Hochsauerlandkreis. Gegen die geplante Trasse der B7n bildet sich eine klare Front. In der Briloner Schützenhalle wird erbittert gegen Straßen.NRW ausgeteilt.
Die Stimmung in der Briloner Schützenhalle war gelinde gesagt angespannt. Rund 120 Menschen sind gekommen, um von Straßen.NRW zur Trassenführung der B7n informiert zu werden (die Westfalenpost berichtete). Auch digital haben sich teils bis weit über Hundert Menschen dazu geschaltet. Dass Straßen.NRW Variante 2 – also die Variante, die sehr nah an Altenbüren entlang läuft und einigen Landwirten ernsthafte Probleme macht – favorisiert hat, stößt aber auf wenig Gegenliebe. Das sagen...
… die Briloner Landwirte zur B7n
Friedrich Bals kommt als erster zu Wort. Es wirkt fast, als wüsste er erst nicht, wie er die richtigen Worte für seine Lage finden soll. „Ja, meine Sicht ist Scheiße. Als ich gehört habe, dass Variante 2 kommt, dachte ich als erstes das war’s für meinen Hof und für meine Pension. Wir wissen nicht wie es weitergeht, mein Sohn will den Hof übernehmen. Ich war enttäuscht“ Der Landwirt glaubt, dass Straßen.NRW von vorneherein V2 bevorzugt habe, während für ihn und alle anderen Landwirte V15 die beste Lösung gewesen sei. „Mich ärgert, wie die Straßen bewertet worden sind. Das die Öffentlichkeitsbeteiligung nur 10 Prozent ausmacht, das finde ich eine Katastrophe. Es kann doch nicht sein, dass Bürger bei so einem Objekt nur so wenig einbezogen werden. Ich verstehe es nicht, viele verstehen es nicht.“ Dominik Schmitz pflichtet seinem Kollegen im Grundsatz bei. „Die ganze Arbeit die gelaufen ist und dann wird sie nur mit 10 Prozent gewichtet. Das passt nicht.“ Er betont indes: „Es soll nicht der Eindruck entstehen, dass wir dagegen sind. Wir sind für die B7n, wir wollen das nicht boykottieren, auch wenn es manchen so erscheint.“ Dennoch machen beide Landwirte klar: Die V2 ist eigentlich kaum tragbar für ihre Höfe.
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… die Zufallsbürger zur B7n
Zufallsbürger Werner Hohmann findet die Lösung fast gut – bis auf Variante 2 für den zweiten Planungsabschnitt. „Wir waren einstimmig dagegen“, sagt er. „Wir sind für die B7n, aber Variante 2 wurde schöngerechnet, die anderen schlechtgerechnet, damit Straßen.NRW das durchkriegen kann, was sie schon immer wollten.“ Das Verfahren der Öffentlichkeitsbeteiligung habe den Zufallsbürgern suggeriert, dass ihre Meinung wichtig sei. „Wir wurden hofiert. Dass es am Ende auch um die Wirtschaftlichkeit gehen würde, wurde uns auf den letzten Metern untergeschoben, dass es eine Gewichtung geben würde haben wir erst am Montagabend erfahren. Die Infos kamen zu spät.“
… der Briloner Bürgermeister zur B7n
Dr. Christof Bartsch äußert sich recht klar in der Podiumsdiskussion. Man verfolge seit Jahrzehnten das Ziel, den Wirtschaftsstandort in Brilon besser zu vernetzen und die Ortsteile Antfeld und Altenbüren zu entlasten. „Das gelingt aus meiner Sicht nicht hinreichend. Die V2 ist nahe an Altenbüren dran, wir bauen Belastung auf. Es ist nicht gering zu schätzen, was an Belastung auf die Bürger zukommt. Wir hatten uns eingesetzt für eine Trasse, die möglichst weit weg verläuft, das ist nicht gelungen weil die Wirtschaftlichkeit zu hoch eingeschätzt wurde und der Bund diese Vorgaben macht.“ Bartsch bricht aber gleichzeitig eine Lanze für Straßen.NRW, denn diese seien nun einmal an die Vorgaben des Bundes gebunden. Der Bund ist Baulastenträger und dessen Vorgaben müssten eingehalten werden. „Die V15 war eine kluge Variante, die die Probleme gelöst hätte. Warum bauen wir eine Straße? In erster Linie für die Verkehrsfunktion, aber die bekommt in der Gewichtung nur 10 Prozent. Aber wir richten uns nur daran aus, was am wenigsten klageanfällig ist. Es ist ausgesprochen bedauerlich und enttäuschend.“
