Olsberg. Wie kann man Menschen mit Suchterkrankungen und psychischen Problemen wieder eine Chance geben. In Olsberg wird ein neuer Weg ausprobiert.
Wie können Menschen mit Suchterkrankungen und psychischen Problemen bestmöglich bei der Integration in den Arbeitsmarkt und ihrer gesundheitlichen Stabilisierung unterstützt werden? Weil es wichtig ist, Arbeit und Gesundheit als Faktoren zu begreifen, die einander bedingen, starten die Stadt Olsberg und zahlreiche weitere Partner jetzt eininnovatives Projekt: Die Beteiligten wollen bei Gesundheitsförderung und Arbeitsvermittlung intensiv zusammenarbeiten.
Lesen Sie auch: Sparkasse raus aus Baugeschäft -“Im Moment undenkbar“
Im Olsberger Rathaus unterzeichneten Bürgermeister Wolfgang Fischer, Hubertus Martin, Sachgebietsleiter des Sozialpsychiatrischen Dienstes des Gesundheitsamtes HSK, Anke Blank, kommissarische Chefärztin des LWL-Klinikums Marsberg, Engelbert Kraft von der Geschäftsführung des Caritasverbands Brilon, Julia Haufen, Teamleitung berufliche Reha der Agentur für Arbeit, Facharzt Stefan Kühnhold von der LWL-Klinik Warstein und Dr. Bogdan Caba, Chefarzt der Johannesbad Kliniken Fredeburg GmbH jetzt eine entsprechende Kooperationsvereinbarung.
Arbeitslosigkeit ein dominierendes Problem
Das Ziel: „Wir wollen Ressourcen und Kompetenzen der beteiligten Institutionen bündeln, um eine bestmögliche Förderung zur sozialen und gesellschaftlichen(Re-)Integration in das Erwerbsleben und eine gesundheitliche Stabilisierung zu erreichen“, so Bürgermeister Wolfgang Fischer. Richtschnur seien dabei Respekt vor den Klientinnen und Klienten sowie der Aspekt der Freiwilligkeit.
Schon im Vorfeld gab es vier Veranstaltungen mit einem regen Austausch durch Vertreter der beteiligten Institutionen, die gleichzeitig die Grundlage für den neuen Kooperationsvertraggegeben haben. In einem weiteren Team wurden Vorschläge der Zusammenarbeit und Inhalte des Kooperationsvertrages ausgearbeitet. Zu diesem Team gehören Rainer Schorlau (LWL-Klinik Warstein), Christian Rademacher, Samira Sommer (beide HSK) und Martin Schörmann (Jobcenter Stadt Olsberg). Auch weitere Kooperationspartner sind herzlich willkommen.
Lesen Sie auch: Die coolsten Jobs im großen Unternehmens-Check im HSK
Hintergrund: „Für viele Menschen mit Suchterkrankungen und psychischen Erkrankungen stellt Arbeitslosigkeit ein dominierendes Problem dar, da ihnen Struktur und Sinnstiftung im Alltag fehlen“, weiß Hubertus Martin vom Gesundheitsamt HSK. Umgekehrt steht das Team in einem Jobcenter dann häufig vor der Schwierigkeit, dass psychische Probleme sowie Suchterkrankungen der Klienten erkannt werden – „aber es gibt wenig Möglichkeiten, den Umgang mit diesen Hemmnissen konstruktiv in die Arbeitsvermittlung mit einzubeziehen“, ergänzt Julia Haufen von der Agentur für Arbeit.
Arbeitsmotivierte Betroffene adäquat in ihrem Wunsch unterstützen
Hier wird die neue Zusammenarbeit ansetzen: „Wir wollen arbeitsmotivierte Betroffene adäquat in ihrem Wunsch unterstützen, in das Arbeitsleben und in andere soziale Bereiche zurückzufinden, und ihnen bei Bedarf stationäre oder teilstationäre Hilfen zur Verfügung stellen“, betont Anke Blank vom LWL-Klinikum Marsberg. Denn „auch umgekehrt gefährdet eine mangelnde Integration in das Berufsleben den Erfolg stationärer und ambulanter Maßnahmender Suchthilfe und der Kliniken“, unterstreicht Stefan Kühnhold von der LWL-KlinikWarstein.
Davon profitieren sollen Menschen aus der Region Olsberg, die sucht- und/oder psychischerkrankt und in ihrer Arbeitsfähigkeit eingeschränkt sind, sowie Ansprüche auf Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch II haben. Die Einrichtungen für Sucht, Rehabilitation, Psychiatrie und Psychotherapie, die an der Zusammenarbeit teilnehmen, setzen sich zum Ziel, allein ihre Behandlung aufgenommenen ambulanten und teilstationären Klientinnen und Klienten zu befragen, ob sie ALG II–Berechtigte sind und welcher Arbeitsvermittelnde sie betreut. Umgekehrt unterstützen das Jobcenter Olsberg und die Arbeitsagentur Menschen, die im Vermittlungsprozess sind oder neu ins SGB II–System kommen und Hilfebedarf erkennen lassen, bei Bedarf bei der Kontaktaufnahme zur Drogenberatungsstelle, zum Sozialpsychiatrischen Dienst, zum Integrationsfachdienst oder zu den Abteilungen der Kliniken.
Unterstützungsangebote und jede Menge Fachkompetenz in der Region
Im Gespräch zwischen den Mitarbeitenden der beteiligten Einrichtungen sowie den Klienten werden die zusammengetragenen Erkenntnisse diskutiert, Ziele formuliert und Absprachen bezogen auf eine mögliche Integration in Arbeit getroffen. In der Startphase sollte ein direkter Austausch stattfinden. „Eine vertrauensvolle und am Prozessorientierte Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten ist dafür Voraussetzung“, unterstreicht Dr. Bogdan Caba von den Johannesbadkliniken Fredeburg.
Lesen Sie auch: Drastischer Hausarztmangel: Weitere Briloner Praxis schließt
Die Projektpartner wollen sich wechselseitig über bestehende Angebote, Handlungskonzepte und Mitarbeitendenstrukturen informieren. Zudem soll die Möglichkeit bestehen, Fortbildungen anzubieten, um Einblicke in die verschiedenen Arbeitsweisen und Fachexpertisen der beteiligten Einrichtungen zu gewähren. So sollen arbeitsrelevante Umstände von Behandlungen thematisiert werden sowie die Grenzen – aber auch Möglichkeiten – der Arbeitsvermittlung, um die Klienten im Vorfeld der Vermittlung adäquat auf den beruflichen Integrationsprozess vorbereiten zu können.
Es gebe zahlreiche Unterstützungsangebote und jede Menge Fachkompetenz in der Region, so Bürgermeister Fischer: „Wenn wir aus einem Neben- ein noch stärkeres Miteinander machen, profitieren vor allem die Menschen, die aufgrund ihrer Situation einen besonderen Bedarf an Beratung und Unterstützung haben.“
Institutionen, die Interesse an einer Kooperation haben, können sich an Martin Schörmann per E-Mail an martin.schoermann@olsberg.de, wenden.