Olsberg. Die Schützen Olsberg ändern ihre Fahne. Die alte schwarz-weiß-rote Flagge war mit der Reichsflagge identisch. Das hatte für Debatten gesorgt.

Die Schützenbruderschaft St. Michael Olsberg bekommt neue Vereinsfahnen. Diesen wichtigen Beschluss fassten die Mitglieder am vergangenen Samstag auf ihrer Generalversammlung im kleinen Saal der Konzerthalle. Grund waren die Farben schwarz, weiß und rot – die Farben der Reichsflagge. Außerdem bestätigte die Versammlung Tobias Klauke einstimmig im Amt des Oberst und 1. Vorsitzenden. Das letzte Mal hatten sich die Schützen am 29. Februar 2020 getroffen, nur wenige Tage bevor der erste Corona-Lockdown das gesamte Vereinsleben fast zum Erliegen brachte.

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Danach sei nicht mehr viel passiert, so Oberst Tobias Klauke in der Begrüßung der 105 Schützenbrüder. Lediglich die Michaelsmesse im Hasley und das Waldkonzert gemeinsam mit dem Musikverein „Eintracht“, habe stattfinden können. Am eigentlichen Schützenfestwochenende seien nur Feten in kleinem Rahmen möglich gewesen. Tobias Klauke: „Wir haben das Beste daraus gemacht und es kam in den Gärten fast echte Schützenfeststimmung auf“.

Bei der Generalversammlung galten die 3G-Regeln und wer weder geimpft oder getestet war, konnte sich vorab kostenlos im Foyer der Halle testen lassen. Anschließend konnte man erstmals den kleinen Saal mit dem neuen Aufzug erreichen, der bereits im letzten Jahr installiert wurde. Zudem verfügt die obere Etage jetzt über eigene Toiletten, die sich die Bruderschaft, außer der geleisteten Eigenleistung, knapp 35.000 Euro kosten ließ.

Die Schützen Olsberg ändern ihre Fahne. Die Aussprache über den Tagesordnungspunkt war kurz.
Die Schützen Olsberg ändern ihre Fahne. Die Aussprache über den Tagesordnungspunkt war kurz. © Joachim Aue | Joachim Aue

Änderung der Vereinsfahnen

Wenn Olsberg im kommenden Jahr hoffentlich wieder sein Schützenfest feiert, werden neue rot/weiße Schützenfahnen mit dem Vereinslogo zumindest in der Innenstadt wehen. Damit hat die bisherige schwarz/weiß/rote Fahne aus gedient. Aber warum? Das Ministerium des Inneren des Landes NRW verbot mit Wirkung vom 3. August 2021 das Zeigen von Reichs- und Reichskriegsflaggen. Und unter dieses Gesetz fällt auch die Fahne der Schützenbruderschaft St. Michael Olsberger in den Farben des Norddeutschen Bundes aus dem Gründungsjahr 1870. Diese Nachricht erhielt die Bruderschaft machte am eigentlichen Schützenfestsonntag die Runde und als tags darauf beim Oberst und auch unserer Zeitung die Mail eines Autors des WDR eintraf, der auf geplanten Erlass aufmerksam machte, war zunächst guter Rat teuer. Als sich dann die Gemüter der Schützen einigermaßen beruhigt hatten, hieß es sich vor allem beim geschäftsführenden Vorstand der Bruderschaft Gedanken zu machen, wie weiter verfahren werden sollte, so Tobias Klauke.

Wie die Reichsflagge bzw Reichskriegsflagge: So sah die Flagge der Schützen bisher aus.
Wie die Reichsflagge bzw Reichskriegsflagge: So sah die Flagge der Schützen bisher aus. © Joachim Aue

Nach einem Blick in die Geschichte räumte der Oberst ein, man habe sicherlich aufgrund der langen Tradition Ausnahmegenehmigung für die Fahnen bekommen können. Aber sollte das bringen? Schließlich sei diese Fahne in der letzten Zeit vermehrt durch Querdenker, Reichsbürger und Rechtsradikalen in den Focus gerückt und denen wolle man auf dem Olsberger Schützenfest “sicherlich keine Plattform bieten. Oberst Klauke: „Wir als Schützenbruderschaft distanzieren uns von solchen Ideologien“. Er verwies noch einmal ausdrücklich darauf, dass es um die Fahnen nicht um die Vereinsfarben, bzw. um Uniformstücke wie unsere Schärpe oder gar unsere Schützenkappe gehe. Auch könne man keinem Schützenbruder vorschreiben, welche Fahne er an seinem Haus am Mast hochziehe, betonte aber, dass in Zukunft nur noch neue Fahnen über den Verein bestellt werden könnten.

Nach der Vorstellung der neuen rot/weiße Fahnen mit zwei verschiedenen Logos und bat der Oberst die Schützen sich für eine der beiden Varianten (Foto) zu entscheiden. Wider Erwarten war der Diskussionsbedarf anschließend relativ gering und in den wenigen Wortbeiträgen wurde deutlich, dass sich die Schützen an den Argumenten des Vorstands zur Fahnenänderung nichts auszusetzen hatten.

o sieht die Flagge jetzt aus.
o sieht die Flagge jetzt aus. © Joachim Aue

Kassenbericht

Auch wenn die rund 1.100 Mitglieder starke Bruderschaft im Jahr 2020 coronabedingt auf einen Großteil der Einnahmen verzichten musste, steht sie nach vor auf gesunden Füßen. Das teilte Rendant Andre Regeler, der bereits im dritten Jahr als Schützenkönig amtiert, den Mitgliedern mit. Neuwahlen:Nicht nur der 1. Vorsitzenden Tobias Klauke wurde wiedergewählt, sondern Schriftführer Frank Engelhardt erhielt das einstimmige Votum der Versammlung. Außerdem ging an diesem Abend die Ära von Claus Hündchen zu Ende, der sich nach 42 Jahren im Vorstand, davon mehr als zwei Jahrzehnte als Hasleywart, sich nicht mehr zur Wahl stellte. Unter dem stehenden Applaus der Schützen wurde er zum Ehrenoffizier ernannt. Da das Interesse an der Vorstandsarbeit sehr groß sei, habe man sich entschlossen, die Zahl der Zugführer der Junggesellenkompanie auf acht zu erhöhen, da junge Leute die Zukunft der Bruderschaft seien, so Wahlleiter Major Oliver Henke.

Schützenfest 2022

Das Olsberger Schützenfest im kommenden Jahr findet nicht traditionell drei Wochen nach Pfingsten, sondern aus organisatorischen Gründen eine Woche später vom 2. bis 4. Juli statt. Nach der Ehrung der Jubilare für langjährige Mitgliedschaft (wir berichten noch), war beim gemütlichen Beisammensein natürlich auch noch die Änderung der Fahnen. aj