Olsberg/Bigge. Nachdem die Elisabeth-Klinik ihre Erweiterung in Bigge auf Eis legt, fühlen sich Fraktionen in Olsberg getäuscht. Stadt reagiert auf WP-Anfrage:

In Bigge herrscht Schockzustand. Nach langen teils harten Diskussionen über den Abriss der Bildungswerkstatt und die Erweiterung der Elisabeth-Klinik in Bigge gibt die Klinikleitung nun ein überraschendes Update: Die geplante Erweiterung wird bis auf weiteres nicht stattfinden. Die Stadt Olsberg hatte trotz langer Proteste der Bürgerbewegung „Bigge Aktiv“ entschieden, eine knapp 550 Quadratmeter große Teilfläche des Grundstücks, auf dem sich die Bigger Martinus-Grundschule befindet, an die benachbarte Elisabeth-Klinik zu verkaufen. Als Grund waren zum einen die attraktive medizinische Versorgung aber auch die Klinik als großer Arbeitgeber ins Feld geführt worden. Die Fraktionen im Olsberger Rat reagieren wütend und enttäuscht. Die Stadt Olsberg zieht sich indes zurück.

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Elisabeth-Klinik in Bigge: Geschäftsführer verweist auf Kostenexplosion

Schon in den Sommerferien wurde die Bildungswerkstatt in der Schulstraße abgerissen, damit der Anbau der Elisabeth-Klinik beginnen kann. Hier sollten OP-Säle entstehen. Der Bau ist aber bis auf weiteres abgesagt. Das bestätigt Frank Leber, Geschäftsführer der Elisabeth-Klinik gGmbH auf Anfrage der WP Brilon. Als Grund gibt er in einem sehr knapp gehaltenen Statement am Telefon die „Kostenexplosion in der Baubranche“ an. Die aktuelle Kostenschätzung liege 44 Prozent über der Grobkostenschätzung vom Januar 2021. Die Kosten würden die Wirtschaftlichkeit des Vorhabens in Frage stellen.

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Ein weiterer Grund seien auch die in NRW beginnenden Verhandlungen zum Krankenhausplan. Das Ergebnis der Verhandlungen, die auch eine Zentralisierung von Leistungen vorsähen, wolle man abwarten: Und weiter: „Danach wird man noch einmal zielgenauer abschätzen können, in welcher Art und Weise Bedarf für den OP-Anbau weiterhin besteht.“

Stadt Olsberg äußert sich erst auf WP-Anfrage zur Lage in Bigge

Die Bürger in Bigge scheinen wie vor den Kopf gestoßen, erste Rückmeldungen zeigen, dass die Stimmung sehr verärgert scheint. Die Stadt Olsberg äußert sich auf WP-Anfrage verhalten. „Das Schreiben der Elisabeth-Klinik an die Mitarbeiterschaft, in dem über das Aussetzen des Bau-Projektes informiert wird, liegt auch der Stadtverwaltung Olsberg vor“, sagt Jörg Fröhling, Pressesprecher der Stadt Olsberg. Erst einmal handele es sich um eine unternehmerische Entscheidung der Elisabeth-Klinik, das Projekt zum jetzigen Zeitpunkt anzuhalten. Es bleibe abzuwarten, wie sich die Elisabeth-Klinik langfristig mit Blick auf ihre mögliche Erweiterung aufstellt. Kurzfristig sehe die Stadt Olsberg keine Auswirkungen auf die Stadt durch das Aussetzen des Erweiterungsprojektes durch die Elisabeth-Klinik. „Die Stadtverwaltung Olsberg ist nach wie vor im Kontakt mit der Geschäftsführung der Elisabeth-Klinik und steht auch nach wie vor hinter der Umsetzung der Planungen, die Basis für den Verkauf einer Teilfläche des Schulgeländes an die Elisabeth-Klinik bildeten.“

Grünen-Fraktionsvorsitzender enttäuscht über Intransparenz der Stadt und der Klinik

