Marsberg. Ziegenbock Günni wird todkrank in Marsberg ausgesetzt. Tierschützer ermöglichen eine Operation, finden ein neues Zuhause. Dann kommt alles anders.

Traurige Nachricht für alle Tierfreunde im Sauerland: Ziegenbock „Günni“ hat es nicht geschafft. Trotz Operation ist das Tier, das einen mehr als faustgroßen Krebstumor an den Hoden hatte und offenbar aus Scheu vor Tierarztkosten von seinem Vorbesitzer ausgesetzt wurde, am Montag gestorben.

Ziegenbock „Günni“ vor der OP, für die er eigens wieder aufgepäppelt wurde.
Ziegenbock „Günni“ vor der OP, für die er eigens wieder aufgepäppelt wurde. © WP | Tierschutzverein

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„Günnis“ Schicksal hat viele Menschen bewegt. Anfang Februar war in den Sozialen Netzwerken immer wieder über eine herrenlose Ziege berichtet worden. Die Nachricht kam auch beim Tierschutzverein Marsberg an, der sich kümmerte. Tierfreund Ronny Bartsch ergriff schließlich die Initiative, schnappte sich sein Fahrrad, eine Hundeleine, Leckerchen und holte den lammfrommen Ziegenbock zu sich nach Hause, wo er ihm Obdach gewährte und ihn aufpäppelte. „Das Tier lag am Wegesrand. Ich habe es gelockt, es kam auch sofort. Dann habe ich es angeleint, mein Fahrrad geschoben und wir sind die rund zwei Kilometer bis zu mir gelaufen“, sagt Bartsch. Wie ein Hund sei „Günni“ neben ihm hergetrottet.

Viele Menschen bewegt

Mehrere Beiträge in der Westfalenpost über den ausgesetzten Ziegenbock bewegten die Menschen. Fernsehteams reisten an und berichteten anschließend. Ein Tierfreund aus Brilon meldete sich bei der Vorsitzenden des Tierschutzvereins Marsberg, Elke Heinemann, und erklärte sich spontan bereit, die Kastrationskosten für „Günni“ zu übernehmen. Denn die Heilungschancen standen zu dem Zeitpunkt noch sehr gut. Von Anfang an waren sich der Tierschutzverein Marsberg und der behandelnde Tierarzt sicher, dass „Günni“, wie die Bunte Edelziege von Ronny Bartsch getauft wurde, kein Streuner war, sondern dass die Ohrmarken bewusst entfernt worden waren, um keine Rückschlüsse auf den Besitzer/die Besitzerin ziehen zu können. Das Tier war nach Angaben des Tierschutzvereins extrem vernachlässigt, aber sehr an Menschen gewöhnt.

Ziegenbock „Günni“ wird nach der OP warm in Stroh eingepackt.
Ziegenbock „Günni“ wird nach der OP warm in Stroh eingepackt. © WP | Tierschutzverein Marsberg

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Ende vergangener Woche meldete der Verein, dass der Ziegenbock operiert worden sei. „Gestern war der Tierarzt erneut da, hat die Wunde kontrolliert und Blut abgenommen. Unmittelbar nach der Narkose und dem Eingriff wurde ,Günni’ dick mit Stroh zugedeckt, denn nach einer Narkose sind Tiere immer sehr gefährdet - ein Ziegenbock mehr wie ein anderes Tier. Der Tumor war riesengroß“, so Elke Heinemann. Da waren die Tierschützer noch optimistisch, dass alles wieder ins Lot kommen würde. Doch dann traten Komplikationen auf.

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Elke Heinemann: „Die Operation hatte er gut überstanden und wir alle waren voller Hoffnung, dass für ,Günni’ nun ein gutes Leben anfangen würde, denn ein neuer Stall bei neuen Besitzern war bereits gefunden.“ Doch warum plötzlich diese gesundheitliche Veränderung? Heinemann: „Vermutet wird vom Tierarzt eine Vergiftung. Vielleicht befanden sich im Heu Bestandteile von giftigen Pflanzen, die selbst in getrocknetem Zustand noch giftig wirken können? Vermutet wird aber auch eine Listeriose, eine durch Bakterien verursachte Infektionskrankheit, die fast immer zum Tod führt.“

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Vermutlich Giftstoffe aufgenommen

Ziegenbock „Günni“ sei sofort behandelt worden; sein Betreuer habe sich Tag und Nacht um ihn gekümmert, so Elke Heinemann. „Günni“ erhielt Infusionen, Antibiotikum und Schmerzmittel, es wurden weder Kosten noch Mühen gescheut. „Es ging nur um das Tier, dem sein vorheriger Besitzer so übel mitgespielt hat. Ich könnte aggressiv werden, wenn ich daran denke, was er seinem Tier angetan hat: Alleine im Wald musste der Bock sich ernähren. Es könnte sein, dass er dort von Hunger geplagt, die Giftstoffe aufgenommen hat, die ihn das Leben kosteten. Das ist für mich am wahrscheinlichsten, von der Inkubationszeit käme das hin.“

Für Tierschützer ein schwerer Verlust

Die Tierschützer kommen über den Verlust nur schwer hinweg; denn jede geglückte Rettung beflügelt sie zum Weitermachen, jedem Tier zu helfen, dass sich in Not befindet. Elke Heinemann wird sehr deutlich: „Ich verachte Menschen, die über diese Not hinwegsehen und hoffe, dass die polizeilichen Ermittlungen den verantwortungslosen Halter von ,Günni’ ermitteln.“ Bei der Staatsanwaltschaft in Arnsberg hat sie Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt.

„Günni“ war den Schätzungen nach etwa vier bis fünf Jahre alt und hätte locker 17 Jahre alt werden können...