Hochsauerlandkreis. Fitnessstudios in NRW müssen eine Sonderregelung der Coronaschutzverordnung beachten: 2G-Plus. Betreiber haben gemischte Gefühle deswegen.
Mit der derzeit geltenden Corona-Schutzverordnung geht das Land Nordrhein-Westfalen einen Sonderweg, der vor allem die Fitnessbranche trifft. Denn in den Studios gilt seit dem 28. Dezember die 2G-Plus-Regelung. Die betrifft auch Personen, die bereits eine Booster-Impfung gegen Corona bekommen haben. Eigentlich hatten die Vertreter des Bund-Länder-Gipfels sich darauf geeinigt, dass geboosterte Personen von einer möglichen 2G-Plus-Regel ausgenommen sind. Die neue Verordnung sieht vor, dass alle Gäste zusätzlich zu ihren Impf- oder Genesenen-Nachweisen einen negativen Schnelltest benötigen, der nicht älter als 24 Stunden sein darf. Die Studiobetreiber haben damit nach den Lockdowns eine weitere Hürde vor sich, die das Geschäft erschweren. Wie gehen die ohnehin schon gebeutelten Betreiber damit um?
EMS-Inform Medebach
Bei EMS-Inform in Medebach ist die Situation entspannt. Die neuen Regelungen treffen Jörg Schaefer nicht hart, denn in seinem Studio in Medebach (er hat auch Filialen in Korbach und Frankenberg) gibt es einen Trainer im Haus, der sich gezielt mit einem Kunden trifft und trainiert. „2G funktionierte bei uns schon reibungslos. Wir hatten nicht einen ungeimpften Kunden. Und auch jetzt reagieren sie mit viel Verständnis auf die neuen Regeln. Es ist kein großer Aufwand“, sagt er.
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Das ist kein Zufall. Denn im Studio gibt es seit einigen Wochen auch eine Teststelle. Die Kunden müssen sich nicht im Vorfeld irgendwo einen Termin online buchen oder lange in Schlangen stehen, wenn sie es ohne irgendwo versuchen möchten. Vielmehr wird in den Fitness-Termin ein 15-minütiges Zeitfenster einkalkuliert, damit bequem vor Ort vorher der Test durchgeführt werden kann. Ist er negativ, kann das Training beginnen.
GYM B7 in Brilon
Anders sieht es in Brilon aus. Das GYM B7 hat keine Möglichkeit selbst zu testen. Im Check-In-Bereich müssen die Kunden beim Trainer ihre entsprechenden Nachweise vorzeigen. „Gut finden das manche nicht“, sagt Betreiberin Miriam Decker-Ebbers, „Aber meist wird nur nachgefragt, ob die Regelung auch für geboosterte Personen gilt.“ Ärger oder Unverständnis bringen die Besucher also nicht mit. Sie wissen, dass die Geschäftsführerin und ihre Angestellten für die veränderten Rahmenbedingungen nicht verantwortlich sind. Dank schneller Kommunikation des Teams konnten sie auch im Vorfeld schnell über die Änderungen benachrichtigt werden, damit niemand plötzlich im Fitnessstudio abgewiesen werden muss. Auch das funktionierte gut, obwohl der Sonderwege der neuen Verordnung schnell kam und durch die Feiertage nicht viel Zeit blieb, um die Kunden zu informieren.
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Decker-Ebbers ist der Meinung, dass alles getan werden muss, um die Pandemie aufzuhalten und ist bereit, ihren Teil im Fitnessstudio dazu beizutragen mit der Berücksichtigung von 2G-Plus. Sie ist froh, dass nicht erneut ein Lockdown auf die Branche zukommt. Zufrieden ist sie mit den neuen Regelungen aber dennoch nicht. „Es wäre schön, wenn alle Bundesländer die gleichen Regeln hätten und keine Verwirrung entstehen würde.“ Und ein weiterer Aspekt stört: „Die Mitarbeiter können sich dank einer Fortbildung selbst untereinander auf Corona testen, dürfen dies aber nicht mit Kunden machen. Das ist in anderen Bundesländern anders.“
Arbeit an der Gesundheit wird erschwert
Sie fürchtet durch die neue Hürde Umsatzeinbußen. Denn besonders der Januar ist für die Branche ein sehr wichtiger Monat. Durch die Neujahrsvorsätze gibt es zu dieser Zeit die meisten Neuanmeldungen. Im vergangenen Jahr fehlte dieser Ansturm durch den Lockdown bereits. Über das Jahr Kunden neu aufzubauen ist laut Decker-Ebbers schwieriger. Die Notwendigkeit eines Coronatests könnte für eine weitere Ausrede sorgen, warum der Weg ins Fitnessstudio aufgeschoben wird. „Für manche Kunden ist der Test kein Problem, weil Sport einfach zu einer Routine geworden ist. Aber für Neukunden ist das schwieriger. Etwas für die Gesundheit zu machen, wird mit der neuen Regelung erschwert.“
HSK Performance Center Brilon
Die Laune von Steve Brenke könnte besser sein. Er leitet das HSK Performance Center in Brilon, das im vergangenen Jahr erst eröffnete. Er hat nichts dagegen, dass Kunden einen Test vorweisen müssen, denn jeder kann sich mit Corona infizieren. Er fürchtet jetzt aber weitere Probleme. Schon als die 2G-Regel eingeführt wurde, ging er davon aus, dass 30 Prozent der Einnahmen wegfallen werden. Mit 2G-Plus rechnet er mit weiteren Umsatzeinbußen in seiner Branche. „Wir haben viel mitgemacht und es kommt aber immer mehr oben drauf. Normalerweise rennen Kunden im Januar den Studios die Bude ein, aber jetzt sieht das anders aus.“
Brenkes Meinung nach ist es für viele Besucher schwierig vor oder nach der Arbeit noch eine Testmöglichkeit zu finden, bevor es an die Geräte gehen kann. „Der Aufwand ist für manche dann doch groß. Und die guten Vorsätze für den Januar sind schnell verflogen.“