Hallenberg. Das Stück zieht Besucher alle zehn Jahre magisch an. 120 Mitwirkende sind dabei. Probenstart auf der Freilichtbühne Hallenberg für die „Passion“.

Die biblischen Bärte und das Haupthaar sprießen von ganz allein. Aber der Rest ist harte Arbeit mit jeder Menge Passion im Sinne von Leidenschaft und Begeisterung. Bis zur Premiere am 5. Juni ist noch viel Zeit, aber auch noch viel zu tun. An der Freilichtbühne Hallenberg haben die ersten Lese-Proben für die „Passion“ begonnen. Mit großem Aufwand will die Bühne in diesem Sommer zum neunten Male seit ihrem Bestehen das Stück über das Leben, Sterben und die Auferstehung Jesu Christi erzählen.

Die Freilichtbühne spielt in diesem Sommer außerhalb des Zehn-Jahres-Rhythmus die Passion. Hier eine Szene aus 2010 mit Burkhard Hesse in der Rolle des Jesus.
Die Freilichtbühne spielt in diesem Sommer außerhalb des Zehn-Jahres-Rhythmus die Passion. Hier eine Szene aus 2010 mit Burkhard Hesse in der Rolle des Jesus. © WP | Thomas Winterberg

Rund 120 Akteure werden mitwirken. „Das Interesse an dem Stoff ist groß. Es gibt Spieler, die nur alle zehn Jahre dabei sind, wenn wir die Passion aufführen. Für einige ist es schon ihre sechste oder siebte“, erklärt Bühnensprecher Georg Glade. Die „Passion“ - das ist in Hallenberg etwas Besonderes, das ist eine eigene Zeitrechnung. Wie oft kann ich noch mitspielen, welche Rolle bekomme ich? Bislang sind bis zum 3. September 22 Aufführungstermine geplant. Wer mitmacht, muss nicht nur die 22 Mal parat stehen. Auch die Proben dauern und sind mitunter anstrengend. Passion geht nur mit persönlicher Passion. Diesmal sind auffallend viele Frauen dabei. Bautz: „Ich denke, wir werden vermutlich nicht umhin kommen, einige Männerrollen weiblich zu besetzen.“

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Erste Leseprobe

Vergangenen Donnerstag waren rund 60 Männer und Frauen in die Stadthalle gekommen. Sie alle werden voraussichtlich eine Sprechrolle übernehmen und gingen an diesem Abend das erste Mal auf Tuchfühlung mit dem Text und mit den Ideen des Regisseurs. Manche lesen die Dialoge nüchtern ab, wie sie im Rollenbuch abgedruckt sind. Andere betonen schon sehr stark. Einige haben dieselbe Figur schon 2010 gespielt. Was einmal sitzt, das sitzt...auch Jahr später noch.

Platz für 1400 Gäste

Premiere feiert die „Passion“ am 5. Juni. Erzbischof Hans-Josef Becker, der die Eröffnung 2020 vornehmen sollte, ist inzwischen nicht mehr im Amt. Die Hallenberger stehen in engem Kontakt mit Paderborn. Möglicherweise wird der Amtsnachfolger zur Premiere in die Nuhne-stadt kommen.

Weitere Infos und Karten-Reservierungen unter www.freilichtbuehne-hallenberg.de oder info@freilichtbuehne-hallenberg.de

Seit 1946 hat die Bühne mehr als 100 Stücke inszeniert. Weit mehr als 1,1 Millionen Besucher kamen.

Für Regisseur Uwe Bautz ist es die erste Passion und nach dem gefeierten Reeperbahn-Musical „Heiße Ecke“ die zweite Inszenierung in Hallenberg. Größer könnte der Kontrast nicht sein: von der sündigen Meile zur Via Dolorosa. Für die Passion 2023 gibt es noch keine endgültige Text-Fassung. In Absprache mit Autor Wilhelm Wünnenberg, der selbst 1980 den Jesus spielte, sollen noch Änderungen und Ergänzungen vorgenommen werden. Bautz: „Ich habe sehr konkrete Vorstellungen, wie das Gesamtbild später einmal aussehen soll. Ohne zu viel zu verraten: Aber es wird zum Beispiel eine Szene geben, in der die Protagonisten im Kindesalter auftreten. Das soll aber kein Krippenspiel werden, sondern viel tiefer gehen.“ Allein dafür braucht er viele junge Darstellerinnen und Darsteller, die auch Text übernehmen.

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25 Einzelszenen

Bis um Karneval herum soll die Besetzung komplett stehen „und dann wollen wir im März mit der eigentlichen Szenenarbeit anfangen. Es sind 25 Einzelszenen und mir es es wichtig, bei den Proben ökonomisch zu arbeiten“, damit niemand der Spielerinnen und Spieler lange Leerlaufzeiten hat, erklärt der Regisseur. Im Frühjahr werden die Szenen dann nach und nach zu einem Ganzen zusammengesetzt und dann geht es auch schon mit den Außenproben und den großen Bildern los.

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Musikalische Leitmotive

2020 hatte die Passion ganz regulär im Zehn-Jahres-Turnus auf dem Spielplan gestanden. Damals hatten die Proben unter der Regie von Florian Hinxlage, der nicht mehr für die Bühne arbeitet, bereits begonnen. Dann kam Corona. „Das Ensemble stand zum Großteil und auch musikalisch gab es schon einige Vorarbeiten. Das Ganze hatte in der damaligen Planung eine Art Musical-Charakter. Das möchte ich so auf keinen Fall. Aber ich habe mich mit dem musikalischen Leiter Stefan Wurz unterhalten und er hat sehr gute Ideen“, sagt Bautz. Statt einzelnen Songs schwebt dem Regisseur eher eine karge, asynchrone untermalende Begleitung vor. „Es gibt dramatische Motive des Krieges und andere Leitmotive, die immer wiederkehren, wo auch nur mit Sounds und musikalischen Akzenten gearbeitet werden könnet. „Wenn wir es gut durchdenken, werden Bild und Musik zu einer wunderbaren Einheit verschmelzen.“

Bis dahin haben auch Bärte und Haare biblische Ausmaße....