Winterberg. Katrin Föster eröffnet im Dezember in Winterberg eine Buchhandlung. Sie spricht über ihre Motivation und darüber, was Kunden erwarten können.
Es ist das Wohlfühlen vor dem eigentlichen Wohlfühlen. Das langsame spazieren durch die Gänge, in Ruhe auf die kleinen Tische schauen, die Regale inspizieren. Vielleicht das ein oder andere Werk doch anhand des Covers beurteilen oder aber auch mal ein Buch in die Hand nehmen. Der richtige Schmöker will sorgfältig ausgewählt sein, egal ob für einen selbst oder als Geschenk für andere. Daheim angekommen gibt sich der Leser auf dem Sofa, Schaukelstuhl, Sessel oder Bett dann ganz der Lektüre hin. Folgt den Worten, genießt den Duft des Papieres, spürt das Gewicht der Seiten in den Händen. Diese Erfahrungen möchte auch Katrin Föster in Winterberg möglich machen. Sie eröffnet dort eine Buchhandlung. Auf dem Gebiet hat sie Erfahrung, denn im Hochsauerlandkreis betreibt sie bereits drei Filialen von „WortReich“. Trotzdem ist nicht jede gleich.
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Föster jobbte schon als Studentin in einer Buchhandlung und im Anschluss daran war sie auch in New York in der Branche tätig. 2012 folgte dann der Schritt in die Selbstständigkeit, als sie sich mit „WortReich“ in Meschede niederließ. Eigentlich wollte sie ein Geschäft übernehmen, aber das klappte nicht. „Also dachte ich mir, ich fange klein an und baue mir etwas auf. Und das klappte ganz gut“, sagt sie. Als 2017 in Schmallenberg in einer Buchhandlung ein Nachfolger gesucht wurde, sagte sie zu und eröffnete dort 2018 ihre zweite Filiale. Ein Jahr später übernahm sie in Arnsberg ebenfalls ein Geschäft. Schon mehrfach wurde ihr auch Winterberg ans Herz gelegt. Zuletzt durch eine aus der Stadt stammende Mitarbeiterin im vergangenen Sommer.
Erfahrungen mit Kirmes in Winterberg gesammelt
Föster kennt die Gegend von früher, weil sie auf der Kirmes jobbte, aber sonst gab es keine Berührungspunkte. Es sei schwierig hier Ladenlokale zu finden, aber wenn sich die Möglichkeit eines Tages bieten würde, dann wäre es eine Überlegung wert. Und dann ging alles schnell. Ein Vermieter war gefunden und Anfang Oktober startete die 51-Jährige eine Standortanalyse und führte eine Umfrage durch. Im kommenden Monat soll am 2. Dezember schon die Eröffnung in der Pforte sein. „Das Weihnachtsgeschäft möchte ich gerne mitnehmen. Das ist für den Einzelhandel eine attraktive Zeit“, sagt sie.
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Buchempfehlungen von der Expertin
Wer langsam überlegt, welche Weihnachtsgeschenke für Freude sorgen könnten, bekommt von Katrin Föster ein paar Tipps:„Der große Sommer“ von Ewald Arenz lohnt sich ihrer Meinung nach ebenso wie „State of Terror“ von Hillary Clinton.Für spannende Stunden empfiehlt sie von Ken Follett „Never - Die letzte Entscheidung.Wer ein Freund von Sachbüchern ist, könnte mit dem Werk von Barack Obama und Bruce Springsteen „Renegades - Born in the USA“ Spaß haben.Für Kinder empfiehlt Katrin Föster „Jacks wundersame Reise mit dem Weihnachtsschwein“ von J.K. Rowling, die mit der Harry Potter Reihe bereits großen Erfolg hatte.
Jeder Standort ist aber ihrer Auskunft nach komplett anders. Die Bewohner im HSK lassen sich von einem Buch-Standpunkt aus gesehen nicht über einen Kamm scheren. Daher wird sie im ersten Jahr in Winterberg zunächst genau schauen, was von den Kunden gewünscht wird. Denn hier warten eben nicht nur die Einheimischen, sondern auch die vielen Touristen aus dem In- und Ausland auf eine Shopping-Gelegenheit. Aus diesem Grund wird sie in der neuen Filiale in Winterberg auch vermehrt auf englischsprachige Bücher setzen. Das ist in ihrem Geschäft in Meschede beispielsweise nicht so. In Arnsberg würden Kunden vermehrt hochwertige literarische Werke lesen und kaufen. In Schmallenberg ist Belletristik stark gefragt. Und auch dort gibt es viele Urlauber, die noch schnell eine Lektüre für ein bisschen Unterhaltung benötigen. „Für Urlauber ist es wichtig, dass die Ware da ist und sofort mitgenommen werden kann“, erklärt Föster, denn das Zeitfenster für den Besuch in der Stadt ist klein. Wenn spontan der Regen einsetzt und der Wanderurlaub der Couch im Hotelzimmer weicht, sind die zwei eingepackten Bücher vielleicht schnell gelesen und Nachschub muss her.
„In Schmallenberg schauen die Leute auch einfach mal, weil das Ambiente und der personelle Bezug stimmen. Das ist hier alles nicht so anonym wie in der Großstadt. Hier gibt es noch Empfehlungen und das weiß der Kunde zu schätzen. Das ist ein ganz anderes Einkaufen“, beschreibt die Geschäftsführerin den Vorteil von kleineren Buchhandlungen im Sauerland. In Meschede und Arnsberg bemerkt sie, dass viel Stammkundschaft vorbeischaut und dann sehr zielorientiert einkauft. Der große Unterschied also zu den Touristen.
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In Winterberg steht eine Ladenfläche von circa 70 Quadratmetern zur Verfügung, wo zu Beginn eine Mitarbeiterin angestellt ist. Föster möchte schauen, wie sich die Geschäfte entwickeln. Auch mit Blick auf die Öffnungszeiten.
Bücher sterben nicht aus
Trotz der Entwicklungen in ihrer Branche, schaut sie aber nicht schwarzmalerisch in die Zukunft. Weder das E-Book noch große Konzerne wie Amazon bereiten ihr Sorgen. „Das Buch ist nicht so tot, wie manche es sehen. Der Buchdruck wurde vor über 500 Jahren erfunden und es gibt sie immer noch. Lesen ist eine der wichtigsten Kompetenzen, die der Mensch hat. Hörbücher sollten auch mal eine Ablösung sein und es ist nicht passiert“, sagt Föster. Gerade in den vergangenen Monaten mit den vielen Einschränkungen der Freizeitmöglichkeiten war Lesen eine Alternative. „Viele Kunden bevorzugen es auch ein Buch in der Hand zu halten. der Duft ruft dann Erinnerungen hervor, die viele Leute vermisst haben. Es gibt immer neue Buchformen und es erfindet sich neu. Sie existieren nebeneinander und bieten so für jeden etwas an.“