Freilichtbühne: Warum Jesus und Maria ihre Rollen so lieben
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Hallenberg. Die Sommerpause geht zu Ende. Die Freilichtbühne Hallenberg spielt weiter die „Passion“. Was macht so ein ernstes Stück mit den Darstellern?
Ab nächsten Samstag stehen auf der „Sauerländer Schädelhöhe“ wieder die Kreuze. Die Spielpause auf der Hallenberger Freilichtbühne geht zu Ende. Weitere elfmal führt das 150-köpfige Ensemble ab dann die Geschichte vom Leiden, Sterben und der Botschaft der Auferstehung Jesu Christi auf.
7300 Zuschauerinnen und Zuschauer waren bislang tief ergriffen von der sehr eindrucksvollen Inszenierung. Eine Zahl, die leider hinter den Erwartungen der Bühne liegt. Es gab Spielzeiten, an deren Ende bei allerdings mehr Aufführungsterminen eine 42.000 unterm Strich stand. Aktuell liegen für die zweite Spielhälfte knapp 10.000 Vorbestellungen vor. Dabei lohnt sich ein Besuch unbedingt, denn Darstellung, Musik und Szenerie ergeben in einer unglaublichen Harmonie eine sehr dichte und fesselnde „Passion“.
Rolle verlangt körperlich und mental alles
Hauptdarsteller Phillip Mause verlangt die Rolle als Jesus mental und körperlich alles ab. „Ich hatte vor der Premiere etwas Angst, ob wir die Zuschauer tatsächlich erreichen. Aber diese Sorge hat man im Vorfeld vor jeder Saison. Für mich persönlich ist die Inszenierung eine spannende Reise mit vielen Aufs und Abs. Vor dem Saisonstart und nach den Endproben habe ich mal gesagt, dass ich Angst vor der körperlichen Anstrengung habe, weil man keine Sekunde Zeit hat zum Durchschnaufen, weil man immer ,die’ Person auf der Bühne ist. Tatsächlich aber war diese Angst unbegründet. Ja, es ist anstrengend, aber über den Spannungsbogen der Inszenierung bis zur Kreuzigung gut zu händeln. Das liegt aber auch daran, weil man sich immer auf seine Kollegen und Kolleginnen verlassen kann. Wir sind ein super Team auf und hinter der Bühne und wir ergänzen und unterstützen uns gegenseitig.“
Beeindruckend- Freilichtbühne Hallenberg spielt die Passion
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Sehr authentische Darstellung
Der 32-Jährige gibt den Jesus sehr menschlich und authentisch. Kurios am Rand: Der eigene Vater, Helmut Mause, spielt den Kaiphas, der seinen Sohn zum Tode verurteilt. Ein Problem für die beiden? „Nein, das war für uns immer reines Bühnen-Business, da kann ich auch für meinen Papa sprechen, dass wir damit gut umgehen können. Eigentlich hoffe ich auch, dass man unser familiäres Verhältnis auf der Bühne nicht erkennt. Wir reden viel über die Inszenierung und versuchen uns gut auf jede Aufführung einzustimmen. So pflegen wir seit der Generalprobe die Tradition, immer gemeinsam zur Bühne zu laufen, was bislang auch jede Aufführung geklappt hat.“
Trotzdem ist die Rolle des Jesus sehr auf seine Person fixiert und in vielerlei Hinsicht kräftezehrend: „Ja, die vier Wochen Spielpause waren schon wichtige Wochen. Jeder konnte mal Abstand gewinnen und runterkommen. Ich persönlich habe mich auf die freie Zeit gefreut, Schützenfest zu feiern ohne mit dem Gedanken, am nächsten Tag spielen zu müssen. Einfach mal private Dinge übers Wochenende zu planen, das tat gut. Ich hoffe, auch die Kollegen und Kolleginnen konnten die Zeit ähnlich gut nutzen, um abzuschalten. Jetzt geht’s aber weiter und ich freue mich, dass es wieder losgeht.“ Für die „Rückrunde“ wünscht sich Jesus, die Menschen ähnlich gut zu erreichen wie in der ersten Hälfte der Saison. „Und dass vielleicht noch der eine oder andere Zuschauer mehr den Weg zu unserer schönen Bühne findet.“
Erste Kostümproben für die Passion in Hallenberg
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In den vorigen Jahren gab es immer drei Wochen Spielpause, diesmal waren es vier. Und 150 Akteure auf der Bühne sind ohnehin eine große Menge, die funktionieren und immer zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle stehen und agieren muss. Daher gibt es am Freitagabend eine Wiederaufnahmeprobe. Bis dahin ist auch Jesu Mutter Maria, gespielt von Uta Paffe, wieder aus dem Österreich-Urlaub zurück. Sie ist sonst ausschließlich die „Herrin“ über Puderquast oder Make up und ist zuletzt schon einmal für eine verhinderte Mitspielerin eingesprungen. Diesmal stellt sie sich der Doppelherausforderung Spielerin und Masken-Chefin. Eine schwierige Konstellation? „Das klappt sehr gut. Ich habe das vorab mit meinen Mädels abgesprochen und wir unterstützen uns immer gegenseitig. Der große Ansturm ist ja in der Maske sowieso vor dem Stück, das lässt sich ganz gut miteinander kombinieren. Und viele Dinge werden sowieso vorab mit dem Regisseur besprochen und dann vom Team umgesetzt.“
Bei der „Passion“ mitzuspielen, war für Uta Paffe (56), die seit 1974 an der Bühne mitmischt, aber trotzdem ein Herzensanliegen: „Die Passion ist immer etwas Besonderes. Die Rolle der Mutter Maria hat mir schon immer am Herzen gelegen und es war schon mein großer Wunsch, einmal die Maria in der Passion spielen zu dürfen. Generell muss ich aber auch sagen, dass ich es in den letzten Jahren sehr vermisst habe, auf der Bühne zu stehen. Es ist schon etwas ganz Besonderes, wenn man die Reaktionen der Zuschauer direkt mitbekommt.“ Selbst nach elf Aufführungen kehrt für sie keine Routine ein. Jeder Tag/jeder Abend hat ein Eigenleben. Und die Zuschauer merken in der Tat, wie fokussiert sie auf diese Figur ist. Paffe: „Nein, Routine würde ich nicht sagen. Wir haben uns eingespielt und sind als Gemeinschaft zusammengewachsen. Dennoch ist für mich ist jede Aufführung immer wieder neu. Man muss sich in die Zeit einfinden, sich auf die Emotionen einlassen. Und wenn man ehrlich ist, nimmt einen jede Aufführung aufs Neue persönlich mit, weil man sehr stark mitfühlt.“
Die bewegendste Szene ist für sie, wenn Jesus vom Kreuz abgenommen und in ihren Schoß gelegt wird. „Ich bereite mich immer vor jedem Auftritt intensiv vor, indem ich mich zurückziehe und mir meine Gedanken zur Szene mache.“
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