Hochsauerland. Sie heißen Rasi oder Nick Knatterton. Die VW-Käfer unserer Leser sind in der Garage wohnende Familienmitglieder. Die skurrilsten Käfer-Storys:
Der VW-Käfer ist Kult. Und viele Sauerländer haben (ausschließlich) positive Erinnerungen an den Kugelporsche. Am 19. Januar vor 45 Jahren lief der letzte Käfer auf europäischem Boden vom Band – und zwar in Emden. Danach wurde er noch in Mexiko produziert. Wir hatten unserer Leser aufgerufen, uns Ihre Käfer-Erinnerungen zu schicken. Hier sind sie:
Leserfotos von Ihrem VW-Käfer
Eine VW-Käfer-Spritztour als Geschenk zum 90. Geburtstag
Wolfgang Hesse aus Hallenberg schreibt: Der Käfer hat das Leben meiner Eltern und unsere Kindheit geprägt. Bis in den Norden Dänemarks sind wir damit zu Viert in den Urlaub gefahren. Immer das Geschnatter vom Boxermotor im Heck des Autos in den Ohren. Irgendwann gab es dann andere, größere Autos. Aber immer, wenn ich meinen Vater gefragt habe, was er sich zum Geburtstag oder zu Jubiläen wünsche, war die Antwort: „Einmal nochmal Käfer fahren!“. Dieser Wunsch war nicht ganz einfach zu erfüllen - auch Thorstens Käfergarage in Usseln konnte uns nicht weiterhelfen.
Irgendwann hatte mein ältester Sohn dann ein recht neues Miet-Angebot in nicht allzu weiter Ferne entdeckt. Ein paar Tage nach seinem 90. Geburtstag haben wir dann meinen Vater am 23. Juli 2022 mit dem Auto überrascht und eine wunderschöne 3-Generationen-Fahrt von Hallenberg an den Diemelsee über Korbach und Marburg gemacht.
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Eine einmalige Tour an einem herrlichen Sommertag und ein paar schöne Pausen mit Picknick und kühlen Getränken haben uns für ein paar Stunden zurückversetzt in die 60er und 70er Jahre. Daher kann ich bestätigen, dass man auch und erst recht in der heutigen Zeit mit diesem Auto überall freundlich empfangen wird.“
90-Jähriger aus Assinghausen fährt seit 1951 Käfer
Ulrike Gneckow aus Olsberg scheibt: „Mein 90 jähriger Vater aus Assinghausen fährt seit 1951 Käfer. Für 100.000 Kilometer Fahren hat er eine VW-Uhr geschenkt bekommen. Der Käfer auf dem Foto (siehe Fotostrecke) ist von 1953, diesen hat er damals von Wolfsburg abgeholt. Das Bild ist in Elpe aufgenommen im Rahmen einer Westfalenfahrt. Auch heute noch steht ein Käfer in seiner Garage , einer der letzten die in Mexiko gebaut wurden.“
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„Rasi“ aus Olsberg mit 34 PS ganz schön flott
Hermann Schmidt aus Olsberg schreibt: „Mit Interesse habe ich in der Samstagsausgabe der WP die Geschichte über den VW-Käfer gelesen. Wie doch die Zeit vergeht! Ich habe vor 50 Jahren einen VW-Käfer als mein erstes Auto gefahren. Inzwischen sind einige Modelle dazu gekommen. Aber mit dem ersten Auto verbinden sich besondere Erinnerungen. Vor genau 50 Jahren fuhr ich von 1972 bis 1974 einen blauen zehn Jahre alten gebrauchten VW-Käfer im damaligen Studienort Paderborn. Mit seinem 34-PS-Motor trug der Wagen verdientermaßen gut sichtbar den bezeichnenden Namen „Rasi“.
Neben der seinerzeit bei Studenten verbreiteten „Ente“ (Citroen) brauchte sich „Rasi“ nicht verstecken, hatte er doch im Film-Käfer „Herbie“ einen berühmten und mit besonderen Fähigkeiten ausgestatteten Kollegen. Auf Grund seiner kreativen Umgestaltung war Rasi ein leuchtender Hingucker. Die kleinen Mängel in Ausstattung und Komfort schmälerten nicht die zweijährige innige Beziehung zum ansonsten verlässlichen Fahrzeug. Auch ohne Autoradio musste man während der Fahrt ins Grüne (oder auch mal Gelbe) nicht auf die Musik der Beach Boys oder beispielsweise den Kultsong „San Francisco“ verzichten. Die gewünschte Beschallung wurde durch einen Kassettenrekorder im offenen Handschuhfach sichergestellt.
