiten mit anderen Mitteln, um die Zuschauer in den Orient zu entführen. Das funktioniert mit entsprechenden Kostümierungen, achten aber auch dabei darauf, jede Form von kultureller Aneignung zu vermeiden“, so Glade. Denn gerade bei „In 80 Tagen um die Welt“ geht es thematisch auf mehrere Kontinente.

Kostüme und Requisiten

Kostüme und Requisiten werden daher einen noch höheren Stellenwert als sonst haben, sollen aber nicht einfach nur Menschen anderer Länder auf ihre vermeintlichen, äußerlichen Merkmale reduzieren. Der Bühnenbau werde aller Voraussicht nach sehr zurückgenommen, weil das breite Spielareal ja nicht nur Schauplatz für die Aladin-Geschichte, sondern quasi „Welt“-Bühne sein wird. Da muss hier und da ein Eiffelturm auf einem Plakat, der Glockenschlag von Big Ben oder entsprechende Musik für den Sound des jeweiligen Landes sorgen. „Aber auch dafür hat unser Regisseur Uwe Bautz schon einige Ideen. Wir werden auch zeitlich mit der Geschichte aus dem 19. Jahrhundert etwas brechen“, sagt Glade. Wie sonst ist es zu erklären, dass ein Prinz Charles vorkommen soll?

"Vorsprechen", nannte man das früher. Heute redet man vom Casting - hier mit Stefan Wurz, Philipp Mause und Uwe Bautz (von links) mit einem Akteur der Freilichtbühne. © WP | Freilichtbühne

„Wir arbeiten mit anderen Mitteln, um die Zuschauer in den Orient zu entführen. Das funktioniert mit entsprechenden Kostümierungen, achten aber auch dabei darauf, jede Form von kultureller Aneignung zu vermeiden.
Georg Glade - Sprecher der Freilichtbühne

Den meisten Zuschauern dürfte die Handlung von „In 80 Tagen um die Welt“ nach dem Roman von Jules Verne eher in der Filmfassung bekannt sein. Inhaltlich geht es um eine Wette, die der reiche englische Gentleman Phileas Fogg mit den Mitgliedern des Reform Clubs in London eingeht. Er wettet 20.000 Pfund Sterling, dass es ihm gelingen werde, die Welt in 80 Tagen zu umrunden. Wie die Bühne es schafft, den Gentleman und seinen Diener Passepartout zu Wasser, zu Land oder vielleicht sogar per Luft reisen zu lassen - darauf darf man gespannt sein. „Wir haben da zurzeit einige Ideen, die wir aber jetzt noch nicht verraten möchten“, sagt Spielleiter Philipp Mause, der im vergangenen Jahr in der Rolle des Jesus beeindruckte.

Die heiße Phase des Vorverkaufs hat noch nicht begonnen. Bei den derzeitigen Temperaturen kommt noch kein Freiluft-Feeling aus. Aber Mitte Januar lagen dennoch schon rund 2500 Kartenvorbestellungen vor. Weitere Infos: www.freilichtbuehne-hallenberg.de