Olsberg/Bigge. Die Betreuungssituation in Bigge sorgt nicht nur im Rat für Diskussionen, sondern auch auf Facebook. Es gibt jedoch Zuversicht auf eine Lösung.
„Ich habe das Gefühl, dass sich für uns alles zum Guten wendet.“ Das sagt Heike Baumann-Schmidt, Lehrerin an der Martinusschule Bigge. Ulrich Herbst, ehemaliger Konrektor der Martinusschule, sagt: „Ich hoffe, dass die Klinik anders reagiert und dann auch agiert.“ „Unsere Kinder brauchen in der Martinusschule ihren Platz.“, bestätigt Bianca Scheer aus Bigge.
Und Dr. Matthias Maluck, Sprecher von Bigge Aktiv, bekräftigt: „Ich hoffe, dass der Rat eine vernünftige Lösung findet, mit der alle Seiten leben. Anschließend sollte professionell ein nachhaltiges Konzept erstellt werden.“ Das sind Stimmen, die vor der Ratssitzung in Olsberg zur Betreuungssituation in Bigge zu hören sind.
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Betreuungsangebot mit Wachstumspotenzial
Und Bürgermeister Wolfgang Fischer scheint auch zuzuhören: „Es wird heute keinen Beschluss zum Verkauf der Bildungswerkstatt geben“, kündigt Fischer zu Beginn der Sitzung an.
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„Luxusproblem“, nennt es nicht nur der Bürgermeister. Es gebe in Bigge ein Betreuungsangebot mit Wachstumspotenzial – und ebenso einen wichtigen Gesundheitsdienstleister und Arbeitgeber, der ebenfalls dringenden Erweiterungsbedarf hat. Die Stadt Olsberg wird nun einen neuen Anlauf starten, um die Platz-Bedürfnisse beider Akteure zu lösen: Einstimmig hat der Stadtrat die Verwaltung beauftragt, Gespräche mit der Elisabeth-Klinik aufzunehmen, um Lösungsvorschläge zu erarbeiten.
Lösung in Bruchhausen
Für den Raumbedarf der OGS in Bruchhausen deutet sich eine Lösung schon an: Voraussichtlich bis April, so informierte Bürgermeister Wolfgang Fischer, könne man – unter Einhaltung der Vorgaben von Brandschutz sowie Denkmalschutz – die leerstehende Wohnung im Altbau der Schule so umbauen, dass sie von der OGS genutzt werden könne.
Die OGS-Leitung habe klar gemacht, dass man bis zu diesem Zeitpunkt eine Betreuung in den aktuellen Räumen für möglich halte. Sollte kurzfristig weiterer Platzbedarf entstehen, hat schon die Katholische Kirchengemeinde signalisiert, Räume im Pfarrheim bereitzustellen.
Theo Steinrücken, scharfer Kritiker der Container-Lösung, zeigt sich überrascht, dass in so kurzer Zeit eine Lösung gefunden worden sei. „Das hätte ich nicht gedacht und will dem Bürgermeister und der Verwaltung ein Lob aussprechen.“
Verärgert über Facebook-Posts
„Die Art und Weise, wie das Verfahren abgelaufen ist, ist nicht nur gut gewesen – das gebe ich unumwunden zu“, sagt Wolfgang Fischer noch bevor es erste Statements aus dem Rat gibt. „Auch wir können und müssen jeden Tag an unserer Kommunikation arbeiten. Aber der Vorschlag, gemeinsam ein pädagogisches Konzept zu erarbeiten, ist der richtige Weg.“ Fischer drückt aber gleichzeitig seine Verärgerung aus: „Was ich bei Social Media gelesen habe, verwirrt mich. Der Bildungsstandort – und das sage ich nun zum dritten Mal – ist in Bigge nicht gefährdet. Nicht heute, nicht morgen, nicht übermorgen.“
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Der Hintergrund: Die Elisabeth-Klinik in Bigge möchte den OP-Trakt erweitern. Dazu, so die ursprüngliche Idee, sollte eine Teilfläche der Grundschule verkauft werden, auf der derzeit ein Gebäude steht, das die Musikschule, die Heimatbücherei aber auch Betreuungsräume des Heimatbundes enthält. Zwar sei für die Musikschule und die Bücherei gesorgt, allerdings würden bei einem Abriss des Gebäudes, wie es geplant ist, 61 Quadratmeter für das Betreuungsangebot von 8 bis 13 Uhr wegfallen. Sie sollen in den ursprünglichen Sonderförderraum in eines der Haupthäuser der Grundschule wandern.
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Die Stimmen der Fraktionen
Es folgen zahlreiche Statement zum bereits als beschlossen geltenden Konzept. Jeder im Rat scheint noch Redebedarf zu haben, seine Meinung sagen zu wollen.
„Konzepte brauchen Zeit – vorher sollten keine Fakten geschaffen werden“, sagt Knut Finkel (CDU).
„Wir sollten nicht zu einem Verkauf kommen, so lange wir noch über Lösungen nachdenken“, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende Rudolf Przygoda.
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„Eine Mitarbeiterin der OGS Bigge hat mir gesagt, die Situation sei dramatisch, es fehlt Raum. Mich wundert, dass die Verwaltung so tut, als sei diese Problematik vom Himmel gefallen, nachdem schon vor Jahren entschieden wurde, dass Kinder einen gesetzlichen Anspruch auf die Betreuung haben. Ich denke, wir sollten uns überlegen, eine komplett neue Schule zu bauen“, sagt Karl-Heinz Weigand (Bündnis 90 / Die Grünen).
„Wir unterstützen die Argumente der Initiative Bigge Aktiv und sind froh, dass der Stadtrat eine Entscheidung über den Verkauf der Bildungswerkstatt verschoben und die Verwaltung mit der Ausarbeitung eines langfristigen Konzepts beauftragt hat“, sagt FDP-Vorsitzender Dominik Stahl.
Klinik ist wichtiger Arbeitgeber für Region
Elisabeth Nieder ringt derweil selbst mit einem Konflikt. So ist sie in der Verwaltung gleichzeitig in der Wirtschaftsförderung, aber auch für die Schule tätig und sieht die Argumente beider Seiten. Sie weist schlussendlich noch einmal darauf hin, dass die Elisabeth-Klinik ein wichtiger Arbeitgeber für die Region sei, die durch Patienten und Angehörige auch Kaufkraft nach Olsberg bringen würde. „Was Investitionen für die Schule angeht, entscheiden wir. Was aber die Klinik angeht, darauf haben wir keinen Einfluss. Wir können froh sein, dass die Gesellschaft an unserem Standort investieren will.“
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Im nichtöffentlichen Teil wurde dazu vom Rat beschlossen, das Gespräch mit der Josefsgesellschaft zu suchen, um gemeinsam Lösungen zu erarbeiten.