Wegen eines nicht mehr funktionierenden Drahtzuges verharrte die Heizluftklappe in einer falschen Dauerstellung, wodurch auch im Sommer unaufhörlich Warmluft ins Wageninnere strömte. In der kalten Jahreszeit dagegen taute die Frontscheibe von innen nur langsam auf. Für winterliche Fahrten wurde das Eis außen und innen von der Scheibe gekratzt und bei vorsichtiger Fahrweise mit einem angestrengten Blick durch das zu kleine Eisloch das Ziel der Fahrt herbeigesehnt. In einem Fall half auf den letzten Kilometern nur der Vorausblick aus dem Seitenfenster, wobei eine Kapuze den Kopf vor dem ärgsten Fahrtwind schützte. Bei entsprechender Gedankenlosigkeit oder Ablenkung war es ein Leichtes, die Türen von außen zu verriegeln, während der Zündschlüssel stecken geblieben war. Für solche Fälle bot das Dreiecksfenster mit Schraubenzieher und Draht einen erneuten Zugang zum Wagen. Diese Methode kannten allerdings auch Diebe während einer Südfrankreichfahrt. Nachdem das Dreiecksfenster durch einen Aufbruch dauerhaft beschädigt war und nicht mehr geschlossen werden konnte, wurde der Käfer für den Rest des Urlaubs mit seiner rechten Seite immer sehr eng an einer Mauer geparkt.“
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Für Monika Schmidt aus Brilon d a s Traumauto
Monika Schmidt, früher Hucklenbroich, wohnhaft in Brilon, hat gleich mehrere Fotos (siehe Fotostrecke) geschickt: „Das war und ist heute noch mein Traumauto. Damit verbinde ich auch mit eine sehr schöne Zeit meines Lebens“, bringt sie es kurz auf den Punkt.
Im Schnee verbuddelt
Sabine Freund aus Brilon: „Als große VW Käfer-Liebhaber fuhren mein Mann und ich diverse Modelle in der Zeit von 1986 bis 1994. Der Winter 1991 brachte viel Schnee und am 15. Februar 1991 war unser Kugelporsche fast im Schnee versunken. In Erinnerung bleiben schöne Fahrten ins benachbarte Holland, an die See. Meistens funktionierte die Heizung im Sommer, wenn man sie nicht gerade brauchte, dafür machte sie im Winter Probleme. Es war eine schöne Zeit, an die ich mich gerne zurück erinnere.“
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Von der Bundeswehr-Abfindung den Käfer gekauft
Dieter Langhans aus Brilon: „Das Foto (siehe Fotostrecke) aus dem Jahr 1969 zeigt mich in meinem gerade erworbenen Käfer. Zur Finanzierung setzte ich meine Abfindung der Bundeswehr ein, die ich soeben 18 Monaten absolviert hatte. Damals wohnte ich noch bei meinen Eltern in Essen. Hier erwarb ich auch den Käfer. Dieser war absolut zuverlässig und ich fuhr ihn problemlos vier Jahre. Damals fuhr ich regelmäßig nach Brilon-Madfeld und die Winter hatten noch eine ganz andere Qualität. Hier zeigte der Käfer mit seinem Heckantrieb vielen Fahrzeugen gegenüber manchen Vorteil.“
Vater lackierte den alten Käfer von Hand
Walter Mühlenbein aus Marsberg schreibt: „Geboren wurde ich am 27.07.1947 und habe im April 1962 in Siegen eine Ausbildung zum Fernmeldehandwerker begonnen, die im September 1965 endete. Am 4. Mai 1966 habe ich den Führerschein gemacht. Die Ausbildung hat 253,50 DM gekostet. Im Juni 1966 kaufte ich mir einen gebrauchten Käfer, Erstzulassung 20.03.1959 für 2000 DM. Damit bin ich täglich zu meiner Dienststelle nach Meschede gefahren, zeitweise mit fünf Personen. Das Auto hat uns nie im Stich gelassen und ich bin immer - selbst bei hohem Schnee, besonders auf der Rösenbecker Höhe - nach Meschede gekommen.
Der treue Käfer hatte aber im Laufe der Zeit Schäden am Lack bekommen. Im Juli 1969 bin ich mit Freunden für zwei Wochen mit der Bahn nach Italien in den Urlaub gefahren. In dieser Zeit hat mein Vater Hans Mühlenbein den Käfer von Hand neu lackiert als Geburtstagsgeschenk für mich. Vater war einer von vier Brüdern der Kirchenmalerfamilie Mühlenbein.