Informiert hatte die Stadt die breite Öffentlichkeit bisher nicht in Eigeninitiative. „Es handelt sich hier um ein privates Bauvorhaben. Zum einen können Informationen dazu schutzwürdigen Interessen Dritter unterliegen, zum anderen ist es nicht Sache der Stadt Olsberg, private Bauvorhaben zu kommentieren“, so Jörg Fröhling. „Auf dieses Argument zieht sich die Stadt zurück“, sagt Karl-Heinz Weigand, Fraktionsvorsitzender der Grünen in Olsberg. Er äußert sich enttäuscht über den stockenden Informationsfluss. „Wir haben aus der Bevölkerung von dem Baustopp erfahren, weder seitens der Klinik noch seitens der Stadt erfolgte eine Information.“ Dies sei häufig in dem Prozess rund um den Verkauf und Abriss der Fall gewesen und man sei wirklich enttäuscht. „Was ist das für ein Umgang, was für eine Art zwischen politischen Vertretern, der Verwaltung und der Klinik?“ Die Fraktion von Karl-Heinz Weigand hatte schon in früheren Ratssitzungen die Intransparenz der Stadt kritisiert. Ein Antrag der Grünen, einen Abriss an eine Baugenehmigung zu knüpfen, war zuvor abgelehnt worden. „Man hätte dem entgehen können“, so Weigand.

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„Wir fühlen uns alle über den Tisch gezogen“, sagt der SPD-Fraktionsvorsitz

Rudolf Prszygoda, SPD-Fraktionsvorsitz, gibt an, er wäre schon vor Tagen vom Bürgermeister Wolfgang Fischer informiert worden – fraktionsübergreifend sei dies geschehen. „Die Nachricht, dass die Elisabeth-Klinik den Erweiterungsbau stoppt, ist enttäuschend und sorgt nicht gerade für Vertrauen. Wir sind alle durch die Bank und fraktionsübergreifend enttäuscht. Wir fühlen uns in der Tat über den Tisch gezogen.“ Man müsse nun weitersehen, wie die Elisabeth-Klinik sich als weiterer Ansprechpartner aufstellen würde. Man sei der Klinik in gutem Glauben entgegen gekommen, das Grundstück habe man nicht leichtsinnig weggegeben. Tatsächlich bringt der Rückzieher der Klinik die Stadt Olsberg in Bedrängnis. In der Bildungswerkstatt, waren Räume des Offenen Ganztages untergebracht. Prszygoda: „Das bringt unseren Zeitplan durcheinander und wir müssen uns nun eine andere Lösung einfallen lassen.“ Frank Leber habe viel Vertrauen verspielt.

FDP-Fraktion in Olsberg verliert Vertrauen in Elisabeth-Klinik in Bigge

Dass die Bigger Klinik sich dazu entschieden hat, den Anbau vorerst zu stoppen, hält die FDP-Fraktion für sehr fragwürdig. „Gerade die Begründung hinsichtlich des neuen Krankenhausplans ist schleierhaft, da dieser zuvor noch ein treibender Faktor in dieser Angelegenheit hinsichtlich der Standortsicherung war“, sagt Dominik Stahl, Fraktionsvorsitzender der FDP Olsberg. Die Vertreter der Verwaltung, als auch die Mitglieder des Rats wurden hier von den Verantwortlichen der Klinik unnötig unter Druck gesetzt, sodass alternative Ideen bzw. Konzepte für die Zukunft der Bigger Grundschule weniger betrachtet werden konnten. Allgemein strahlt diese Entscheidung eine gewisse Ungewissheit bezüglich der Zukunft der Bigger Klinik, vor allem in Bezug auf etwaige Bauvorhaben aus. Ein langfristiges angelegtes Ausbau-Konzept könnte hier Abhilfe schaffen. „Bevor wir als FDP-Fraktion weitere Vorhaben der Elisabeth-Klinik unterstützen können, fordern wir klare Aussagen, wann der Anbau vorgenommen wird, da dieser Teil des Raumkonzepts der Grundschule ist.“, führt Dominik Stahl weiter aus.