Hochsauerlandkreis. Wer seine Angehörigen pflegt, hat mit starken körperlichen und seelischen Belastungen zu tun. Für sie wird im HSK die Möglichkeit einer Auszeit.
Die Belastung für Körper und Geist ist nicht ohne, wenn Personen ihre Angehörigen pflegen müssen. Die Zahl der Pflegebedürftigen steigt gemäß Prognose des Bundesministeriums für Gesundheit von aktuell etwa 4,1 Millionen Menschen – davon fast eine Million in NRW – bis zum Jahr 2030 auf 4,6 Millionen Personen weiter an. Rund drei Viertel aller Pflegebedürftigen werden zu Hause gepflegt. Angesichts der Personalnot in der Pflege und der demografischen Entwicklung in Deutschland wird die Bedeutung der häuslichen Versorgung weiterwachsen. Eine Pause ist für die Pflegenden ein Luxus, denn wer soll sich in der Zwischenzeit kümmern? Genau dort setzt nun ein Projekt an, das auch im Hochsauerlandkreis Stück für Stück umgesetzt wird.
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Mit „Auszeit in Südwestfalen“ sollen Pflegepersonen Möglichkeiten für Auszeiten mit Erholung und medizinischer Rehabilitation angeboten werden. In dieser Zeit soll auch die Versorgung der Pflegebedürftigen sichergestellt sein. Die Städte Bad Berleburg, Bad Laasphe, Bad Sassendorf, Brilon, Erwitte, Lippstadt, Olsberg, Schmallenberg und Winterberg arbeiten daran, in den jeweiligen Städte entsprechende Angebote zu entwickeln.
Standorte in Brilon und Olsberg gesucht
Für die Standorte Brilon und Olsberg ist Tobias Eisenhut zuständig. „Das Projekt ist erst vor kurzem gestartet. Vor zwei Wochen gab es ein Projekttreffen und auch in dieser Woche gibt es einen Termin. Wir sind intensiv dabei, zeitnah und schnell in beiden Städten Angebote vorhalten zu können. Es sollen dafür keine Jahre ins Land gehen“, sagt er.
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Das Vorhaben ist zunächst auf drei Jahre angelegt und wird aus Mitteln des Landesförderplans „Alter und Pflege“ des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen (MAGS) gefördert. Der Heilbäderverband NRW hat den Weg dafür bereitet und ist als Partner mit an Bord. Im Fokus stehen Kurorte und Heilbäder. Das Projekt hat sich bereits erfolgreich in den Qualifizierungsprozess der Regionale Südwestfalen 2025 begeben und versucht auch auf diesem Weg noch zusätzliche Fördermittel zu erhalten.
Krankenkassen zahlen
Die Kur umfasst eine Aufenthaltsdauer von drei Wochen. Diese stationäre Versorgungsmaßnahme wird bei entsprechender Notwendigkeit auch von der Krankenkasse bezahlt.Eine Verlängerung ist ebenfalls möglich.Die Pflegekasse übernimmt in der Regel die Kur-Kosten für die zu pflegenden Personen.
In Winterberg haben sich bereits zwei Anlaufstellen gefunden, die Auszeiten anbieten. Dazu zählen die Mutter-Kind-Klinik St. Ursula und auch das Landhaus Fernblick. Das Besondere: Auch die Pflegebedürftigen werden in das Angebot mit einbezogen. So müssen sich die Kur-Teilnehmer keine Sorgen um die Versorgung während ihrer Abwesenheit machen. Im Landhaus ist die Thematik nicht neu. Das weiß auch die Klinikleitung Isabell Hiob: „Ich begrüße, dass durch das Auszeitprojekt in Südwestfalen neue Angebote für pflegende Angehörige geschaffen werden. Im Landhaus Fernblick wird täglich deutlich, dass wir den Bedarf nicht alleine decken können.“ Das vollständig barrierefreie Landhaus Fernblick, bestehend aus mehreren miteinander verbundenen Gebäuden, verfügt über insgesamt 50 Betten und ist schon lange für Kuren von Menschen mit zu pflegenden Angehörigen ausgelegt.
Pflegende denken zuletzt an sich
„Die Pflegenden denken immer zuletzt an sich, sind aber vor allem in der Pandemie weit über die eigenen Grenzen hinaus gegangen“, sagt Hiob. Die Nachfrage nach Kuren sei daher enorm. Gerade deswegen hofft sie, dass das Projekt hilft, um ein größeres Angebot zu schaffen, das auch entsprechend kommuniziert wird, damit die Pflegenden wissen, wo die Vorteile liegen und dass die Angehörigen ebenfalls versorgt sind. Für letztere wartet im Landhaus von morgens bis abends eine Betreuung. Dazwischen müssen die Pflegenden wieder ihren Aufgaben nachgehen.
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In den Auszeiten gibt es ein breites Angebot, das von unterschiedlichster Physiotherapie bis zur Ernährungsberatung, psychologischen Gesprächen und Gesprächskreise mit Angehörigen reicht. „Es ist Zeit, dass die Pflegenden etwas für sich tun und auch einfach einen Kaffee trinken oder rausgehen können“, so Hiob.