Ich habe mich riesig darüber gefreut, das Ergebnis konnte sich ja auch sehen lassen. Im Juli 1972 habe ich den Käfer dann abgegeben. Die Erinnerungen sind bis heute geblieben.“
Von Hoppecke mit Tischen und Stühlen zum Campingurlaub
Ulrich Pohl aus Hoppecke: „Mein erstes eigenes Auto war ein VW Käfer 1303 S in moosgrün mit 44 PS, Baujahr 1974. Ich bekam ihn 1980 und war sehr stolz, ein eigenes Auto zu besitzen. Der Käfer hat mich nie im Stich gelassen und ich bin überall mit ihm hingekommen. Besonders im Winter hatte das Auto nie Probleme. Selbst durch Schneewehen bin ich ohne Probleme hindurchgefahren. 1988 habe ich meinen Käfer verkauft. Ich wollte doch gerne ein Auto mit vier Türen haben. Heute hätte ich meinen moosgrünen Käfer liebend gerne wieder zurück. Aber ich vermute er „lebt“ nicht mehr. Schade. Er war ein tolles Auto. Die Bilder (Fotostrecke) sind von 1983. Ich fuhr mit meinen Freunden Waltraud und Klaus auf den Campingplatz Spitzenort nach Plön. Der Käfer 1303 S hatte hinter der Rückbank ein zusätzliches Staufach. Hinter der Rückbank waren zwei Zelte und die Schlafsäcke verpackt. Auf dem Rücksitz saß Waltraud, ein Koffer, Kissen und Decken. Unter der Haube waren ein zweiter Koffer, drei Stühle, ein Tisch und andere Kleinigkeiten wie Bunsenbrenner, Tassen und Teller und was man noch so alles zum Campen braucht. Und so verbrachten wir 14 wunderschöne Tage bei bestem Wetter am wunderschönen Plöner See.“
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Holger Seeger aus dem hessischen Lich schreibt: „1984 bekam ich von meiner Tante mein allererstes Auto geschenkt - einen marinablauen VW Käfer 1302 Automatik. Dieses Fahrzeug war mein ganzer Stolz. Es wurde gehegt und gepflegt und auf dem Hof meines Elternhauses wöchentlich mit viel Aufwand geputzt (ja zu dieser Zeit war das noch möglich).
Mit dem Käfer verbinden mich sehr schöne Erinnerungen u.a. auch ein sehr unbeschwertes Lebensgefühl. Man war zum ersten Mal frei und konnte „sein“ Auto genießen. Leider waren zur damaligen Zeit meine finanziellen Mittel begrenzt, so dass ich nach einigen Jahren meinen geliebten Käfer leider nicht mehr fachgerecht reparieren konnte. Ich musste ihn leider verkaufen.
Seitdem ließ mich das „Käferfeeling“ nie los. Dieser Buckelporsche ist /war einfach ein Fahrzeug mit tollen Formen und sehr positiver Ausstrahlung. 2020 stolperte ich im Netz über einen Beitrag des Hessischen Rundfunks „Unterwegs im Upland“. Mit dabei auch ein Beitrag über Thorsten Lenzner den „Käferdoc“ aus Usseln. Sofort wurde in mir wieder der Wunsch geweckt, endlich wieder einen Käfer zu fahren. Nach einer Kontaktaufnahme mit Thorsten Lenzner konnte er mir schließlich genau einen blauen Käfer Automatik anbieten. Also ging es im Mai 2020 nach Usseln, um den Käfer anzusehen. Nach eingehender Begutachtung und nach detaillierten Erläuterungen des Käfers durch Thorsten Lenzner war das Feeling wieder da. Als ich den Käfer dann zur Probe kurz gefahren bin war es auch schon geschehen: das Käfervirus hatte mich wieder erfasst. Und seit Juni 2020 bin ich wieder Besitzer eines blauen VW Käfers BJ 67.
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Man kann das Gefühl nicht beschreiben, fest steht jedoch, dass ein Käfer gute Laune produziert und entschleunigt. Es gibt nichts Schöneres und Beruhigenderes, als nach einem stressigen Tag mit maximal 44 PS durch die Landschaft zu fahren und nur in freundlich winkende Passanten zu blicken. Ein Käfer ist tatsächlich ein Familienmitglied; meine Frau gab ihm den Namen „Nick Knatterton“, der in einer Garage wohnen darf. Ich glaube ich werde das „Käfervirus“ hoffentlich nie mehr los.“