Olsberg/Medebach. Krankheit, Schwangerschaften und mehr lassen Kitas Gruppen schließen. Einrichtungen haben wegen des Personalmangels wenig Handlungsmöglichkeiten.
„Das letzte halbe Jahr war eine desolate Situation. Schwangerschaften, Krankheiten, Umzüge. Es war ein Notstand in der Kita“, sagt Brigitte Weimer von der Katholischen Kindertageseinrichtungen Hochsauerland-Waldeck gem. GmbH mit Blick auf die Kita St. Agatha in Oberschledorn. Nach zwischenzeitlichen kurzen Verschnaufpausen, bleibt die Problematik des Fachkräftemangels weiterhin bestehen. Die Handlungsmöglichkeiten sind begrenzt und erfordern nicht nur Verständnis von den Eltern, sondern auch Flexibilität.
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Über 60 Einrichtungen sind in der Hochsauerland-Waldeck GmbH integriert, laut Weimer sind in keiner die Probleme so dramatisch. Von Monat zu Monat müssen die Eltern weiterhin die Anzahl der gewünschten Betreuungsstunden neu übermitteln. Und jeder ist gehalten, die Stunden möglichst knapp zu kalkulieren. Ansonsten drohen Gruppenschließungen. Nur kurz konnte dieses Vorgehen pausiert werden. Gemeinsam mit dem Kitaträger, den Mitarbeitern in der Einrichtung und den Eltern wird überlegt, wie Lösungsmöglichkeiten aussehen können, um eine Gruppenschließung zu vermeiden. Das passiert entsprechend über gekürzte Stunden oder beispielsweise über zusammengelegte Gruppen am Nachmittag, damit weiterhin einer Aufsichtspflicht nachgekommen werden kann. Das seien laut Weimer gängige Maßnahmen in solch kurzfristigen Engpässen und das funktioniere gut. „Die Eltern haben Verständnis dafür. Wir schauen aber auch in benachbarten Kitas, ob dort Personal aushelfen kann.“
Kitas haben begrenzt Handlungsmöglichkeiten
Ist das nicht möglich, ist Meldung an denLWL zu machen und Vorschläge über das weitere Vorgehen zu unterbreiten. „Wir finden es nicht gut, wenn Gruppen geschlossen werden. Lieber ist es uns, wenn die Stunden reduziert sind oder die Gruppen zusammengelegt werden. Wir können auch die Öffnungszeiten reduzieren“, erklärt Weimer.
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Sie kann sich nicht erklären, warum es in fast allen Kitas Fachkräftemangel gibt. Der Beruf sei weiterhin attraktiv, die Bezahlung ebenso im Vergleich zu anderen Ausbildungsberufen. Dennoch merkt sie an, dass die Belastung im Alltag immens sei.
Neue Erzieherinnen ab August in Oberschledorn
Für die Mitarbeiter heißt es weiter durchhalten, denn Hilfe ist zwar in Sicht, aber erst ab dem 1. August. Der Träger übernimmt 39 Mitarbeitende aus dem Anerkennungsjahr. 59 weitere Mitarbeiter kommen ab dem nächsten Kitajahr im August dazu. Nicht nur die Betreuung der Kinder soll so gewährleistet sein, auch eine Begleitung der Auszubildenden. „Indem wir unsere Mitarbeiter selbst ausbilden, versuchen wir, der Fachkraftflaute entgegenzuarbeiten.“
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Das Jugendamt desHSK erklärte auf Nachfrage, dass es im Kreisgebiet „immer wieder mal zu vorübergehenden Schließungen von Kitas“ komme. Trotz des verbrieften Rechts auf Betreuung trete dieser Anspruch dann zurück, wenn nicht ausreichend Personal zur Verfügung stehe, so Kreissprecher Martin Reuther.
Gruppe schließt in Olsberger Kita
Mit personellen Ausfällen kennt sich auch Ina Prior aus. Sie ist Leiterin des Kath. Kindergarten St. Nikolaus in Olsberg. „Die vergangene Woche war Chaos. Jetzt ist es nur noch der normale Wahnsinn. Urlaub, Krankheit, Corona. Eine Gruppe ließ sich unter den Bedingungen nicht aufrecht erhalten“, sagt sie. Für einen Tag musste sie schließen, dann konnte aus einer anderen Kita jemand aushelfen. Von 12 Mitarbeitenden waren plötzlich nur noch fünf im Einsatz. Das ließ sich ohne weiteres nicht mehr kompensieren und so war für eine der drei Gruppen zwar zumindest noch eine Betreuerin vorhanden, aber das ist gesetzlich zu wenig.
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Abgesehen davon ist die Kita personell gut aufgestellt in diesem Jahr. Früher gab es Zusatzkräfte oben auf, um mit Ausfällen besser klarkommen zu können. Von dieser Variante ist man mittlerweile abgerückt. So hatten die Mitarbeiter keine feste Kita in der sie gearbeitet haben. Stattdessen wird derzeit mit aufgestockten Stunden der Erzieherinnen gearbeitet.
Eltern werden über eine App von Kita informiert
Über eine Kita-App besteht immer ein kurzer Draht zu den Eltern, die über Neuigkeiten schnell informiert werden können. Zwar findet Kommunikation auch auf der Website statt, aber auf das Handy wird laut Prior öfter geschaut. „Der Personalmangel ist überall. Es sieht in jeder Kita gleich aus, denn vor Krankheiten ist man nicht geschützt. Das funktioniert alles nur, wenn jeder Verständnis zeigt.“
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Im August kommenden Jahres soll in Brilon eine weitere Kita eröffnet werden. Zum 1. August sollen die Kinder im Sintfeldweg betreut werden. Inwiefern der Fachkräftemangel dort von Anfang an Steine in den Weg legen wird, bleibt abzuwarten.