Altkreis Brilon. Gewaltige Niederschläge hinterließen im Hochsauerlandkreis starke Schäden und sorgten für Chaos. So fällt die erste Bilanz am Tag danach aus:

Am Donnerstag gab sich der Himmel, als sei nichts gewesen. Dabei hatte Tief „Bernd“ ab Mittwoch mit seinen gewaltigen Niederschlägen auch im Hochsauerland für höchste Anspannung bei den Rettungskräften und lokal mit Überschwemmungen und Geröllabgängen auch für erhebliche Schäden gesorgt. Bis gestern Nachmittag fielen kreisweit insgesamt 736 Einsätze an.

Das Wichtigste vorweg: Es gab weder Tote noch Verletzte. Im Altkreis Brilon mussten auch keine Menschen ihre Wohnung verlassen oder evakuiert werden.

„Am Mittwochabend um 20.40 Uhr wurde für den Hochsauerlandkreis eine „Großeinsatzlage“ ausgerufen“, teilt die Pressestelle des Hochsauerlandkreises mit. Bereits am Mittwochnachmittag hatte die Kreisverwaltung einen Krisenstab einberufen. Der setzt sich aus Fachleuten verschiedener Ressorts - Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst, Katastrophenschutz und Verwaltung - zusammen und besteht aus rund 25 Personen. Es geht dabei um aktuelle Risikobewertung und darum, Infrastrukturen sicherzustellen. Am Donnerstagmittag, so HSK-Sprecher Jürgen Uhl, sei das Gremium wieder aufgelöst worden. Inzwischen sind die gesperrten Kreisstraßen auch wieder passierbar.

Einsatzkräfte aus Winterberg helfen in Schmallenberg

Allein 60 Einsatzkräfte aus Winterberg halfen in der Nacht auf Donnerstag mit, die gewaltigen Mengen Wasser im Schmallenberger Stadtgebiet unter Kontrolle zu bekommen. „Die letzten unserer Kollegen wurden am Donnerstagmorgen um halb acht abgelöst“, sagt Pressesprecher Jens Vogelsang. Vor allem beim Abpumpen des in den Straßen, Häusern und Kellern gesammelten Wassers griffen die Winterberger ein. „Da ging es teilweise auch darum, Gebäude vor dem Wasser zu schützen“, beschreibt Vogelsang.

Auch in dem besonders schwer getroffenen Hagen waren fünf Blauröcke aus dem Hochsauerlandkreis im Einsatz. Der Einsatz dort dauerte am Mittwoch bis kurz vor Mitternacht, dann konnten sich die Helfer auf den Rückweg machen. Gleichzeitig befanden sich insgesamt 13 Feuerwehrleute in Alarmbereitschaft für das eigene Stadtgebiet. „Dort mussten wir aber keinen Einsatz fahren“, so Vogelsang.

Keine Einsätze der Feuerwehr in Hallenberg

Auf Hallenberger Stadtgebietkam es ebenfalls nicht zu Einsätzen. Dafür rückten 22 Feuerwehrkräfte der Hallenberger Wehr nach Esloheaus, um dort zu unterstützen. „In einigen Geschäften stand das Wasser dort bis zu 1.20 Meter hoch“, berichtet Stadtbrandmeister Michael Gamm. Der Einsatz endete gegen 3.30 Uhr, ehe die Esloher Kameraden die Aufräumarbeiten am Donnerstagmorgen begannen.

Die Feuerwehr in Brilonmusste wegen des Unwetters nicht ausrücken. Ein Team half allerdings in Meschede mit. Ein gewisser Grundschutz musste allerdings auch für Brilon vorhanden bleiben.

Starkregen im gesamten Hochsauerlandkreis

Starkregen gab es überall. Aber die Ausmaße und die Schäden sind offenbar regional unterschiedlich ausgefallen. Vor allem in Marsberg gab es zahlreiche Großeinsätze. Straßen wurden überflutet, Keller waren vollgelaufen. Bereits gegen Mitternacht war aus Leitmar ein unter Wasser stehender Pferdestall gemeldet worden.

Eine besonders bedrohliche Lage entwickelte sich im Ortsteil Udorf. Dort trat der Orpe-Bach über die Ufer und breitete sich als reißender Fluss aus. Mit hunderten Sandsäcken wurde versucht, das Wasser von den Häusern fernzuhalten. Mit steigendem Pegel benötigten die Einsatzkräfte vor Ort weitere Unterstützung. Auch der Wasserförderzug des HSK war im Einsatz, er pumpte Wasser aus der Orpe ab und führte es um die gefährdeten Bereiche herum zurück ins Bachbett. „Über 200 Einsatzkräfte waren unter Führung von Wehrleiter Josef Straub am Nachmittag im Einsatz, um die Situation unter Kontrolle zu bekommen“, so Ralph Pohle, stellvertretender Pressesprecher der Feuerwehr Marsberg.

Schauspiel am Diemelsee

Auch in Leitmar und Canstein taten sich weitere Einsatzstellen auf, dorthin wurden die Einheiten aus Leitmar, Canstein und Diemelsee-Vasbeck beordert. Die Löschgruppe Giershagen stellte während dieser Zeit den Grundschutz im Marsberger Südosten sicher. Um die Wassermassen der Orpe in den Griff zu bekommen, entschied sich die Einsatzleitung um Wehrleiter Josef Straub, den Wasserförderzug des HSK nach Udorf anzufordern.

Ein beeindruckendes Bild: die überlaufende Sperrmauer der Diemeltalsperre am Donnerstagmorgen.
Ein beeindruckendes Bild: die überlaufende Sperrmauer der Diemeltalsperre am Donnerstagmorgen. © Matthias Böhnwald

Ein besonderes Schauspiel bot der Diemelsee. Der läuft seit der Nacht zu Donnerstag über. Das Wasserschifffahrtsamt Hann.Münden hat zwar im Laufe des Mittwochs mit seinem Starkregen den Ablauf erhöht, aber der See konnte die Wassermassen nicht fassen. Knapp 20 Million Kubikmeter Wasser fasst der See bei Vollstau. Im gesamten Regierungsbezirk Arnsberg wurden bis Donnerstagnachmittag, 14.30 Uhr, insgesamt 5.632 Einsätze mit 6.106 Kräften registriert.

Für derartig Notlagen hat NRW Landeskonzepte für die „vorgeplante überörtliche Hilfe“ in der Schublade. Sie sehen vor, dass bei außergewöhnlichen Schadensereignissen sehr viele Helferinnen und Helfer samt Material innerhalb kürzester Zeit gezielt und bedarfsgerecht in anderen Regierungsbezirken oder auch Bundesländern eingesetzt werden können.