Schmallenberg. Der Donnerstag war geprägt vom großen Aufräumen. Wo bis zuletzt gepumpt wurde und wie die B511-Sperrung am besten umfahren werden kann.
Es war ein Jahrhundertwasser in bislang nie dagewesenem Ausmaß. Das Unwetter traf Schmallenberg heftig, insbesondere die Ortsteile Dorlar, Niederberndorf, Berghausen und Arpe wurden von den Regenmassen regelrecht überschwemmt. Während am Mittwochmorgen die Lage noch vergleichsweise ruhig war, stiegen die Pegel der Bäche ab dem Vormittag nahezu im Minutentakt.
Am Mittwochnachmittag verkündete die Feuerwehr der Stadt Schmallenberg, dass man Niederberndorf „aufgeben“ müsse, dort sei gegen die Wassermassen kein Kraut gewachsen. Ebenso in Dorlar hatten die vereinten Kräfte aus Feuerwehr, THW, Anwohnern und Nachbarn lange probiert, Herr über die übertretende Leiße zu werden. Auch da musste man sich geschlagen geben, in einigen Wohnungen stand das Wasser bis zu 60 Zentimeter hoch.
In der Nacht zum Donnerstag endeten die Regengüsse. Was blieb war eine Schneise der Verwüstung. Am Donnerstagmittag pumpten immer noch Feuerwehrkräfte Keller leer, während Anwohner ihr zerstörtes Gut aus den Kellern, Wohnungen und Garagen räumten. Das Schlimmste hatte Schmallenberg zu dem Zeitpunkt aber überstanden.
Die Betroffenen
„Ich bin sprachlos, so etwas habe ich noch nie erlebt“, hieß es beispielsweise aus Dorlar. Dort mussten am Mittwochnachmittag sogar Anwohner evakuiert werden. Die Leiße war mit enormer Wucht durch die komplette Ortsmitte geströmt, hatte Zäune um- und Bäume abgerissen, die so zu Staudämmen wurden und die Wassermassen in die Wohnungen trieben. Fenster, Wände und Türen zeigten, wie hoch das Wasser zwischenzeitlich stand.
Das Niederberndorfer Unterdorf war ebenso machtlos. Ganze Wohnungen sind zerstört, Anwohner mussten hilflos zusehen, wie das Wasser Mobiliar, Elektronik und persönliche Erinnerungen für immer zunichte machte. Vieles konnte, weil das Wasser so schnell stieg, gar nicht gerettet werden.
Gleiches in Arpe. Eine junge Familie hatte dort ihre Wohnung erst vor wenigen Monaten bezogen, jetzt ist alles hinüber: Kostbare Holzböden, das gesamte Inventar. Alles kaputt. Zudem stürzte eine massive Eiche um, die schon Jahrzehnte am Arpe-Bach stand, staute so den fließenden Strom. Im angrenzenden Kuhstall stieg das Wasser, zum Glück blieb der Landwirt von einer totalen Katastrophe, die auch Tierleben gekostet hätte, verschont.
Verkehr
Am frühen Mittwochabend verkündeten StraßenNRW, Polizei und Feuerwehr, dass die Regenmassen dafür gesorgt haben, dass die B511 über- und unterspült wurde, Teile einfach weggebrochen sind. Ralf Fischer am Mittwoch: „Die Straße wird für Wochen gesperrt bleiben.“
Um die Verkehrssituation zu entspannen, wird die L776 ab Samstagmittag, 17. Juli, wieder für den Verkehr freigegeben. Die vorhandenen Baustelle zur Herstellung des nördlichen Anschlusses der neuen Umgehungsstraße an das bestehende Straßennetz wird vorübergehend ausgesetzt. Informationen zur Wiederaufnahme werden rechtzeitig bekanntgegeben.
Die B511 ist vom Ortsausgang Bad Fredeburg bis Ortseingang Mailar gesperrt, kann also über Ebbinghof und Berghausen umfahren werden.
Feuerwehr
Stefan Schmidt ist gebürtiger Niederberndorfer, war seit Mittwochmorgen im Einsatz: „Ich selber bin erst 40 Jahre alt, aber auch die Alten sagen: So etwas haben wir noch nicht erlebt.“
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Am Donnerstag wurde in erster Linie aufgeräumt und abgepumpt. Straßen, Höfe und Wohnungen sind überzogen mit einer Schicht aus Schlamm, Dreck und Gehölz.
Mit Stand Donnerstagmittag teilte die Feuerwehr mit, dass bislang 75 Einsätze abgearbeitet wurden. In der Spitzenzeit wurden pro Minuten 13.000 Liter abgepumpt, insgesamt rund 75.000 Kilogramm Sand verbaut. Unterstützt wurde die Feuerwehr auch vom DRK. Ralf Fischer, Sprecher der Feuerwehr der Stadt Schmallenberg, lobte die Zusammenarbeit: „Ich hätte in der Form nicht damit gerechnet, dass alles so gut funktioniert. Das hat super geklappt.“ Verletzte seien ebenso nicht zu vermelden: „Wir sind mit einem blauen Augen davon gekommen.“
Welle der Hilfsbereitschaft
Während der Einsätze am Mittwoch und Donnerstagmorgen überschwemmte das Stadtgebiet aber auch eine Welle der Hilfsbereitschaft. Nicht nur THW, DRK und Feuerwehrkräfte aus dem Kreisgebiet halfen, auch Baufirmen, Landwirte, Nachbarn und Schmallenberger aus nicht betroffenen Stadtteilen packten mit an.
Teilweise wurde Hilfe auch über die soziale Medien angeboten.
Anwohner kochten Kaffee und Tee für die Einsatzkräfte, boten Mahlzeiten zur Stärkung an.
Hier geht es zum Bericht vom Mittwoch sowie zur Fotostrecke mit Bildern vom Mittwoch.
Hier gibt es eine Fotostrecke mit Bildern von den Aufräumarbeiten.