Winterberg. Hans-Josef „Uppu“ Groß ist der Ansprechpartner rund ums Fahrrad in Winterberg. Er spricht von seiner Leidenschaft und Veränderungen in der Natur.

Hans-Josef Gruß, den eigentlich jeder nur mit seinem Spitznamen „Uppu“ anspricht, schwelgt in Erinnerungen. Mit dem nahenden Winter wird er seiner Leidenschaft dem Radfahren bald erstmal nicht mehr nachgehen können. Dabei fährt er seit fast drei Jahrzehnten mit nichts lieber. Entsprechend haben sich kleine und große Details von all den Touren in sein Gedächtnis eingebrannt. Egal ob auf dem Rennrad oder dem Mountainbike. Gerne gerät er ins Schwärmen und erzählt lebendig von seinen vielen Erfahrungen und für einen Moment ist der Zuhörer selbst dort. Fahren ist für ihn leben. In Winterberg ist er so etwas wie der Meister der Stollenreifen, der geholfen hat, das Biken in der Region bekannt zu machen. Auch wenn seine Leidenschaft heute das Fahren auf zwei Rädern ist, war das nicht immer so. Bevor Trails und lange Touren sein Leben wurden, ging es für ihn vor allem hoch in die Lüfte.

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„Das Drachenfliegen war auch eine große Leidenschaft von mir, aber ich sah die Leute von oben Fahrrad fahren und überlegte, was schöner ist. Das Mountainbike gibt mir mehr, weil es direkt vor der Türe gefahren werden kann. Für das Drachenfliegen musste ich erstmal nach Willingen oder Elpe fahren“, sagt Gruß. Mit 15 Jahren fuhr er sein erstes Rennrad, womit er jeden Arbeitstag nach Hallenberg gefahren ist. Sportliche Ambitionen hatte er damals noch nicht. Trotzdem fangen hier schon die unvergesslichen Erinnerungen für „Uppu“ an. „Das Rad hat damals 230 Mark gekostet und ich weiß noch genau, wie das Prospekt riecht“, erklärt er und ein kleines Grinsen ist in seinem Gesicht zu erkennen.

Borkenkäfer und Kyrill sind neue Erfahrungen für Biker

Damit kam er gut die Berge im Sauerland hoch. Es war leicht, die Reifen dünn, aber das erste Mountainbike ließ nicht lange auf sich warten. 12 Gänge und dicke Reifen waren dort angesagt, der Weg führte mehr weg von der Straße und rein ins Gelände. Für ihn geht es dann in eine andere Welt. Seit 1984 ist es ein Ausgleich für ihn. Erst fuhr er alleine, noch heute hat das etwas meditatives für „Uppu“, dann in einer Gruppe des Skiclubs. Die Regeln dort sind strikt: Wer zu spät zum Treffen erscheint, wird die Radfahrer einholen müssen. Gewartet wird auf niemanden. Wöchentlich zwei bis drei Mal ging es zu Spitzenzeiten auf Tour. Teilweise mit 20 Leuten. Mittlerweile ist die Gruppe geschrumpft. „Wir haben Gegenden vom feinsten gesehen. Und auch alte Wege sind wieder spannend geworden durch die Veränderungen, die Kyrill und der Borkenkäfer in die Landschaft bringen. Du entdeckst immer etwas neues“, schwärmt der 70-Jährige. Deswegen wird auch nie auf Zeit gefahren.

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Beim Biken kann es natürlich zu Unfällen kommen. Für Groß nichts neues. Gebrochenes Schlüsselbein und gebrochene Rippen hat er sich schon zugezogen. Doch lange hielt er es nie abseits des Rads aus. Da geht es auch mal nach der Hälfte der Schonzeit wieder auf Tour.

Fahrradtouren werden zum Beruf in Winterberg

Mit der Zeit kam auch der Gedanke auf, dass diese Leidenschaft sein Beruf sein könnte. Die Metzgerei der Familie lief nicht mehr so rund. Die Zeiten waren in der Branche hart und so bot er selbst Touren für Gäste der Stadt an. Dort geht es allerdings nicht so rasant zu, wie im Privatleben. Eine reine Spazierfahrt soll es aber auch nicht sein. „Ich fahre mit jeder Gruppe andere Strecken und die Leute gehen dann an die Leistungsgrenze“, verrät Gruß. Wichtig dabei: Das Handy bleibt aus. Über die Route gibt es keinerlei Aufzeichnungen. Außer im eigenen Gedächtnis. Circa 5000 Fahrten schätzt der Winterberger hat er in seinem Leben bisher schon gemacht. Mit Blick auf die Route fallen ihm bei den meisten direkt Details ein. Sie sind für ihn wie ein Fingerabdruck der Gegend.

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Alles rund ums Rad

„Uppu“ bietet in Winterberg nicht nur Touren mit dem Fahrrad an, sondern hat seit vielen Jahren auch einen Bikeverleih für die zahlreichen Besucher der Stadt.Auch einen Bikeshop und einen Reparaturservice hat er aufgebaut.Abgerundet wird das Angebot mit dem eigenen Bistorant am Waltenberg, wo Fahrer beispielsweise vor oder nach Touren einkehren können.

Seinerzeit initiierte er auch den Bikepark in Winterberg mit. Die Idee stamme zum Großteil von ihm. „Wir haben das Gelände hier, also musste sich daraus doch was machen lassen. Und das lief ganz gut“, erinnert er sich. Das Interesse war geweckt und das Projekt konnte erfolgreich realisiert werden. Er ist stolz auf das Angebot in der Stadt und schwärmt davon, dass der Bikepark auch über die Landesgrenzen hinaus einen guten Ruf hat. „Wer einen Bikepark in Europa kennt, der kennt auch den in Winterberg. Das ist eine riesige Sache und da profitieren wir alle von“, sagt „Uppu“. 2010 half er auch bei der Initiierung des Trailparks mit. Dort gibt es ein über 15 Kilometer langes Streckennetz für Einsteiger und Fortgeschrittene.

Winter beendet die Radtouren

Doch jetzt kommt langsam das Ende der Abstecher mit dem Rad. Frost, Schnee und Co. nehmen den Fahrten den Spaß. Das Salz schädigt das Material. Außerdem möchte „Uppu“ nicht das Wild im Wald unnötigerweise stören. Solange nutzt er zusammen mit seinen Freunden vom Skiklub das Wetter für Wintertraining in der Halle aus. Wenn die Witterung es dann zulässt, geht es aber natürlich sofort wieder aufs Fahrrad. Ob alleine, mit Freunden oder in Form von den vielen Touren, die er den Kunden von „Uppu Biketours“ anbietet. Und wo sind dann die schönsten Routen? Das weiß „Uppu“ natürlich, aber: „Die verrate ich nicht. Die Touren sind mein Geheimnis, so wie die Rezepte eines Kochs.“