Hochsauerland. Wie geht es denn nun mit den kostenlosen Corona-Bürgertests weiter? Kunden und Testzentren stehen vor einem Rätsel und sind ernsthaft besorgt.

Zwei Tage, bevor die kostenlosen Corona-Bürgertests eingestellt werden, gibt es immer noch keine Regelung, wie es weitergehen soll. Was kosten sie künftig, für wen kosten sie etwas, wer ist befreit? Wie soll das kontrolliert werden? Fragen über Fragen: „Man wird im Stich gelassen“, bringt es Michael Fender auf den Punkt. Er ist Geschäftsführer der Mobile Health Care Logistics – ein Unternehmen, das bundesweit 100 Testzentren betreibt – eines davon im Center Parcs in Medebach.

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Schwarzen Peter hin- und herschieben

Das Gesundheitsministerium in Düsseldorf kann nur vertrösten und schiebt den Schwarzen Peter in Richtung Bund: „Wir sind dabei, für NRW neue Richtlinien zu verfassen. Wir haben den Entwurf des Bundes auch erst vergangenen Freitag bekommen. Spätestens am Donnerstag müsste die Verordnung stehen“, sagt Carsten Duif aus der Pressestelle und verweist auf eine Aussage von Gesundheitsminister Laumann. Der kann durchaus nachvollziehen, dass die Bürgertestungen den Steuerzahler jeden Tag erhebliche Summen kosten. Seit Einführung der Testmöglichkeiten waren es allein im HSK über 2,8 Millionen Tests und rund 31 Millionen Euro. „Vor dem Hintergrund kann ich die Einführung einer Eigenbeteiligung für bestimmte Personengruppen schon nachvollziehen. Wir sollten mit den Bürgertestungen gezielter umgehen. Deswegen ist es grundsätzlich positiv zu bewerten, dass der Bund auch in Zukunft einen kostenlosen Zugang zu Bürgertestungen für besonders gefährdete Personen bestehen lässt“, so Laumann.

Noch kein Erlass

Auch beim HSK weiß man noch nicht, wie es nach dem 30. Juni mit den Bürgertests weitergehen soll. Laut Pressesprecher Jürgen Uhl hat der HSK 135 Teststellen die Genehmigungen erteilt. Er geht davon aus, dass der Betrieb weiterläuft. Allein in der 24. Kalenderwoche waren kreisweit 33.955 Tests durchgeführt worden.

Einsparmöglichkeiten sieht Ivonne Klaucke an anderer Stelle. Sie betreibt von Anbeginn an in Olsberg im „Lady’s Sport“ eine Corona-Teststelle. Und das tut sie aus tiefster Überzeugung, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen und um den Menschen vor Ort einen Service anzubieten, der trotz Pandemie überhaupt Freiräume ermöglicht. „Das Freitesten nach bereits fünf Tagen zum Beispiel ist unsinnig und verursacht nur zusätzliche Kosten. Bei 19 von 20 Personen funktioniert das nicht. Das hat weitere Tests und weitere Kosten zur Folge.“ Generell, so Ihre Einschätzung, hätte darauf geachtet werden müssen, dass ausschließlich medizinisch-geschultes Personal die Tests vornimmt. Bei den Bürgern, die zu ihr in die Hüttenstraße nach Olsberg kommen, hört sie momentan viel Verunsicherung. „Viele fragen, wie denn die Regelung ab dem 1. Juli ist. Und ich kann nur sagen: Bislang weiß es niemand. Ich denke, dass es irgendwie weitergehen muss und dass niemand aus Spaß zum Testen kommt. Alle haben einen berechtigten Anlass.“

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Da sie das Testzentrum fast alleine betreibt, steht sie nicht vor dem großen personellen Problem wie die Mobile Health Care Logistics: „Wir haben einem Großteil der Mitarbeiter vorsichtshalber kündigen müssen. Keine Tests, keine Mitarbeiter – das hieß für uns, die Reißleine zu ziehen. Sonst mache ich mich strafbar. Parallel dazu bauen wir wieder neue Strukturen für den Weiterbetrieb auf, weil es irgendwie weitergehen muss. Wir haben 450 Leute beschäftigt, die wir in Lohn und Brot halten möchten, weil sie gute Arbeit geleistet haben. Dass Minister Lauterbach Testzentren in den kriminellen Bereich rückt, ist einfach unmöglich.“ Man werde weitermachen, weil die Notwendigkeit gegeben sei: „Schauen Sie sich doch mal den Anstieg der positiven Tests in den vergangenen Wochen an!“, so Michael Fender. Sollten die Vorgaben des Bundes für eine Testung auch in der neuen NRW-Verordnung Niederschlag finden, wird das Testen vor Ort in jedem Fall aufwändiger.

Wer soll kontrollieren?

Ein Vorschlag aus Berlin: Konkret sollen kostenlose Bürgertests künftig nur noch konzentriert zum Schutz vulnerabler Gruppen angeboten werden, wie zum Beispiel für den Besuch von Pflegeeinrichtungen oder Krankenhäusern. Stellt sich nur die Frage: Wer kontrolliert das und wie? Und wie werden die drei Euro, die als Bürgerbeteiligung im Gespräch sind, einkassiert? Vermutlich nicht durch ein Sparschwein auf der Theke.