Neuastenberg. Thomas Pape, alias „Asphalt Anton“, kennt sich mit Auto-, Ski- und Partypisten aus. Auf der Postwiese in Neuastenberg stellt er Kunstschnee her.

Er ist in dreifacher Hinsicht ein Fachmann für Pisten: Von Haus aus hat Thomas Pape Straßenbauer gelernt. Das heißt: Er macht Pisten aus Asphalt. Den Job übt er mittlerweile nicht mehr aus. Denn ab April geht er wieder auf eine ganz andere Piste und sorgt als „Asphalt Anton“ zum Beispiel im „Bierkönig“ auf Mallorca für gute Laune. Im Winter über widmet sich der dreifache Familienvater aber den Skipisten. Und auf dem Gelände der Postwiese in Neuastenberg ist der 36-Jährige eine Art „Herr Holle“. Denn Thomas Pape ist Beschneiungs- und Skipistenfachmann. Natürlich schüttelt er keine Kissen, aber an den Mengen, die er aus Kanonen und Lanzen auf die Wiesen rieseln lässt, hätte Frau Holle ihre helle Freude.

Thomas Pape brennt fürs Schneemachen - das merkt man dem sympathischen Sauerländer sofort an.
Thomas Pape brennt fürs Schneemachen - das merkt man dem sympathischen Sauerländer sofort an. © WP | Thomas Winterberg

„Viele glauben, im Kunstschnee wäre Chemie. Und dann staunen sie, wenn ich ihnen sage, dass da nur reines Wasser, Luft und Turbinenkraft drinstecken.“ Gerade noch hat Thomas Pape mit dem Motorschlitten die einzelnen Schneeerzeuger abgefahren: Läuft – vielmehr schneit! Rund 50 große und kleinere Schneeerzeuger sorgen dafür, dass die fünf Hänge mit einer maximalen Länge von 1200 Metern einen optimalen Untergrund zum Skifahren und Rodeln haben. Aus einem Speicherbecken wird über ein weit verzweigtes Schlauchsystem und mit ordentlich Druck das Wasser an mehrere (beheizte) Verteilerschächte entlang der Piste befördert. Diese begehbaren Schächte, in denen auch die Stromversorgung liegt, werden im Sommer wieder komplett ins Erdreich versenkt. Im Winter sind sie kleine Knotenpunkte für die Versorgung und Speisung der einzelnen Kanonen und Lanzen.

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Schnee machen – das ist durchaus eine hohe Kunst, die inzwischen sehr technisiert und aufwändig ist. Die Infrastruktur, die Energie, die Man-Power – all das kostet und all das muss sich auch im Preis für das Lift-Ticket niederschlagen. Per App kann Thomas Pape oder ein Kollege jedes Gerät vom Handy aus einzeln starten, stoppen, ansteuern. Trotzdem muss Tag und Nacht kontrolliert werden, ob alles rund läuft, ob sich kein Eis an den „Propellern“ bildet und alle Düsen frei sind. Der optimale Zeitpunkt zum Schneeproduzieren wird übrigens nicht einfach nach der Lufttemperatur ermittelt. Hier hat die „Feuchtkugeltemperatur“ das Sagen – bei der Kälte und Feuchtigkeit ein optimales und effektives Zusammenspiel ergeben.

Optimal zum Schneemannbauen - eine Kugel Kunstschnee der Kategorie Drei.  
Optimal zum Schneemannbauen - eine Kugel Kunstschnee der Kategorie Drei.   © WP | Thomas Winterberg

Auf einer virtuellen Karte am Computer ist das gesamte Skigebiet Postwiese in verschiedenen Farben dargestellt. Dort, wo es besonders dunkelblau ist, liegt bereits genug Schnee. Die gelben Stellen können noch etwas gebrauchen. Jedes Mal, wenn die Pistenraupe über die Hänge fährt, misst sie anhand eines im PC hinterlegten Geländeprofils, wo bereits wieviel Schnee liegt. Dafür gibt es 20.000 Messpunkte. Und wie die Generäle und Feldmarschalle, die sich auf einer Landkarte eine Angriffsstrategie zurechtlegen, entscheiden die Liftgesellschafter immer wieder neu, welche Kanone wo zum Einsatz kommt. Unten rechts kann vielleicht die kleine Variante „Baby 01“ aufgestellt werden, weiter oben könnte „M20“ nochmal ordentlich pulvern und in Richtung Wohnbebauung tut es auch die „TF10Piano“.