… Die IHK Arnsberg zur B7n
Thomas Frye von der IHK Arnsberg ist froh, dass man nun auf einem Weg ist, eine Lücke zwischen Brilon und der Autobahnanbindung zu schließen. Das habe man Unternehmen schon vor 30 Jahren versprochen. „Für uns als IHK hat die B7n einen wichtigen verkehrlichen Effekt.“
… Antfeld zur B7n
Martin Aleff, Ortsvorsteher von Antfeld, äußert sich „mehr als enttäuscht.“ Mit dieser Lösung könne man nicht zufrieden sein, dabei stehe der Ort hinter der B7n. „Wir stehen dahinter, wir wollen diese Straße und die Entlastung von 85 Prozent im Ort, darüber müssen wir nicht reden.“
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… der HSK zur B7n
Franz-Josef Mönxelhaus vom HSK betont, dass es seit Jahrzehnten bekannt sei, wie wichtig die Anbindung Richtung Hagen sei. „Wir haben nicht mehr so viele Schüsse, um die B7n durchzusetzen, deswegen sit die Rechtssicherheit wichtig. Ansonsten sagt der Bund irgendwann, dass wir hier genug herumgedoktert haben.“ Er appelliert an die Anwesenden, Straßen.NRW zu vertrauen.
… die HSK-Bundestagsabgeordneten zur B7n
Bundestagsabgeordneter Carl-Julius Cronenberg (FDP) sagt auf WP-Anfrage: „Es war immer klar, jede Variante ist besser als keine Variante. Dabei geht es um Rechtssicherheit und Finanzierbarkeit. Ohne wird es keine Verkehrsentlastung geben.“ Und weiter: „Die Variante 2 genügt den Anforderungen nicht zu 100 Prozent, erfüllt sie aber deutlich besser als alle anderen Varianten. Daher halte ich die Bewertung durch Straßen.NRW für nachvollziehbar.“ Jetzt gehe es darum, für jeden einzelnen Anwohner individuell eine faire Lösung zu finden. Cronenberg erklärt weiter: „Es gibt keine Variante ohne Betroffenheiten. Ich verstehe, wenn die beteiligten Zufallsbürger enttäuscht sind, dass sich ihr Votum nicht durchsetzen konnte. Das schmälert aber nicht die Bedeutung des Beteiligungsverfahrens. Gerade weil die Solidarität der Bürgerbeteiligung mit den betroffenen Familien so eindeutig war, fordere ich Straßen.NRW auf, gemeinsam mit jedem einzelnen Anlieger konstruktive Vorschläge zu erarbeiten. Gleichzeitig appelliere ich an alle Akteure, alles zu tun, um das wichtigste Straßenbau-Projekt der Region zügig umzusetzen.“ Bundestagsabgeordneter Dirk Wiese (SPD) begrüßt ausdrücklich die Vorstellung der Vorzugsvariante durch Straßen.NRW. „Es ist gut, dass es bei diesem wichtigen Verkehrsprojekt für das Sauerland, insbesondere für die Bürgerinnen und Bürger in Antfeld und Altenbüren, jetzt weitergeht! Aber allen Beteiligten muss klar sein, dass noch einiges an Wegstrecke vor uns liegt. Zudem muss noch eine Lösung für die Einmündung von Nordring, Rixener Straße und Scharfenberger Straße gefunden werden.“ Er will dazu das Gespräch mit dem Bundesverkehrsministerium in Berlin aufnehmen. Auch für die Landwirte will Wiese eine annehmbare Lösung finden.
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