Hochsauerlandkreis. Inflation und Fachkräftemangel bringen Unternehmen im HSK zunehmend an ihre Grenzen, die Zahl der Insolvenzen steigt bundesweit.
Das vergangene Jahr brachte für die Menschen im Hochsauerlandkreis viele Herausforderungen mit sich. Vor allem im Rückblick auf die wirtschaftliche Lage sei in weiten Teilen der Unternehmerschaft die Anspannung spürbar, wie Stefan Severin, Kommunikationsleiter der Industrie- und Handelskammer (IHK) Arnsberg erklärt.
Ist die Zahl der Insolvenzen im HSK 2023 gestiegen?
„Rund 17.400 Unternehmen in Deutschland werden bis Ende des Jahres einen Antrag auf Insolvenz gestellt haben“, schätzte der Informationsdienst des Instituts der deutschen Wirtschaft in einem Artikel vom 19. Dezember des vergangenen Jahres. Damit liege die Zahl der Insolvenzen 20 Prozent über dem Wert des Vorjahres.
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Im Hochsauerlandkreis haben laut amtlicher Statistik während der ersten drei Quartale 2023 insgesamt 46 Unternehmen Insolvenz angemeldet, wie Stefan Severin von der IHK Arnsberg mitteilt. In den Jahren 2022 und 2021 lag der Vergleichswert bei je 20 Unternehmensinsolvenzen. Doch auf die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung könne man auf Grundlage der Insolvenzzahlen nur unzureichend Rückschlüsse ziehen, wie der Experte erklärt: „Denn von Anfang 2020 bis Mitte 2021 war die Antragspflicht bei Insolvenz ausgesetzt. Zudem verzerrten die Corona-Hilfen das Bild über die tatsächliche Zahlungsfähigkeit der Unternehmen.“ Erst mit den Zahlen für 2023 würde die Insolvenzsituation im Hochsauerlandkreis wieder realistisch dargestellt. Die vollständige Statistik mit den Zahlen für das gesamte Jahr 2023 werde erst im kommenden Frühjahr von IT.NRW veröffentlicht.
Welche Branchen leiden besonders unter der wirtschaftlichen Lage?
„Es ist vor allem die Dichte an Herausforderungen, die den Betrieben zu schaffen macht“, erklärt der Sprecher der IHK Arnsberg. Die Inflation hemme die Kaufkraft und verteuere Rohstoffe, Vorprodukte und Energie. Dazu käme der Fachkräftemangel: „Fach- und Arbeitskräfte fehlen weiterhin trotz schwacher Konjunktur und auch die Auslandsnachfrage ist eher niedrig“, so Severin.
Betroffen von den Schwierigkeiten seien grundsätzlich alle Wirtschaftszweige, vor allem die Industrie gerate aber zunehmend in Bedrängnis. Durch die Abhängigkeit von Energie und zurückhaltenden Auslandsnachfrage sei die Industrie besonders betroffen, wie der Experte der IHK Arnsberg erklärt. „Doch die Sorgen ziehen sich durch alle Branchen.“
Auch der politische Kurs der Regierung trage seinen Teil zur herausfordernden Lage bei: „Die wieder erhöhte Mehrwertsteuer im Gastgewerbe erschwert die Situation in den Unternehmen erheblich, ebenso wie die Anhebung der Maut im Transportgewerbe.“ Auch die Krise der öffentlichen Haushalte sorge für zusätzliche Unsicherheiten, schildert Severin. Und grundsätzlich sei die enorme Masse an bürokratischen Pflichten eine große Belastung für die Wirtschaft.
Was verlangen die Unternehmen von der Ampelregierung?
Was den Unternehmen fehle, sei ein sicherer Kurs. Derzeit gebe es zu wenig Zuverlässigkeit und sicheren Handlungsspielraum für Unternehmen, erklärt der IHK-Sprecher: „Die Politik muss verlässlicher werden.“ Durch die Rücknahme von Subventionen und Förderungszusagen, schleppende Genehmigungsverfahren und die hohen bürokratischen Hürden werde die Investitionstätigkeit gehemmt und wirtschaftliches Wachstum gebremst. Nicht zuletzt in Hinblick auf Steuern und Abgaben bestehe großer Handlungsbedarf. „Die Regierung muss die Grenzen der Belastbarkeit in rezessiven Zeiten wie diesen berücksichtigen“, so Severin.