Schickt uns Eure Schneemann-Fotos

Der 18. Januar ist der Welttag des Schneemanns. Der Schneemann ist d a s Symbol der Winterzeit. Jedes Jahr am 18. Januar soll er gewürdigt werden. Dabei hat das Datum einen direkten Bezug zum Erscheinungsbild des kalten Gefährten: Die Zahl „Eins“ steht für den Besen, den er in der Hand hält. Die Acht symbolisiert die Form seines Körpers. Aus diesem Grund stellen wir heute einen Schnee-Macher vor und: Wir möchten Sie, liebe Leser, einladen, uns die schönsten Schneemann-Fotos zu schicken. Das geht per facebook unter facebook.com/WestfalenpostBrilon oder per Mai an brilon@westfalenpost.de. Wir sind gespannt auf Ihre Bilder, die wir natürlich gern veröffentlichen möchten.

Aber große Diskussionen und unterschiedliche Meinungen darüber gibt es selten: „Das ist hier alles sehr familiär auf der Piste und hinter den Kulissen. Hier gilt das freundliche Wort und die persönliche Ansprache. Mein Vater hat hier schon gearbeitet, ich bin als Kind mitgegangen und habe mit 16 Jahren geholfen. Man muss daran Spaß haben und das merken auch die Gäste.“ Nachts, wenn Thomas Pape mit der Pistenraupe die Hänge präpariert, zuckt er oft das Handy und erzählt den Tik-Tok-Followern von seiner Arbeit und dem Sauerland. Einige tausend sehen ihm Nacht für Nacht zu.

Mehrmals am Tag kontrolliert Thomas Pape die Schneeerzeuger. 
Mehrmals am Tag kontrolliert Thomas Pape die Schneeerzeuger.  © WP | Thomas Winterberg

Streng genommen gibt es sechs Sorten von Schnee – die Beschaffenheit entscheidet sich an den Düsen, die im Wechsel von Luft und Wasser nebeneinander kreisrund angeordnet sind und von hinten mit Luft „befeuert“ werden. Pape: „Von der Technik her ist das vergleichbar mit einem Hochdruckreiniger und der Dreckfräse vorne dran.“ Nur eben präziser und ausgetüftelter. „Stufe Eins ist ganz trocken, Stufe Sechs wäre richtig nass und durchfeuchtet. Einen Sechser-Schnee würde man zum Modellieren zum Beispiel auf der Snowboard-Piste nehmen. Für die normale Piste nehmen wir einen Dreier – den lassen wir in der Regel nochmal zwei Tage abtropfen, bevor wir ihn mit der Pistenraupe verteilen. Dann haben wir unter einer großen Kruste einen feinen und beständigen Schnee, der fünfmal so lange hält wie Naturschnee“, erklärt Thomas Pape. Das merkt man auch, wenn man beide in die Hand nimmt. Der Naturschnee schmilzt relativ schnell, der andere hat Ausdauer und schimmert leicht blau. „Als Untergrund auf der Piste verpaaren sich beide sehr gut miteinander. Aber beim genauen Hinsehen erkennt man den Unterschied. Das, was aus den Düsen kommt, ist mehr so eine Art Gischt und würde unterm Mikroskop kugelig aussehen; der Schnee, der vom Himmel fällt, ist kristalliner und strukturierter.“

Und welche Form von Piste mag Thomas Pape am liebsten? „Dreimal Piste ist zu viel. Den Straßenbau habe ich erstmal drangegeben. Hier bei der Arbeit im Skigebiet bekomme ich meinen Kopf frei; hier werde ich geerdet. Aber auch die Sache mit der Musik macht mir wahnsinnig Spaß. Nur wenn man eine Sache mit viel Herzblut und Begeisterung macht, dann macht man sie auch gut. Und dazu braucht man auch immer ein paar Hummeln im Hintern…“ Hummel und Schneemachen? Ein schönes Bild…